Bissing, Friedrich Wilhelm, Die mastaba des Gem-ni-kai (Bd.1)

(Berlin :  A. Duncker,  1905-11.)

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Fig.  I.    Nische in der Thüre aus
Kammer 4 nach Kammer 5.
 

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An der Seite der Eingangsthüre und der Thüren der Kammern 3 und 5, links in den beiden ersten
Fällen, rechts in dem letzten Fall, befindet sich eine Nische, ungefähr 0,9m über dem Boden; sie ist an¬
nähernd 0,08 m hoch, 0,05 m breit und ihre Tiefe wechselt zwischen 0,07 bis 0,14 m. Sie befindet sich
mitten an der Wand stets auf der entgegengesetzten Seite der Thürangel. Vermutlich dient sie dazu,
eine Vorrichtung (aus Holz und Kupfer) aufzunehmen, an der eine Schnur befestigt werden konnte, die
ihrerseits wieder mit dem Thürriegel zusammenhing und, wenn die Thüre verschlossen war, versiegelt werden

konnte. Der Abstand von 0,22 m von der Flucht des Thürrahmens
macht nämlich die Verwendung der Nische zum einfachen Verriegeln
unwahrscheinlich (siehe Fig. i).

Einen anderen Verschluss zeigt die Thüre zwischen Kammer i
und 2; hier befindet sich in der Thüre, genau dem Thürpfosten gegen¬
über, eine rechteckige Vertiefung (35 cm lang, 2 cm hoch, 4 cm tief).
Sie war wohl bestimmt, das Ende eines schweren Thürriegels beim
Zurückschieben aufzunehmen oder möglicherweise auch einen Holz¬
behälter, in den der Riegel mit seinem einen Ende eingeschoben
werden konnte. Ist diese Erklärung richtig, so diente der Riegel in
diesem Falle dazu, die Thüren von innen zu schliessen, also während
die Ceremonien im Grabe vor sich gingen. Möglicherweise mag an
der einen Aussenecke der Thüre, die heute sehr zerstört ist, eine
ähnliche Vorrichtung zum Thürverschluss gewesen sein, wie an der, die
von Kammer 2 in Kammer 4 führt. Hier ist durch die Kante der Thüre ein Loch gebohrt, das gerade
gross genug ist, um eine starke Schnur durchzuziehen, mit Hilfe deren die Thüre angebunden und versiegelt
werden konnte (siehe Fig. 2).

Das Grab erhob sich ursprünglich etwa 5 m über die Oberfläche.   Es mass bei 22 m in die Länge und
13 m in  die Breite  an  der Basis.    Die Wände  zeigen eine Neigung nach oben im Winkel von c. 75 Grad.
Am   südlichen Ende  des freistehenden Baues  lag  der  Eingang,  den eine Halle  bildete,   deren Dach von
zwei viereckigen Pfeilern getragen wurde, die heute zum grösseren Teile zerstört sind.   Auch die Aussenwände
dieses Portikus   scheinen   schräg   gewesen zu sein.    Die Halle war ungefähr 6 m breit, 4 m
tief und  etwa 4 m hoch,  also  niedriger  als   die Hauptmasse  des Baues  (vergl.  die Wieder¬
herstellung auf Tafel I, Fig. 5).^)

Das ganze Grab ist aus behauenen, meist rechteckigen, zwischen 1/2 ^^^ f^st 2 m
langen Kalksteinblöcken erbaut, die vermutlich aus den Brüchen bei Turra stammen.
Sie hegen gewöhnlich mit den Flächen glatt aufeinander, als Bindemittel dient der von
den grossen Pyramiden her bekannte harte rosafarbene Mörtel, die Höhe und Dicke der
Blöcke beträgt gewöhnlich ungefähr V2 ^' I^^ Innern der Kammer sind sie zumeist
sorgfältig gelegt, so dass die Fugen nicht unmittelbar auffallen, was schon um des
Rehefsschmucks willen notwendig war. In einigen Fällen ist es schwer, eine Nadel
zwischen die Fugen zu bringen, in anderen freilich klaffen die Steine einige cm weit
auseinander, was zum Teil vielleicht die Folge von Senkungen und nachträglichen
Verschiebungen ist. Einige Blöcke sind an ihrem Ende schräg zugehauen, so dass zwei
oder mehrere Blöcke ineinander eingreifen. An den Ecken der Kammern treffen sie zu¬
weilen einfach zusammen; in anderen Fällen bildet der Block selbst, wie Taf. XXXI, Fig.' i
zeigt, die Ecke: sein eines Ende greift also einige cm auf die anstossende Wand über, ein Verfahren, das
dem Bau besondere Festigkeit gab, aber andererseits auch viel mühsamer war, da die Blöcke wohl schweriich
schon im Steinbruch entsprechend hergerichtet werden konnten, vielmehr an Ort und Stelle zurechtgehauen
werden mussten.

Gedeckt war  die  Mastaba,   soweit   man  das  aus ähnlichen Anlagen schliessen kann — die Wände
sind nirgends bis zur Dachhöhe erhalten — mit Kalksteinplatten von ungefähr 25 cm Dicke, die die ganzen
 

Fig. 2.    Loch in
dem Rahmen
der Thür aus

Kammer 2 nach
Kammer 4.
 

i) Ob an der Vorderseite des Portikus wie bei den Gräbern von Medum und noch einigen thebanischen Gräbern, ein
Vorbau aus Ziegeln lag, der den Abschluss der Vorhalle ermöglichte, lässt sich zunächst nicht entscheiden. Vergl. jetzt auch
Borchardts Bemerkungen, Mitt. d. Deutsch. Orient-Gesellsch. 24. 20.    Der Schacht ist als der Lage nach unsicher fortgelassen.
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