Martina Olzog

Herbst 2000

Potsdamer Platz: das Gute Berlin

Vom Interview mit Gretchen Liebke

Wenn man wirklich Potsdamer Platz zwischen 1945-1961 studieren möchte, muß man zu erst wissen, wie es vorher aussah und auch was es früher bedeutete. Als am September 7, 1941 die ersten Bomben fielen, mußte man gewußt haben, daß Berlin nicht mehr dasselbe sein würde.

Potsdamer Platz bekam am 8.7.1831 seinen Name von König Karl Friedrich Schinker. Auch davor war dieses eine sehr besuchte Ecke und stand auch als Zollplatz. König Karl Friedrich wollte dort ein Tor bauen.

Es wurde aber mehr als ein Tor gebaut. Am Anfang des 20. Jahrhunderts war Potsdamer Platz der belebteste Punkt Berlins. All die besten Hotels, Kaffeehäuser, Kaufhäuser und Tanzhäuser waren am Potsdamer Platz angesiedelt. Potsdamer Platz war auch direkt in der Stadtmitte und war deshalb leicht ereichbar von allen Ecken Berlins. Viele Leute, jung und alt, kamen am Wochenende Nachmittags dahin um zu sitzen, am Grand Hotel Esplanade Kaffee zu trinken, in den Kaufhäusern Mendelssohn und Herthi einzukaufen und beim Haus Vaterland zu tanzen. Man nannte es damals „das gute Berlin" und „das reiche Berlin." Es wurde so besucht, daß auch ein Bahnhof (der Potsdamer Bahnhof) gebaut wurde.

Man traf sich oft an der Standuhr, die direkt in der Mitte des Platzes ganz hoch stand. Dawurde auch die erste Ampelanage eingeführt. Zu der Zeit kamen 6 Straßen an Potsdamer Platz zusammen: Potsdamer Straße, Bellvue Straße, Ebert Straße, Leipziger Straße, Streseman Straße und Alte Potsdamer Straße.

Während des Krieges war in der Nähe dieses sehr zentrallen Punktes aber auch Hitlers Bunker und viel Industrie. Deshalb wurde Herbst 1941 der Platz total durch Teppichbombardierung zerstört. Als der Krieg zu Ende war, blieb fast nichts mehr vom „Berliner Times Square"-dem Potsdamer Platz übrig. Von den vielen Gebäuden standen nur noch zwei. Sie waren Weinhaus Huth und das Moschehaus. Alle andere Gebäude waren Asche und Schutt.

Als die vier Mächte Berlin teilten, wurde Potsdamer Platz die Grenze von drei Allierten: sowjetisch (Bezirk Mitte), britisch (Tiergarten), und amerikanisch (Kreuzberg). Potsdamer Platz selbst lag aber im sowjetischen Sektor. Als die Trummerfrauen anfingen, alles weg zu bringen, war es deutlich, daß am Platz nicht viel wieder aufbaubar war. Die Steine wurden deshalb weg genommen um noch-stehende Häuser ein bißchen ausserhalb Stadtmitte zu reparieren.

Kein Geld kam herein, um Potsdamer Platz wieder aufzubauen. Er lag zu dicht an der Grenze zwischen den USA und der UdSSR. Flachland war für die Sowjets besser, weil sie leichter darüber mit ihren Panzern fahren konnten, um schneller zur amerikanischen Grenze zu kommen. Als die Steine alle weg waren, sah man nur die Fundamente von den großen Gebäuben-die Erinnerung an das, was einmal war.

1948 wurde die erste physische Grenze mit Farbe angezeichnet. Später wurde es mit Stacheldraht gemacht. Die Potsdamer Straße wurde in dem Eingrenzen von Berlin auch gesperrt. Am flachen Potsdamer Platz sah man nur noch Panzersperren.

Als die Leute Geld brauchten, war Potsdamer Platz der idealer Platz für den Schwarzmarkt, weil er direkt an den Grenzen lag. Um schnell Geld zu bekommen konnten Berliner ihre Sachen an den amerikanischen und russischen Soldaten leicht verkaufen. Geld wurde auch direkt für eins der Gelder die in die Zeit Wert hatten umgetauscht. Die Leute brachten Sachen von ihren Häusern (was nicht schon von den sowjetischen Soldaten weg genommen wurde) und Tauschten für Essen, Alkohol, und Zigaretten um. Sie brauchten auch Sachen, um ihre eigene Häuser wieder aufzubauen.

Dieser Schwarzmarkt war die einzige Sache, die am Potsdamer Platz los war in den Jahren zwischen 1945-1961. Wenige kamen dahin. Der früher mal belebteste Punkt Berlins war jetzt fast ein Niemandsland.

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