Bissing, Friedrich Wilhelm, Die mastaba des Gem-ni-kai (Bd.2)

(Berlin :  A. Duncker,  1905-11.)

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Kapitel VIII.    Kammer IV.                                                                                g

und füge die Varianten von A und solche Einzelheiten, die A allein erhalten hat, in Klammern hinzu. Kai-gemni
(Taf. XVI, XX, XVII, XXI) (A: Taf. XXVII, XXVIII, XXXII) sitzt im geriefelten Schurz (N. 103) auf einem
Stuhl mit kurzer Lehne und Kissen (Löwenfüße deutlich bei A); er trägt langes, das Ohr bedeckendes Haar
(N. 86), einen kurzen Bart (N. 105), breiten Halskragen. Die rechte Hand ist nach dem vor ihm stehenden
Opfertisch ausgestreckt, die linke ruht mit der Handfläche auf dem linken Knie (A: die linke ist auf die Brust
gelegt). Unter dem schlanken Opfertisch mit den gegenständig gestellten „Blättern** ^) stehen zwei Ständer
mit Gefäßen, Flaschen, Waschgeräten, ein Taburett mit Broten (?) (A hat nur einen Ständer mit Flaschen
rechts; links steht die Inschrift 153). Neben dem Tisch befindet sich die Inschrift (153): „Tausend an ver¬
schiedenen Brotsorten, Wein, Geflügel, Stoffen, Ochsen und Ziegen". Weiterhin große Mengen von aufgestapelten
Opfergaben, Gemüse, Früchte, Fleischstücke, Körbe und Teller mit Feigen, Gänsen, Enten, Kalbsköpfen usw.
(die Anordnung von A ist abweichend). Über Kai-gemni steht der Rest einer Titelinschrift (154) in 8 senk¬
rechten, einer wagrechten Zeile (in A zerstört), über dem Opfertisch und den Opfern findet sich die „Opfer-
tafer* (bei A zum größten Teil zerstört) (155).    (Siehe zu diesen Texten Kap. XII.)

Jenseits der Opfertafel sehen wir im obersten Streifen (bei A z. T. besser erhalten), (Taf. XVIII, XIX)
(A: Taf XXVIII—XXXI) Reihen von Gefäßen und ähnlichem, so zerstört, daß Einzelnes kaum mehr zu erkennen
ist. Darunter die Vorlesepriester und ihre Gehilfen. Ein Priester kniet und streckt beide Hände vorwärts,
abwärts, während ein anderer mit beiden Händen aus einer Wasserflasche Wasser über des Knieenden Hände
gießt (bei C nur sehr schwer erkennbar). Sie tragen beide den kurzen Schurz (N. 98)^) und die kurze, das
Ohr bedeckende Lockenperücke (N. 88). Als nächster folgt ein {\^6) „Vorlesepriester" im Schurz mit Vorbau
(N. 101), langem Haar, kurzem Bart (N. 105), einer breiten Schärpe über der Brust, die rechte Hand aus¬
gestreckt, in der gesenkten linken eine Rolle. Ein 2. (156) „ Vorlesepriester \ in gleicher Tracht, hält mit beiden
Händen einen Streifen. (A vertauscht hier rechts und links.) Neben ihm steht (157): „Das Kapitel von der
Verklärung 7'ezitieren". Weiterhin knieen drei Vorlesepriester (in der eben beschriebenen Tracht)^), indem sie
die rechte .Faust erheben, den linken Arm vor die Brust führen (A vertauscht wieder beide Seiten). Dabei
steht (158): „Vielfache Verklärung seitens des Vorlesepriesters." Der nächste Vorlesepriester (in gleicher Tracht)
ist nach links gerichtet (A nach rechts) und wendet den Kopf um, während er in der gesenkten Rechten
eine Papyrusrolle, in der gesenkten Linken eine Art Streifen hält, der mit dem breiteren Ende den Boden
berührt (A vertauscht beide Seiten). Dabei steht (159): „Spruch vom Bringen des Beins[i})". Nun folgen
zwei kniende Priester: der erste vor einem Taburett, über das er beide Hände hält. Der zweite, gleichfalls
im glatten Schurz (N. 98) und kurzer Lockenperücke (N. 88) streckt beide Hände vor und hält einen Napf,
in dem er das Wasser auffängt, das ein dritter Priester, im Schurz N. 98 und Haartracht N. 89, aus einer
Flasche gießt. Über diesen Priestern stehen die Inschriften (160): „es mögen Opfer aufgelegt zverden" und (161):
„Es werde Wasser seitens des Kaipriesters gegeben". In der folgenden Gruppe sehen wir einen knieenden
Priester (Schurz N. 98, Haartracht N. 88) beide Hände über einen kleinen Haufen halten und den dahinter
stehenden Priester (in gleicher Tracht) aus einer Flasche Wasser über die Hände gießen. Dabei steht (162):
„libieren". Weiterhin steht ein Priester (im Schurz N. 98, Haartracht N. 88) und hebt von einem gefüllten
Rauchfaß den Deckel (163): „Weihrauch-Räuchern seitens des Schreibers der Phyle, des Kaipriesters.'^ Zum
Schluß folgen zwei Vorlesepriester in der gewohnten Tracht mit Zeugstreifen in den Händen und der Bei¬
schrift (164) „der  Vorlesepriester'\ (164a) „verklären"^).

Hinter ihnen schreiten 10 Opferträger im Schurz N. 98, Haartracht N. 88, (Taf. XXIV) (A: Taf XXXI)
mit Körben, Gefäßen, Früchten, Fleisch, Blumen; der 2. führt eine Herde Kälber, der 4. zwei Kühe, der 5. zwei
Steinböcke und eine Antilope, der 6. ein Rind, der letzte ein Paar Gazellen. (Auf A sind nur fünf erhalten;
der 2. führt hier zwei Gazellen, deren eine auf den Rücken der anderen zu steigen sucht. Der 3. hat einen
gestürzten Steinbock neben sich, zwei Gazellen hängen gegeneinander am Strick; der 4. führt ein Rind,
der 5. einen Schafbock; außerdem halten der i. und 5. Gänse, der 2. trägt ein Kalb.)

Die untern 3 Reihen stellen ausschließlich Opferträger dar (Taf XVIII—XXIV, Beiblatt i) (A: Taf.
XXVII, XXIX—XXXIII, Beiblatt i).    Dabei zählt man in der 2. und 3. Reihe je  18, in der letzten, die sich

i) Es sind bekanntlich nach Griffith ursprünglich Brotscheiben (Bissing-Bruckmann, Denkmäler, zu Taf. 14), die
freilich seit dem M. R. als Palmblätter oder ähnlich gedeutet werden (Petrie, Dendere S. 42 f.).

2)  Es ist nicht ganz sicher, ob die Knieenden Schurz N. loi oder N. 98 tragen.

3)  Die zuletzt genannten 3 Figuren hatte Weigall beim Photographieren ausgelassen; ich verdanke Quibell, dem General¬
inspektor von Saqqara, die auf Beiblatt i gegebenen Aufnahmen, die alles hier und weiterhin von Weigall Übersehene bringen.

V. Bis sing, Gem-ni-kai.                                                                                                                                                                                                                          2
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