Brunn, Enrico, Denkmäler griechischer und römischer Sculptur

(München :  F. Bruckmann,  1888-1947.)

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576
 

576. Herme der Aphrodite.

Neapel, Museo nazionale.
 

Inventar 6369. Gerhard-Panofka p. 34, n° 99.
Furtwängler, Meisterwerke p. 98, Anm. 2, n° n.
Sal. Reinach, recueil de tetes antiques pl. 87,
p.70f.; hier weitere Litteratur. Aus Herculaneum.
Der Kopf trug bis vor wenigen Jahren auf der
Mitte des Oberschädels eine moderne Turmkrone
und galt danach als eine Darstellung der Kybele.
Ergänzt ist (nach Mitteilung von Paul Herrmann)
nur der untere Teil des Hermenbruststückes
und die äusserste Spitze der rechten Schulter¬
locke.   Die Nase ist intact.   Das Ganze geputzt.
 

eines der berühmten und beliebten Meisterwerke
des Altertums wiedergiebt. Und auch heute
können wir die Bewunderung der Alten für
diese herrliche Schöpfung ohne Weiteres ver¬
stehen. Hoheit und vornehmbare Unnahbar¬
keit vereinen sich in ihr mit der süssen Lieblich¬
keit des verlangenden Weibes. Ohne Zweifel ist
die Göttin der Liebe, Aphrodite, dargestellt. Für
ein Porträt sind der individuellen Züge zu wenige
vorhanden. Die langgezogenen, schmalen, ver¬
schwimmenden Augen, den leise geöffneten Mund,
 

Zahlreiche Wiederholungen  und  Umgestal¬
tungen des Typus*)  beweisen, dass der Kopf
 

') Zu der Aufzählung der Repliken bei Furtwängler
a.a.O. sind hinzuzufügen: das von Heibig, Führer' II, n°964
erwähnte Exemplar im Besitze des Duca di Poggio Nativo;
eine vor einigen Jahren für die Münchener Glyptothek
angekaufte Herme (Furtwängler, 100 Tafeln, p. 13); und ein
Kopf im Besitz von Sir Charles Robinson in London
(„Burlington Fine Arts Club. Exhibition of ancient greek
art," 1904. PI. XL, n° 62; p. 257. — Reinach, recueil de
tgtes antiques, pl. LXXXVIII. — Auctionskatalog der Samm¬
lung J. C. Robinson, 17. und 18. April 1902, bei Christie,
Manson & Woods in London, p. 28, n° 241). Im römischen
Kunsthandel befand sich vor einigen Jahren ein Exem¬
plar, das gefälscht gewesen sein soll.
 

der die oberen Zähne etwas sehen lässt, finden
wir bei schönen, lebensfrohen Frauen. Das Haar
ist sorgfältig gewellt und durch die dreifach um-
geschiungene Binde, die ömo&oöcpev&ovri, zierlich
gegliedert. So ist denn der Kopf auch in einer
Madrider Doppelherme''') mit einem Jünglings¬
typus vereint, in dem man') mit Sicherheit Eros
erkannt hat. In einer Marmorstatuette aus Syrien,
in der Sammlung de Clercq in Paris, einer helle¬
nistischen Contamination, ist er, in Einzelheiten
geringfügig  verändert, mit  dem  Körper einer
 

•) Arndt-Amelung, Einzelaufnahmen, n° 1646- 48.
') Furtwängler, Meisterwerke, p. 101.
 

Denkmäler griech. u. röm. Sculptur
Tafel 576.
 

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.
München 1904.
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