56o.
560. Medaillons am Constantinsbogen,
Rom.
Links. Bärenjagd. Auf der Südseite
eingelassen. Antike Denkmäler d.J. I, Taf. 43, 7.
Röm. Mitt. d.J. 1889, Taf. XII, 6.
Petersen: „Stützen für Spiesse am mittleren
und am linken Reiter. Beim Reiter rechts
Bruchfläche zwischen Zeigefinger und Daumen
der Rechten.'^ Die äussere glatte Rahmenleiste
ist unten abgemeisselt worden.
Die Anordnung der Scene erinnert an die
der Eberjagd. Wie dort, ist der Kaiser von
zwei berittenen Gefährten begleitet und im Be¬
griff, das Wild zu fällen. Dieses ist, nach seiner
Grösse zu schliessen, ein ganz junges Tier.
Der Kopf des Kaisers ist gänzlich zerstört.
Sein voraussprengender Begleiter wird von
Petersen mit dem bartlosen Älteren identificiert,
der auf dem Bilde mit dem Opfer an Diana
links vom Altar steht und den wir auch bei
dem Opfer an Apoll und dem Opfer an Her¬
cules wiedererkennen zu dürfen glauben. Bei
der starken Zerstörung unseres Medaillons ist
mir die Richtigkeit der Petersenschen Ver¬
gleichung zweifelhaft. Der andere Begleiter im
Hinterg unde ist jugendlich, bartlos; seine Fri¬
sur erinnert an die des Antinous, der aber
selbst nicht gemeint zu sein scheint.
Rechts. Opfer an Silvan. Auf der Süd¬
seite eingelassen. Antike Denkmäler d. J. I,
Taf. 43, 6. Röm. Mitt. d.J. 1889, Taf. XII, 5.
Petersen: „Die äussere glatte Rahmenleiste
unten und die beiden Enden des Fussboden-
profiles sind abgemeisselt worden. Für die
Rechte des Gottes und ihr Attribut zwei
Stützen in wagerechter Linie. Über den Baum,
eine immergrüne Eiche [?], ist ein Bärenfell ge¬
hängt, kenntlich am Kopf und einer hängenden
Tatze. — Der Mann hinter dem Götterbild hält
sich mit der Linken am Baumast, während die
Rechte einen Kranz hinter den Kopf des Götter¬
bildes hält. — Bei dem Jüngling mit erhobner
Rechten ist der Gegenstand hinter der Linken
undeutlich. — Am Kaiser Messpunkt an der
rechten Wade. — Die letzte Figur rechts stützt
die Linke ohne Spiess auf die Hüfte."
Die Jagd ist beendet, das Beutestück wird
der Gottheit geweiht. In den Ästen des alten
knorrigen Baumes hängt das Fell des erlegten
Bären. Es ist dem Silvan geheiligt, dem Gott des
Waldes und der Fluren, dessen Standbild auf hoher,
vierseitiger Basis hinter dem Altare sich erhebt.
In seinen Formen ist dieses einer älteren Statue
nachgebildet: der gleichmässige Stand der Füsse,
die strenge Durchbildung der Muskulatur, die
altertümliche Haar- und Barttracht weisen auf
ein Vorbild aus der ersten Hälfte des fünften
Jahrhunderts. Aber das fruchtgefüllte Ziegen¬
fell, das über den 1. Arm hängt, und das Messer
in der Rechten, für welches wenigstens noch
die Puntelli vorhanden sind, lassen trotz des
Mangels anderer ständiger Attribute, des Hundes
und der Jagdstiefel, keinen Zweifel, dass wirk¬
lich Silvan selbst gemeint ist. Ihm, dem Natur-
gotte, ist auch die Hirtenflöte geweiht, die an
der Eiche neben dem Bärenschädel hängt. Ein
Sclave, barfüssig und in Exomis, ist damit be¬
schäftigt, ihm einen Kranz aufs Haupt zu setzen.
Er steht auf einer Felserhöhung hinter dem
Standbilde und zieht sich an einem Aste des
Baumes etwas in die Höhe; die Rechte (von
der wohl die Ansatzspuren auf dem Relief¬
grunde und an der Rahmenleiste herrühren?)
hielt den Kranz ^). Von der Figur des
Kaisers, der mit seinen Gefährten anbetend
der Gottheit entgegentritt, ist die ganze obere
Hälfte abgesplittert. In der Linken hielt er
den Speer, die Hechte breitete er über den
Altar. Auch die Gesichtszüge des hinter ihm
Stehenden sind unkenntlich. Er stemmt die
Linke in die Hüfte. Der Jüngling zur Rechten
des Kaisers hebt die Rechte adorierend empor.
Er erinnert in den Gesichtszügen einigermaassen
an Antinous, ohne dass man behaupten könnte,
dieser sei wirklich gemeint.
Über das Weitere s. die Bemerkungen zu
Taf. 565.
^) Nach Petersen.
Denkmäler griech. u. röm. Sculptur
Taf. 560.
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.
München 1903
|