OJ 15/31, [1] : 1-31-24
Handwritten letter from Hermann Wunsch to Schenker, dated January 31, 1924
Berlin W 30, den 31. 1. 24
Aschaffenburgerstr. 8
Sehr verehrter Herr Professor!1
Ich erhielt aus der „deutschen Nothilfe“2 Ihre Spende im Betrage von 2.000 000 österr. Kronen. Gestatten Sie mir, daß ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank für Ihre hochherzige Spende ausspreche! Ich hoffe, daß ich recht bald die Freude erleben werde, mich auch vor Ihnen für die Annahme der Spende künstlerisch rechtfertigen zu können.
Ich habe mit der Propagirung meiner kompositorischen Arbeiten absichtlich gezögert, sodaß auch Sie sehr wahrscheinlich kaum meinen Namen kennen werden. Die Aufführung meiner II. Sinfonie in München (Hausegger|3) war eigentlich der erste Versuch, daß er so reiche Früchte trägt, wie es sich nun zeigt, freut mich und rechtfertigt meine Zurückhaltung gewissermaßen. Die Sinfonie kommt jetzt bereits am 11. Februar zu einer 2. Aufführung in Breslau, weitere Aufführungen sind vorgesehen.
Ich werde mir gestatten, Ihnen von Zeit zu Zeit Weiteres von mir mitzuteilen, wenn Sie es nicht übel aufnehmen würden.
Zur Zeit arbeite ich an meiner III. Sinfonie, und ich hoffe, daß es mir gelingen wird, auch einmal in Wien eine Aufführung möglich machen zu können, bei der ich anwesend sein möchte und sicherlich nicht versäumen würde, Ihnen meine Aufwartung zu machen.
Nochmals: ich danke Ihnen! und ich erbleibe
Mit achtungsvollstem Gruße
Ihr
[ sign’d: ] Hermann Wunsch
© Under investigation
© Transcription Ian Bent, 2006.