Homuth, Paul, Das Abklingen der Farben

(Leipzig :  W. Engelmann,  1912.)

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I.  Längerdauernde Reize: Das »Abklingen der Farben«, Versuche usw.   209

Als Objekte zur Erzeugung möglichst intensiver Nachbilder
dienten Fechner:

a) Das Licht weißer Wolken, durch eine 4,4 cm breite kreis¬
förmige Öffnung im Fensterladen angesehen,

ß) eine »ungefähr gleichgroße Scheibe weißen Papiers auf
schwarzen Papier, im direkten Sonnenlichte betrachtet«,

y) ähnlich wie ß, aber das Sonnenlicht durch ein »großes Brenn¬
glas« auf das weiße Papier »konzentriert«,

d) die Sonne, »direkt und momentan« angeschaut. Bei a—y
dauerte die Exposition eine halbe bis eine Minute. (50, S. 450; Be¬
schreibung des Abklingens überhaupt: 50, S. 445—470.)

Am Rande und in der Umgebung des Nachbildes unterscheidet
Fechner »Saum«, »Umring« und »Randschein« (S. 448), Bezeich¬
nungen, die sich in mehreren Fällen mit den von mir gebrauchten
Ausdrücken Bildrand, Kontrastrahmen und Hof zu decken scheinen.
Ganz ähnlich, wie in meinen Versuchen, wandern die Farben wäh¬
rend des Abklingens von der Peripherie nach dem Zentrum.

Durch plötzliches Zulassen reagierenden Lichtes sprang, wenn
vorher die Nachbilder im dunklen Gesichtsfelde beobachtet waren,
der Prozeß des Abklingens im allgemeinen von der grade vorhan¬
denen auf die nächste Phase über.    (Bd. 50, S. 215.)

Alle oben angegebenen vier Methoden ergaben im Nachbild-
Stadium tmgefähr dieselben Resultate, die besten d, dann y. Die
einzelnen, bei geschlossenen und mit den Händen verdeckten Augen
sich entwickelnden Phasen zeigten folgenden Farben:

1)  Phase: Weiß, nur deutlich nach S.

2)  Phase: Lichtblau, schnell vorübergehend, nur bei ö von
einiger Dauer.

3)  Phase: Licht^rün mit rotgelbem Saume auf grauem oder
schwarzem Grunde; allmählich entvnckelt sich ein dunkelroter Um¬
ring mit blauem Saume,

An dieser Stelle weicht der Befund Fechners von dem meinen
ab. Nun gibt aber doch das, was Fechner üker die Nuancierung
dieses »Lichtgrün« erwähnt, allerlei zu denken. An einer frühe¬
ren Stelle (50, S. 210) stellt er die allgemeine Regel auf, daß
nach Überschreitung einer gewissen Reizdauer und Intensität des
weißen Reizes der Verlauf des Abklingens im dunklen Gesichtsfelde
eine konstante Farbenfolge zeige, nämlich Weiß-Blau-Grün-Rot-
Blau. Bei einer etwas geringeren, als der zur Konstanz notwendigen
Lichtintensität träte an Stelle des Grün »vielmehr helles Rotgelb
als Grün«, oder auch Nuancen von Grün und Rotgelb.

Archiv für Psychologie.   XXVI.                                                                     ^^
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