Brunn, Enrico, Denkmäler griechischer und römischer Sculptur

(München :  F. Bruckmann,  1888-1947.)

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565.
 

565. Medaillons am Constantinsbogen.

Rom.
 

Links. Das Ende der Löwenjagd. Auf
der Nordeite eingelassen. Ant. Denkmäler d.J. I,
Taf. 42, 3. Röm. Mitt. d. J. 1889, Taf. XII, 7.
Petersen, Ära Pacis Augustae, p. 73, Anm. 1.

Petersen: „An der Figur 1. endete der Spiess
oberhalb des r. [? vielmehr 1. ?] Kniees auf
dem Gewand. — Am Kopf des Kaisers Spalt
durch den Hals. Er ist aufgesetzt und über¬
arbeitet. Der Nimbus ist später hinzugefügt
worden. Die Rechte des Kaisers hielt eine
Waffe, deren Stützen am Gewand der Figur 1.
und am Rahmen sichtbar sind. — Die dritte
Figur hält den Spiess mit der Spitze nach unten.
— An der vierten Figur Spalt im Hals und
zwischen Kopf und Grund; der Spiess (Schaft
am Rahmen und 1. Ärmel, Stützen am r. Bein,
sowie an der Schulter der fünften Figur) hatte
die Spitze ebenfalls nach unten. — Messpunkt
bei Figur 4 am 1. Oberschenkel. — Die Rahmen¬
leiste ist hier, wegen der Figur des Löwen, nicht
abgearbeitet.^'

Dieses Medaillon ist, wie in der gesammten
Gruppierung der Figuren, so auch in der Durch¬
führung der einzelnen Bewegungsmotive ent¬
schieden das schwächste der ganzen Reihe. Der
erlegte Löwe liegt, kümmerlich zusammenge¬
drückt, am Boden. Aber was thun die Jäger?
Petersen meint, sie seien von den Pferden ab¬
gestiegen, um die Beute aus der Nähe zu be¬
trachten. Aber weder mit Blick noch Bewegung
wenden sie sich zu dem Thiere. Der Kaiser
scheint vielmehr mit der Linken dem älteren,
rechts stehenden Gefährten Etwas darzureichen.
Zwischen ihnen, handlungslos, ein zweiter,
bärtiger Gefährte; die Art, wie er steht, besonders
ungeschickt. Zu beiden Seiten dieser Mittel-
scene, die in einem Eichenhaine spielt, hält ein
Jüngling ein Ross am Zaume. Die Figur rechts
ebenfalls arg verunglückt: sie will offenbar das an¬
drängende Ross mit Gewalt zurückschieben, der
ruhige Stand des Thieres lässt aber diese gequält
energische Bewegung ganz überflüssig erscheinen.

Der Kopf des Kaisers ist bartlos. Es lässt
sich weder sagen, wen er ursprünglich, vor
der Überarbeitung, darstellte, noch, wer jetzt
mit ihm gemeint ist. Dem Gefährten, zu dem
er sich wendet, glaubten wir bereits auf dem
Medaillon mit der Eberjagd zu begegnen; doch
soll  diese Identification nicht für sicher gelten.
 

Seine Physiognomie möchte ich als die eines
Flaviers in hadrianischer Ausführung bezeichnen.
Der Bärtige zwischen ihnen erinnert Petersen
etwas an Hadrian i); wir haben die nämliche
Persönlichkeit bereits auf dem Medaillon mit
dem Opfer an Apoll vermutet. Die Gesichts¬
züge der beiden Jünglinge an den Seiten gehören
ebenfalls hadrianischer Zeit an.

Rechts. Opfer an Hercules. Auf der
Nordseite eingelassen. Ant. Denkmäler d.J. I,
Taf. 42, 4. Röm. Mitt. d. J. 1889, Taf. XII, 8.
Petersen, Ära Pacis Augustae, p. 73,  Anm. 1.

Petersen: „Auf dem Panzer rechts neben dem
Götterbild der Kopf eines Löwenfells, darauf
Stütze für die linke Hand; auf dem Hals des
linken Panzers Bruchstelle; die Basis des Bildes
regelmässig geschnitten, namentlich an den Ecken;
unter den Füssen flachgewölbter Gegenstand [ist
es nicht vielmehr nur einfach Felsboden ?]. Ein
Bauwerk ist, ausser durch die Bekränzung,
auch noch links durch 3 [vielmehr 4] Vertical-
linien, Grenzen vorspringender Teile, angedeutet,
die erste am hängenden Kranz, die zweite hinter
dem Kopf von Figur 2, die dritte links vom
Spiess von Figur 1, [die vierte hinter dem Kopf
von Figur 1]. — Der Spiess von Figur 2, dessen
Fussende am r. Fuss, dessen Schaft am r. Ärmel
zu spüren, deckte fast denjenigen von Figur 1. —
Beim Kaiser spricht die Stelle der Stütze unter
der r. Hand für eine Patera. Zwei Messpunkte
an seinem r. Unterbeine. Sein Kopf ist der ur¬
sprüngliche, aber überarbeitet; zwischen Gewand
und Haar glaubt man die Grenze der Über¬
arbeitung zu erkennen. Der Nimbus ist später
zugefügt. Die untere Rahmenleiste abgearbeitet."

Das Fell des erlegten Löwen ist im Heilig¬
tum des Hercules aufgehängt worden, dem der
Kaiser jetzt ein Opfer darbringt. Mit der Rechten
giesst er eine Spende in die Flammen des Altars;
seine Linke hält die Lanze. Das Gewand hat
er als Opfernder über das Haupt gezogen. Seine
Züge gleichen denen des Kaisers auf dem Opfer
an Apoll; das Porträt gehört ungefähr in gor¬
dianische Zeit. Ihm gegenüber der nämliche
bartlose Ältere, dem wir bereits auf den Medaillons
mit den Opfern an Apoll und an Diana begegnet

^) noch mehr an einen Kopf des Museo Capitolino,
Galleria n° 32, von dem mir zur Zeit keine Abbildung
zur Verfügung steht.
 

Denkmäler griech. u. röm. Sculptur
Tafel 565.
 

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.
München 1903.
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