Brunn, Enrico, Denkmäler griechischer und römischer Sculptur

(München :  F. Bruckmann,  1888-1947.)

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596 und 597
 

596 und 597. Statue eines Jünglings.

Kopenhagen, Glyptothek Ny-Carlsberg.
 

Fig. 1
 

Fig. 2
 

Die Statue ohne die (ihr fremden) Beine
 

Diese etwas überlebensgroße Marmorstatue
vergegenwärtigt uns in einer der römischen Zeit
angehörigen Kopie ein bisher ganz unbekanntes
Meisterwerk eines großen Künstlers des fünften
Jahrhunderts vor Chr.

Die Statue befand sich früher im Palazzo
Odescalchi zu Rom und ward von Matz und
Duhn, antike Bildwerke in Rom, Bd. I (1881),
n° 166 beschrieben. Sie ist in neuerer Zeit in
die Glyptothek nach Kopenhagen gekommen.
Als Matz und Duhn sie beschrieben, hatte sie
noch die modern ergänzten Arme; der linke
trug das Kerykeion, der rechte den Beutel des
Mercur. Diese Arme waren in roher Weise
mit grossen, außen sichtbar angebrachten Eisen¬
klammern befestigt, deren Spur noch an den
erhaltenen Teilen der Oberarme sichtbar ist.
Eine gleiche, offen liegende Eisenklammer ver¬
band im  Nacken  den Kopf mit dem  Körper.
 

Der Kopf war außerdem mit einem starken
viereckigen eisernen Dübel aufgesetzt, zu dem
vorn am Halse ein Vergußloch führte. Indeß
der Kopf ist antik und zugehörig; er paßt mit
der Bruchfläche genau auf den Körper. An dem
Kopfe ist nur die Nase modern.

Von den Beinen sind der linke Oberschenkel
mit Einschluß des Kniees und die obere Hälfte
des rechten Oberschenkels antik und ungebrochen.
Allein die übrigen Teile der Beine nebst Stamm
und Plinthe haben nichts mit der ursprünglichen
Statue zu tun; sie sind ihr zweifellos fremd.
Was zweifelhaft erscheinen kann, ist nur, ob sie
ganz neueren Zeiten angehören oder ob Stücke
davon antik sind und von einer anderen Statue
herrühren. Jene Teile bestehen nämlich aus
mehreren Stücken, die mit vielen Dübeln unter¬
einander verbunden sind. Herr Director Dr.
C. Jacobsen hat zusammen mit dem Inspector
 

Denkmäler griech. u. röm. Sculptur
Tafel 596 und 597.
 

Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G
München  1906.
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