Brunn, Enrico, Denkmäler griechischer und römischer Sculptur

(München :  F. Bruckmann,  1888-1947.)

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559-
 

559.    Medaillons am Constantinsbogen.
 

Rom.
 

Links. Eberjagd. Auf der Nordseite ein¬
gelassen. Ant. Denkm. d. J. I, Taf. 42, 1. Röm.
Mitt. d.J. 1889, Taf. XII, 3. Petersen, Ära Pacis
Augustae, p. 73, Anm. 1.

Petersen: „Am Reiter links Puntelli für die
Rechte an der Hüfte, für den Spiess am Ge¬
wand über der Schamgegend. Am Kaiser ist
der Kopf aufgesetzt und überarbeitet. Der
Nimbus ist später zugefügt, mit einfach einge-
grabnem Kreis. Die Richtung des Spiesses,
fast senkrecht auf den Nacken des Ebers, ist
durch vier Stützen, die oberste am Rahmen,
die unterste am r. Knie, gegeben. An ver¬
schiedenen Stellen sind Messpunkte stehen ge¬
blieben. Das Fussbodenprofil links und rechts
abgemeisselt."

Wildschweinjagd auf sumpfiger, eichenbe-
standner Wiese. Der Kaiser und sein vorderer
Begleiter in Tunica, Mantel, kurzen Hosen und
niederen Stiefeln. Die Pferde tragen Sättel.
Die Physiognomie des Reiters links Flavischem
noch verwandt; er scheint auf dem Medaillon
mit dem getöteten Löwen auf der rechten Seite
wiederzukehren. Der mittlere Reiter, im Hinter¬
grund, unverkennbar Antinous, den wir auch
auf dem Bilde mit dem Auszug zur Jagd
wiederzuerkennen geglaubt haben. Der bart¬
lose Kopf des Kaisers ist nach Petersen aufge¬
setzt und überarbeitet. Es lässt sich ebenso
wenig sagen, wen er vor dieser Überarbeitung
dargestellt hat; noch, wer unter den jetzigen
Zügen mit ihm gemeint ist.

Rechts. Opfer an Diana. Auf der Süd¬
seiteeingelassen. Ant. Denkmäler d.J. I, Taf. 43,8.
Röm. Mitt. d.J. 1889, Taf. XII, 4.

Petersen: „Das Götterbild hält in der Rechten
eine Fackel (Schaft unten. Stützen oben), in der
Linken einen zum Grund rückwärts gekrümm¬
 

ten Gegenstand (Bogen); der Köcher ist über
der r. Schulter sichtbar; auf dem Altar sind
anscheinend keine Flammen, aber kreuzweis
geschichtete Stäbe, darüber Früchte, in der
Mitte ein Pinienzapfen sichtbar. Über diesen
hält der Kaiser die Rechte wagerecht, die in¬
nere Fläche nach unten; vom Spiess in der
Linken ein Schaftstück an der 1. Schulter, das
Fussende vorm r. Fuss. — Die Figur 1. vom
Altar hält in der Linken das Schwert in der
Scheide, während die Rechte anscheinend leer
herabhing. — Die letzte Figur rechts: vom Spiess
Stützen; die Spitze oben am Baumstamm."

Die untere Rahmenprofilierung und die En¬
den des Fussbodenprofils abgemeisselt.

In der Mitte, in schattigem Lorbeerhaine,
auf hoher runder Basis das Standbild der Diana,
mit Fackel, Köcher und Bogen. Davor ein Altar
mit Früchten, die der Göttin zum Opfer gespendet
werden sollen. Der Schädel des erlegten Ebers
hängt hoch in den Ästen, Beutegabe für die gött¬
liche Jägerin. Der Kaiser, wie auch sonst an Grösse
seine Gefährten überragend, nach Priesterart den
Mantel über den Kopf gezogen, hält die Rechte
weihend über den Altar; in der Linken ruht
der Jagdspiess. Sein Antlitz ist fast gänzlich
zerstört; dem Anschein nach war es bartlos.
Hinter ihm ein, ebenso unkenntlicher, bärtiger
Begleiter, gleichfalls mit Spiess. Dem Kaiser
gegenüber ein älterer Bartloser, das Schwert
in der Linken, offenbar derselbe, dem wir be¬
reits bei dem Opfer an Apoll begegneten und
der auch bei dem Opfer an Hercules wieder¬
erscheint. Hinter ihm ein bärtiger Genoss,
den gesenkten Speer in der Linken.

Über das Weitere s. die Bemerkungen zu
Taf. 565.
 

Denkmäler griech. u. röm. Sculptur
Taf. 559.
 

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.
München 1903.
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