Bissing, Friedrich Wilhelm, Die mastaba des Gem-ni-kai (Bd.1)

(Berlin :  A. Duncker,  1905-11.)

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Kapitel L

Allgemeine Beschreibung der Mastaba des Gem-ni-kai.

Vorbemerkung.

De Morgan als Generaldirektor der Ägyptischen Altertümer legte im Juli 1893 das Grab des Gem-ni-kai bloss, stellte es
wieder her und machte es im Oktober 1893 öffentlich zugänglich. G. Daressy, der ihm dabei half^ hat in der Revue Archeologique
1896, 2, S. 328ff. eine kurze Beschreibung gegeben. Die Handbücher x^gyptens erwähnen das Grab nur kurz: Bädeker, Ägypten 1902,
153—54> Murray, Handbook for Egypt 1896, S. 485, Benedite, im guide Joanne S. 352—53 (mit Planskizze). Auf de Morgans
Übersichtskarte der Nekropole von Sakkara ist das Grab auf Blatt 10 verzeichnet, bei Lepsius D. I 33 und II 97 führt es die N. 10.
Über in der Nähe dieses Grabes gemachte Ausgrabungen berichtet Lepsius Text I, S. 145 ff. Der Name wurde von den Entdeckern
fälschlich „Kabin" gelesen, was Steindorff in der Ägyptischen Zeitschrift 1895, S. 70ff. in Ka-gem-ne verbesserte. Uns erschien
durch Vergleichung von Namen wie Gem-s-ise (Lieblein 2499), Gem-ni-user (Lepsius, Text Ergband XLVI), Gem-onch (Lepsius, Text,
S. 151) u. s. w. Gem-ni-kai: „Ich habe meinen Ka gefunden" als das richtige.
 

Die Mastaba des Gem-ni-kai, in der Totenstadt von Sakkara nordwestlich von der Pyramide des
Atothis, knapp einen Steinwurf südlich vom Grabe des Mereru-ka-Merj gelegen, erhebt sich niedrig zwischen
diesem und der von Loret aufgedeckten Gräberstrasse. Inschriften bezeichnen es als die Ruhestätte des
Gem-ni-kai, eines Zeitgenossen des Königs Atothis, des ersten oder wahrscheinlicher zweiten Königs der
VI. Dynastie; es gehört also in die Zeit etwa um das Jahr 3900 v. Chr.

Seit de Morgans Ausgrabung liegt das Grab gewissermassen in einer Sandgrube, zu der ein steiler
Pfad hinabführt (Tafel IV, Fig. i). Rings umgeben es hohe Schutthügel. Von der Vorhalle steht nur noch
der eine Pfeiler, und die Rückwand der Halle ist zum grössten Teil von Sand bedeckt. Viele Blöcke aus
den Wänden der Kammern fehlen. Die obersten Schichten sind fast gänzlich zerstört und teilweise von
de Morgan in Zement ersetzt. De Morgan hat auch das Grab neu eingedeckt und einen Ventilationsschacht
in der hintersten Kammer angelegt. Auf Kosten der Verfasser wurden zum Zweck der photographischen
Aufnahmen 1904 die vier innern Kammern des Grabes durch Oberlichtfenster erleuchtet. Die Thüren
haben den Deckbalken allenthalben bewahrt, und ebenso der hinter der Thüre sich regelmässig öffnende Vor¬
platz, der um einiges höher als die Thüre zu sein pflegt und den Zweck hatte, bei geöffneter Thür dieser
den nötigen Anschlagraum zu geben. Die Konstruktion der Thüren (vergl. Taf. III, Fig. 2 und 3)
ist die folgende: Auf der Innenseite jeder Thüre, zur Linken des Eintretenden, ist in den steinernen Deck¬
balken eine rechteckige Vertiefung eingeschnitten worden (etwa 0,37 m lang, 0,02 m breit, 0,08 m tief).
Oben in dieser Vertiefung befindet sich ein rundes, 0,12 m messendes, Loch. In diese Vertiefung wurde
ein Holz eingelassen, das eine entsprechende runde Aushöhlung zeigt; in diese griff die Angel einer ein¬
flügeligen Holzthüre; auf dem Boden befindet sich ein entsprechendes Loch zur Aufnahme der anderen
Angel. Thüren dieser Art sind uns ja mehrfach erhalten: Aus dem mittleren Reich zum Beispiel Musee
Egyptien Taf. XXXVII, Maspero guide Cairo Museum 1339; Grabfunde des M. R. II S. 24, i. Der Teil
der Wand des Vorplatzes, gegen den der Thürflügel anschlug, ist stets ohne Darstellung gelassen, was wohl
dafür spricht, dass die Thüren nicht selten offen bHeben. An der Thüre des letzten Zimmers hat sich, wie
Taf. III, Fig. 2 zeigt, das hölzerne Angelloch noch erhalten.

V. Bis sing, Gem-ni-kai.                                                                                                                                                                                                                        I
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