Brunn, Enrico, Denkmäler griechischer und römischer Sculptur

(München :  F. Bruckmann,  1888-1947.)

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594-
 

594.  Bronzestatue eines Satyrs.

Neapel, Museo nazionale.
 

Fig. 1
 

Inventar 5624. Comparetti-de Petra, la Villa
Ercolanese, Tav. XV, 1; S. 268, 181. Clarac 720,
1724. Müller-WieselerII,Taf.43, n°529. Winckel¬
mann, Werke, V, S. 142 (Gesch. der Kunst, Buch
7, Cap. 2, S 17). Weiteres bei Comparetti-de
Petra. Rayet, monuments de l'art antique, pl. 60.
Benndorf, Österreich. Jahreshefte, 1901, S. 173.

Gefunden in Portici am 6. März 1756; der
Kopf war gebrochen, ebenso zweimal der rechte
Arm. Die spanischen Fundberichte (W. und C.
bei Comparetti-de Petra S. 181) nennen die Statue
vollständig erhalten^). Nur der Felsensitz ist
ergänzt (bei den Findern galt die Statue zuerst

') Sie sprechen davon, dass die linke Hand das linke
Knie angreift (>con la mano izquierda agarra el rodillo
izquierdo levantando la piema<); nun sitzt nach Angabe
von PaulHerrmanh, defdte Figur in Neapel zu untersuchen
die grosse Freundlichkeit hatte, der linke Arm nicht richtig
am Körper: es klafft unter der Achsel eine ziemlich
breite Fuge. Aus dem Fundbericht ist zu schliessen,
dass diese Fuge erst nach der Auffindung entstand; die
Hand gehört also viel näher zum Knie, wenn sie dieses
auch   nie   wirklich   angegriffen   haben   kann.   —   Nach
 

als die eines Springenden), und es ist anzu¬
nehmen, daß er auch ursprünglich aus Stein
bestand.

Der Satyr, ein Knabe, ohne Pubes und mit
eben spriessenden Ziegenhörnchen über dem
kindlichen Gesicht, sank schlaf- und wohl auch
weinestrunken auf einen Felsensitz. Der rechte
Fuss ist ausgestreckt, der linke blieb, wo er im
Moment des Niederlassens, den Körper stützend,
stand; der linke Arm hängt schlaff herab, der
rechte ist über den Kopf gelegt, der im Schlaf
nach hinten fiel; mit offenem Munde atmet der
Schlafende.   Ein Zweig, an dem einst Blätter

Benndorf (a. a. O.) sind ergänzt: Ferse und zwei Zehen
des rechten Fusses mit einem Stück des Unterschenkels,
die rechte Brust sammt Bauch, das rechte Auge bis
in die Braue und auf den Backenknochen, eine grosse
Stelle der linken Backe, der rechte Arm in unharmonisch
falscher Lage. — Das letztere ist sicher ein Irrtum; denn
der rechte Arm wird im Fundbericht ausdrücklich erwähnt
(»con la mano derecha pone ö tiene en cima la cabeza,
la cual cabeza, como la mano derecha, el uno y oltro estan
separates <).
 

Denkmäler griech. u. röm. Sculptur.
Taf. 594.
 

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G.
München 1906.
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