Schermann, Theodor, Frühchristliche vorbereitungsgebete zur taufe (papyr. berol. 13415)

(München :  C.H. Beck,  1917.)

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I. Beschaffenheit des Papyrusblattes, Text und
Übersetzung.

Wiederum haben uns Papyrusfragmente ein Stück christ¬
licher Kulturgeschichte entfaltet, und zwar dieses
Mal aus der unmittelbarsten Vorbereitungszeit der Erwählten
zur Taufe. Die Herausgabe verdanken wir dem bekannten
Koptologen Carl Schmidt^ in Berlin, welcher den Text in
scharfsinniger und peinlicher Art wiederherstellte.

Das Papyrusblatt trägt jetzt im ägyptischen Museum zu
Berlin die Nummer: Papyr. Berol. 13415. Der Schrift nach
dürfte es dem vierten Jahrhundert angehören. Nach der Photo¬
graphie, 2 welche der Veröffentlichung beigegeben wurde, sind
beide Seiten ^ des Blattes (recto mit 37 Zeilen, verso mit
38 Zeilen) beschrieben, wobei die beschriebene Zeile oder deren
Raum in der Regel 27—29 Buchstaben aufweist. Zwischen
kleineren Satzteilen sind Kola über der Zeile gesetzt, wohl
für kleinere Ruhepausen im Vortrag der Gebete, welche von
mehreren gesprochen wurden. Zwei Zeichen am Rande be¬
anspruchen noch besonderes Interesse, weil sie im liturgischen
Papyrus von Der Balyzeh^ sich auf dem letzten Blatt in
ähnlicher Weise finden.0 Am Ende des ersten Gebetes ist
am Rande  ein Schlußzeichen,  ursprünglich wohl  aus einem

^ Zwei altchristliche Gebete. In „Neutestamentliche Studien. Georg
Heinrici . . dargebracht" [Untersuchungen zum Neuen Testament, heraus¬
gegeben von Hans Windisch, Heft 6].   Leipzig 1914, 66—78.

2   In dem Bande „Neutest. Studien für Georg Heinrici" Tafel H und HI
nach S. 78 eingeheftet.

3  Die Größe des Blattes selbst 28 x 16 cm, die der beschriebenen
Fläche 23 x 14 cm; s. C. Schmidt S. 66. W. Schubart weist das Blatt
dem Ende des 4. Jahrhunderts zu (große aufrecht stehende Unziale).

^ Vgl. die Phototypie dieses Papyrus in Revue Benedictine 26, 1909,
der Ausgabe von P   de Puniet (S. 34—51) beigegeben.

5 Th Seh., Der liturgische Papyrus von D§r Balyzeh (T. u. U. 36. Bd.
Heft 16), Leipz. 1910, 2. A. 3; 3 über das Vorkommen solcher Schlußzeichen
in Papyri und Hss., z. B. Vatic. B, wo es das Ende von Kapiteln und Ab¬
schnitten anzeigt.

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