Bissing, Friedrich Wilhelm, Die mastaba des Gem-ni-kai (Bd.1)

(Berlin :  A. Duncker,  1905-11.)

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Kapitel IL

Vorhalle.

Pfeiler X,

(Tafel III, I.)

Erhalten ist nur der untere Teil einer stehenden Figur, vermutlich des Gem-ni-kai. Er trägt einen
langen in Falten gelegten Schurz der Form N. loi, dessen umgeklapptes dreieckiges Vorderstück allein erhalten
ist. An den Füssen trägt er Sandalen, die zwischen den Zehen, am Spann und an den Fersen befestigt
sind (vergl. N. 123). Er hielt einen langen Stab, dessen unteres Ende vorn sichtbar wird. Auf den drei
anderen Seiten des Pfeilers sind die Reste ähnlicher Figuren erkennbar.
 

Rückwand der Halle, linke Seite Z.

(Tafel IV, 2.)

Jagd und Fischfang.

Auf einem Wasserstreifen sieht man ein grosses (nur zum Teil erhaltenes) aus Papyrus geflochtenes
Boot, und weiter rechts ein ebensolches kleineres Boot, das von drei Männern besetzt ist. Die Männer
haben die Haartracht N. ^y^ aber auf der Stirn zurückweichend,^) und die beiden hinteren tragen den Schurz
N. 98 und 102. Zuhinterst hält ein kniender Mann in den Händen eine unten gegabelte Stange, mit der
er sich anschickt, das Boot vorwärts zu bewegen. In der Mitte sitzt ein zweiter auf einer Art Matte, die hinten
eine Lehne zu haben scheint. Er hält in der rechten Hand eine Angelschnur (N. 215), deren längeres Ende
spiralförmig im Boot zusammengelegt ist. An dem in das Wasser herabhängenden Ende hängen 5 Angel¬
haken, an den mittelsten hat einer der im Wasser schwimmenden Fische soeben angebissen. Der dritte
Mann ganz vorn ist in lebhafter Bewegung; er lässt eine sackförmige Reuse ins Wasser, die an einem
Holzgestell, das offenbar zusammengeklappt werden kann, hängt (N. 212). Dieser Mann ist nackt bis auf
den Gürtel (N. 104), der mit einem herabhängenden Stück um die Brust hängt, als habe er ihn soeben,
um freiere Bewegung zu haben, aus der Lendengegend hinaufgeschoben. Vor dem linken Bein des Fischers
wird noch ein zusammengerollter Strick mit einer Öse(?) sichtbar — vielleicht ein „Pflock'', um das Boot
anzubinden. Unter den beiden Booten im Wasser schwimmen Fische (über diese siehe das Kap. VI).
Im Sumpf watet ein Nilpferd, dem gegenüber ein Krokodil mit aufgesperrtem Rachen Hegt; etwa in der
Mitte unseres Bildes ist die seltene Darstellung zweier sich begattender Krokodile.^) Über die Oberfläche
des Wassers erheben sich Blüten und Knospen von Nymphaea Caerulea und Nymphaea Lotos. Höher
über den Spiegel des Wassers ragen drei Wasserpflanzen, auf deren Stengeln eine Heuschrecke und ein
Frosch sitzen, während eine Libelle eben im Begriff ist, fortzufliegen (N. 37, 49, 50). In dem grossen
Boot stand ursprüngHch wohl Gem-ni-kai, doch ist nur noch in seltsamer Zeichnung die Zehe des
hinteren hochgestellten Fusses  erhalten.    Zwischen  dem  ersten   und   zweiten Fischer  steht  ^^angeln für das
 

i) Siehe die Nachträge im IL Band.
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