Bissing, Friedrich Wilhelm, Die mastaba des Gem-ni-kai (Bd.1)

(Berlin :  A. Duncker,  1905-11.)

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Kapitel III.    Kammer i.                                                                                   g

in der gesenkten Rechten gar drei Enten gefasst, die vierte trägt auf dem Arm ein wohl eben geborenes
Kalb, die dritte hält ausser der Leine auch noch ein Ährenbüschel (?) (N. 63) in der Hand, während von
ihrem Arme ein Strick herabhängt, an dem zwei Enten flattern. Über die erhobenen Arme der zweiten
und vierten Frau sind Stengel von Nymphaea Caerulea gelegt.
 

Wand E.

(Tafel VIII-XIII.)
Vogelfang, Tierzucht.

Zu Unterst befindet sich eine Darstellung des Vogelfangs (Taf. VIII). In einem Weiher, in dem
allerhand Wasserpflanzen, vor allem die beiden Nymphaeenarten wachsen (s. auch N. 58—60), ist ein Netz
ausgeworfen. In dem Netz haben sich eine Reihe von Enten und Gänsen gefangen, andere Gänse flattern
ausserhalb des Netzes umher oder fliegen auf in die Luft. Ein Palmbaum, der anscheinend künstlich
behauen ist (N. 70), wächst an der einen Seite des Teiches. Hinter ihm stehen ein Aufseher und drei
Männer, die die Haartracht N. 8y und den Schurz N. 97 tragen.^)

Der Aufseher, weit nach rechts ausschreitend, wendet den Kopf zurück dem Netze zu; er fasst mit
der rechten Hand den Hauptstrick des Netzes, an dem die Falle offenbar zugezogen werden kann und
giebt ein Zeichen den drei Männern, die in ähnlicher, aber weniger lebhafter Haltung, nach rechts hin¬
schreiten und mit beiden Händen den Strick fassen. Das Ende dieses Strickes ist anscheinend am Boden
mittels eines Pflockes befestigt. Über dem Aufseher und seinen Leuten steht: ^^der Aufseher des Netzes
b^'ingt zum Schweigen^ (6), ,yDas Netz anziehen'' (7).

Eine ähnliche Scene schliesst rechts an (Taf. IX); hier sehen wir ein etwas verschieden gezeichnetes
Netz (siehe darüber im IL Band), in dem sich zahlreiche Enten gefangen haben. Auch hier blühen im Weiher
und an seinem Rande zahlreiche Sumpfpflanzen, die zum Teil an die auf dem Fussboden von Tell-el-Amarna
dargestellten erinnern. Ein Zug Enten flattert eben wieder auf, während Reiher und Kraniche neben dem
Teich stehen. Der vorderste Kranich scheint Gefahr zu wittern, denn er schreit mit weitgeöffnetem Schnabel.
Ein Baum, sehr ähnlich dem auf dem vorigen Bilde, verdeckt wieder die Vogelsteller. Von diesen ist voll
erhalten nur der erste, der im Schurz N. 97 und Haartracht N. 87 nach linkshin steht, den Kopf zurück¬
gewendet; in den weit ausgestreckten Armen hält er einen schmalen Tuchstreifen, wohl zum Zeichen für
seine Helfer, dass es Zeit ist, die Falle zuzuziehen. Erhalten ist nur der Vorderarm des ersten, der den
Mittelstrick fasst. Über dem Aufseher steht: ,,Du da\^' Fass zu{})\ (8); neben dem Mann steht: das Netz
auswerfen' (9) und nimm aus [dem Netz] o  Gefährtel (10).

Nun folgt eine Lücke, deren Umfang aus Tafel XXXII ersichtlich ist. Man sieht dann sieben
Männer nach rechts schreiten im Schurz N. 97 (die fünf vorderen, die zwei letzten im Schurz N. 98) und in der
Haartracht N. 8y (Taf. X). Ein jeder hält in der gesenkten Rechten, wie in der in mannigfacher Haltung
halb erhobenen linken Hand (nur der vorderste senkt auch diese) mehrere Enten an den Flügeln, der
zweite hat einige Enten ausserdem an einer Schnur, die an den Flügeln befestigt ist, am linken Ellenbogen
hängen. Über den Männern steht: Hei^beibrijtgen von alle^'hand Mastgeflügel für den Oberrichter und Vezier^
den Aufseher der königlichen {Kanzlei Gem-ni-kai] (ii). Der vorderste führt den Titel y^Unterbildhauer'i^)^
der zweite und vierte den Titel ^.Schreiber des Tempelgtttes des Pharao, Ipf^ [der Name des vierten fehlt],
der dritte heisst ,^Der Unterbeatute des Geflügelhofes Qode'\ der fünfte jjKa-Prieste7''\ der sechste j^Der
Forstgehülfe des Pharaoy Neferudn' (13—17).

In der oberen Reihe findet sich über den am Strick ziehenden Männern (Tafel VIII und IX)
die Darstellung eines Vogelhofes. Der Vogelhof zerfällt in drei einzelne Ställe, deren erster fast ganz
zerstört ist. In der Mitte der beiden anderen befindet sich jeweilig ein rechteckiger Teich, von welchem
nach den vier Ecken des Hofes anscheinend Rinnen ausgehen, die wohl ebenso wie die Einfassung des
Teiches,   aus Stein   zu   denken   sind.    Jeder der Ställe   wird   an   zwei gegenüberliegenden Seiten von einer
 

i) Vielleicht ist  der Baum so  eigentümlich zurechtgestutzt,   damit die Vögel  sich  nicht auf  ihn  niederlassen  und   den
Vorgang hinter dem Baum beobachten können.    Vergl. für ähnliche Verstecke des Aufsehers unten Kap. V.

V. Bissing, Gem-ni-kai.                                                                                                                                                                                                                        2
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