Brunn, Enrico, Denkmäler griechischer und römischer Sculptur

(München :  F. Bruckmann,  1888-1947.)

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555-
 

555. Medaillons am Constantinsbogen.

Rom.
 

Links. Opfer an Apollon. Auf der
Nordseite eingelassen. Ant. Denkmäler d. J. I,
Taf. 42,2. Röm. Mitt. d. J. 1889, Taf. XII, 1.
Petersen, vom alten Rom, p. 41 f. Derselbe,
Ära Pacis Augustae, p. 73, Anm. 1.

Durchmesser mit dem Rahmen ca. 2,20 m.
Marmor anscheinend pentelisch. Das Ganze
ursprünglich bemalt.

Von Einzelheiten bemerkt Petersen (im Text
zu den „Antiken Denkmälern" und in der „Ära
Pacis Augustae"): „An der Figur des Gottes
geht ein Spalt durch den Hals 0- — Figur 1
(von links): Stützen für den Spiess unter dem
r. Knie, an Oberarm und Rahmen. — Figur 2:
der Nimbus ist später zugefügt, durch einen
eingegrabnen Kreis, verbunden mit Abschrägung
gegen den Einschnitt der Kreislinie von aussen
her 2). — Figur 3: das Fussende des Spiesses
ist auf dem Boden zwischen dem Altar und r.
Fuss erhalten; zwei Stützen vor der r. Brust. —
Messpunkte neben Apollons Achseln, am Hinter¬
teile des Greifen."

Nach den Abbildungen — persönliche Unter¬
suchung des Originales war mir noch nicht
möglich — ist hinzuzufügen, dass der Kopf der
zweiten, durch den Nimbus ausgezeichneten
Figur vom Körper getrennt gewesen zu sein
scheint, seine ursprüngliche Zugehörigkeit zur
Figur also nicht sicher ist. Die obere Profilierung
des Kreissegmentes unten ist in späterer Zeit bis
auf das mittlere Stück abgearbeitet worden.

In der Mitte auf hoher Basis, vor welcher
ein Altar, die Statue des Apollon, mit Leier,
Dreifuss, Schlange, Greif und Lorbeer, nach einem
Typus des 4. Jahrhunderts. Von links her
naht der Kaiser, wie seine Begleiter in Tunica
und Paludamentum. Seine Linke schultert die
Lanze, die fehlende Rechte hielt vermutlich die
Opferschale, aus der er dem Gotte spendete.
Die Züge seines Antlitzes sowie die Behand¬
lung von Haar und Bart weisen etwa auf
gordianische Zeit (rund 230 n. Chr.). Anscheinend
den nämlichen Kopf trägt der Kaiser auf dem
Medaillon mit dem Opfer an Hercules.   Hinter
 

^) Ebenso, nach der Abbildung, an der Figur rechts,
die das Pferd führt.    Wohl blos Verletzung.

2) Vgl. Stephani, Nimbus und Strahlenkranz p. 131 f.
Der Nimbus ist das Zeichen der königlichen Macht und
Würde.
 

ihm ein bärtiger Begleiter, der auf dem Medaillon
mit dem erlegten Löwen rechts vom Kaiser
wiederzukehren scheint. Seine Physiognomie
erinnert an Hadrian; Petersens) hält es nicht
für ausgeschlossen, dass er selbst gemeint sei.
Auf der andern Seite des Götterbildes hält ein
Bartloser, der ausser Tunica und Paludamentum
noch enganliegende Hosen trägt, das Ross des
Kaisers. Wir haben in ihm offenbar keinen
gewöhnlichen Diener zu erkennen, da er auf den
Medaillons mit dem Opfer an Hercules wie an
Diana an bedeutsamer Stelle wiederkehrt. Nach
seiner Physiognomie dürfte er in spätflavische
oder traianische Zeit gehören.

Die dargestellte Scene bezieht sich offenbar
auf ein Opfer an Apoll vor dem Auszug zur
Jagd. Beim Antritt einer kriegerischen Unter¬
nehmung dürfte das officielle Personal einer
feierlichen Staatshandlung kaum fehlen.

Rechts. Auszug zur Jagd. Auf der Süd¬
seite eingelassen. Ant. Denkmäler d. J.I, Taf. 43,5.
Röm. Mitt. d. J. 1889, Taf. XII, 2. Weitere
Erwähnungen, sowie Maasse, Material, Poly-
chromie: siehe oben.

Petersen: „Fussende des Spiesses rechts am
linken Fuss. Die ganze untere Rahmenprofilierung
und das Fussbodenprofil links abgemeisselt".
Aus dem Thorbogen heraus schreitet der
Kaiser, sein Pferd am Zügel führend. Zu seiner
Linken ein an Rang ihm nahestehender Gefährte.
Beiden Figuren fehlt der Kopf, gänzlich oder in
seinen wesentlichen Teilen. Zwischen ihnen,
im Hintergrunde, ein nach der Stadt zurück¬
blickender Jüngling, dessen Linke den Wurf-
spiess packt. Seine Züge gleichen denen des
Antinous4); er kehrt anscheinend auf dem Bilde
der Eberjagd wieder. Dem Zuge voraus schreitet
ein, dem Vorigen physiognomisch verwandter,
zweiter Jüngling, mit Jagdspeer und aufblickendem
Hunde. Am linken Ende des Medaillons ein
knorriger Feigenbaum.

Über  das Weitere siehe die Bemerkungen
zu Tafel 565.
 

3)  Röm. Mitt. a. a. O. pp. 319 und 324.

4)  Der Kopf ist besonders deutlich erkennbar auf
der Abbildung in den „Antiken Denkmälern''. Petersen
(p. 324) nennt, nach Belloris Vorgange, vielmehr den andern
Jüngling links Antinous; wie mir scheint, mit geringerem
Recht.
 

Denkmäler griech. u. röm. Sculptur
Tafel 555.
 

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.
München 1903.
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