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to Friedmann Archives

March 12, 1917

OC 1/19–20 : 3-12-17

Handwritten draft letter, in JS’s hand, from HS to Friedmann, dated March 12, 1917


(an Dr. Friedmann)
[in another hand:]
Verlassenschafts....[?] [/] Sophie Deutsch

Sehr geehrter Herr Doktor1

Dem letzten Schreiben des Bankvereins, Keplerplatz 11,2 an mich entnehme ich, daß Sie in Ihrer Eigenschaft als Kurator der Verlassenschaft3 nach Frau Sophie Deutsch|4 vermutlich schon im Kenntnis daran sind, daß ich abgesehen von einem kleinen Legat, einer Rente, auch noch ein Akkreditiv in der Höhe von ursprünglich 10.000 Mark hatte.5

Ohne irgendwie mit nachfolgenden Zeilen eine Entscheidung beeinflüssen zu wollen, drängt es mich augenblicklich, blos von dem Sinn dieser Urkunde6 Mitteilung zu machen, da ich aus Gründen öffentlicher Natur strengstens darüber erache[?], daß mein Name in Verbindung mit Geld jeglichem Mißverständnis entrückt sei. Die Erblasserin war wohl über 15 Jahre meine Schülerin u. konnte so in nächster Nähe von Erfolgen meiner theoretischen Arbeiten in Deutschland, im weiteren Ausland sich leicht überzeugen, obgleich ich ihr nicht eben Alles vorzeigte. Nun ging es ihr sehr nahe, daß ich Arbeiten von bereits so anerkannten Werth einfach nur verschleudere u. mich mit einem mäßigen Honorar des Verlegers begnügte. Zwar wies dieses Honorar für {2} österreichische Verhältnisse u. am schwierigen Absatz so überaus anspruchsvoller Arbeiten wie der meinen gemessen gewiß eine beträchtliche Höhe auf, dennoch hatte Fr. D. mit ihrer Empfindung Recht. So hat sie denn an einem Neujahrstage8 im Gasthaus, wo sie mit mir nach den Stunden zu speisen pflegte, mich mit dem Antrag überrascht, meine künftigen großen Werke auf meine eigene Rechnung zu stellen, um mich vom Verleger zu imansipieren, wozu sie eben den erforderlichen Betrag beistellen wolle.

Mir fiel es gewiß nicht leicht, auf das jährlich stipulierte Honorar des Verlegers zu verzichten, dessen ich ja jenseits aller Absatzsorgen sicher war. Umsoweniger,9 als bis zum Erscheinen des nächsten großen Bandes, sagen wir im J. 1920, 1921 schon 5–6 Jahre vorflossen sein würden, die mir den Betrag schon in beinahe derselben Höhe unmittelbar in meine Tasche eingebracht hätten, wie ihn Fr. D. ausgesetzt hatte. Zudem kam das Risiko, daß wegen Erkrankung oder Todesfalls der nächste Band gar nicht hätte fertiggestellt werden können, so daß ich bis dahin eben nur den Verlust des Verlegerhonorars hätte tragen müssen. {3} Nichtsdestoweniger habe ich, schon aus rein ethischen Gründen, den Antrag der Erblasserin dankbar angenommen, u. mich über ihren Wunsch vom Verleger losgesagt, den sie wiederholt auch vor Zeugen aussprach.

Die Form, die die Verewigte wählte, mag in erster Linie davon herrühren, daß ich jeglichen persönlichen Vorteil, sogar den Zinsengenuß der Summe ablehnte u. diese lediglich, ohne Zinsen u. auch nur eben eventuell dem Werk zudachte.

Daß Fr. D. meiner eigenen großen materiellen Opfer sich völlig bewußt war, geht aus dem Wortlaut ihres Schreibens an mich10 selbst hervor, worin sie jene ausdrücklich selbst bestätigt. Das Schreiben habe ich im Original Herrn Dr. S. Türkel11 übergeben.

Wenn ich den Antrag der Fr. D. überhaupt akseptiert habe, so tat ich es außerdem aus dem Bewußtsein, ihr damit Gelegenheit zur Vergeltung so vieler Mühen außerhalb der Stunden u. jenseits des Unterrichtes, die ich um sie so viele Jahre trug, zu geben. Aus demselben Bewußtsein heraus werde ich das kleine Legat sowie die Rente beziehen, da es meine Art ist, erst {4} dann ein Gebotenes anzunehmen, nachdem ich es schon vorher vielfach vorausgegeben.

Die Gelegenheit dieser Zeilen ergreife ich, sehr geehrter Herr Doktor, gerne noch dazu, Ihnen meinen Standpunkt in der Stipendialangelegenheit anzudeuten. Diese ist eine Ueberraschung auch für mich gewesen, wenn auch eine erste sehr flüchtige gesprächsweise Anregung von mir den Anstoß gegeben haben mag, die schon vielleicht 10 Jahre zurückliegt. Bis zur Stunde kenne ich weder die Höhe, noch die weitere Form der Stipendien. Dennoch muß ich auch Ihnen gegenüber wiederholen, was ich schon dem Herrn Kammerrat Mendl12 u. Herrn Dr. Türkel darüber sagte: ich befürchte, daß ich den Wunsch [inverted material (opening of draft letter to Hertzka) canceled] der Erblasserin, so sehr er mich ehrt, kaum werde erfüllen können, u. zw. nur aus Mangel an geeignetem Kandidaten- {5} Material. Vor kurzem habe ich aus demselben Grunde die sehr schmeichelhafte Berufung zum Juroramt der Frh. Rothschild’schen Künstlerstiftung (mit Prof. Guido Adler u. Pr. Alfr. Grünfeld) abgelehnt.13 Wieder sind es Gründe, die in meiner öffentlichen Wirksamkeit liegen, die mir verbieten, Arbeiten zu prämieren, die nicht den von mir selbst aufgestellten Forderungen genügen. Schon jetzt, in Verbindung mit mehreren Instanzen gebe ich mir die erdenklichste Mühe, nach würdigen Kandidaten auszuspähen, aber ob ich über 3–4 Personen hinauskomme, bezweifle ich. Noch will ich nicht das letzte Wort gesprochen haben. Ich höre, daß im Falle der Nichtvergebung das Stipendium an den Verein z. Aussp.14 zurückfiele; es ist recht so, denn besser hungernde Kinder sättigen, als unfähige Musiker überflüssigerweise züchten.

Endlich noch ein Wort: ich warte nur die Entscheidung darüber ab, ob die Rente Jänner – Juli 1917 zur Auszahlung gelangt, selbstverständlich nach Erledigung aller Abhandlungen, gelangen wird. Sollte dies nicht der Fall sein, so müßte ich freilich nachträglich die Honorar- {6} forderung auch für Jänner bis Ende Juni anmelden,15 da ich ein Saisonhonorar von meinen Schülerin beziehe, u. es auch von Fr. D. all die vielen Jahre her bezogen habe

Mit ausgezeichneter Hochachtung
[ unsigned ]
12. März. 1917.

© In the public domain.
© Transcription Ian Bent, 2006.

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March 14, 1917

OC 16/32v : 3-14-17

Fragmentary draft letter, in JS’s hand, from Schenker to Friedmann, dated March 14, 1917

[incomplete text]

[...] einen Stelle “noch will ich nicht das letzte Wort gesprochen haben“1 an der anderen, u. schließlich verstand ich unter Nichtvergebung des Stipendiums an der gleich darauffolgenden Stelle nur die fallsweise, sowie sie schon auch die Erblasserin in Uebereinstimmung mit meinen Anschauugen ins Auge gefasst hat. Ich behalte mir somit nach meinen Erfahrungen die weiteren Entschlüsse vor. Für all Ihre übrigen Mitteilungen besten Dank. Hochachtungsvoll

[ unsigned ]
14. März. 1917

Herrn Dr. Hugo Friedmann
I. Riemergasse 8

© In the public domain.
© Transcription Ian Bent, 2006.

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