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September 13, 1925

vC 2 : 9-13-25

Handwritten letter from Schenker to Gustav von Cube, dated September 13, 1925

[upper left corner, in Felix-Eberhard von Cube’s hand:] an meinen Vater

Sehr verehrter Herr Professor!1

Angesichts der trefflichen Eigenschaften Ihres H. Felix, in muskalischer u. sonstiger Hinsicht, habe ich schon im Vorjahre davon gedacht, ihn als Lehrer hier einzuführen, zum Teil aus Gründen wirtschaftlicher Natur, zum Teil auch aus künstlerichen Gründen.

Ein kleines Lüftchen zeigt sich am Horizont, aber die Angst vor der Überlegenheit des H. Felix, die in der Hauptlehrenrin der in Frage kommenden Schülerin platzgegriffen hat, brachte ihn zu Schaden.3

Wollen Sie es glauben, daß ich auch ohne Ihre Erinnerung die wichtige Frage im Auge behalten hätte. Wenn mir die Sache etwas leichter wäre! Die Gründung einer Existenz ist ja immer eine schwere Aufgabe, zumal in so jungen Jahren, in so verworrenen Zeitläuften wie die heutigen, u. Glück u. Zufall wollen auch dabei sein, . . Kurz[,] H. Felix hat es nicht leicht. Dass er immerfort daran denkt, sich selbstständig zu machen, weiß ich u. {2} bestätige ich gern. Und daß ich das Möglichste aufbieten werde, ihm behilflich zu sein, davon wollen Sie überzeugt sein. Der Weg eines älteren Schülers, der ähnlich dem des H. Felix lief, gestaltete sich mit der Zeit glänzend, er ist heute ein vielumworbener, gutgezahlter Lehrer,4 warum sollte H. Felix nicht vorwärtskommen, Schritt um Schritt?

Vielleicht fördert ihn sozusagen gesellschaftlich-mittelbar H. van Hoboken,5 der zum Herbst bei mir eintrifft. Und wer kennt sonst die Wege der Zufälle, die hier eine solche Rolle spielen!

H. Felix vor dem Ohr des Vaters zu loben scheint mir etwas unzart. Dennoch möchte ich sagen, daß er sich zu einem maßgebenden musikalischen Praeceptor zu entwickeln alle Eignung hat (des Ohres, des Intellektes, der Sprache u. des Humors) – augenblicklich ringt er ja noch mit den Jünglings-Nerven, bis die Nerven fester geworden sind, treten dann alle Eigenschaften deutlicher vor.

Noch einmal, ich werde gewiß an Ihren H. Sohn {3} denken.

Mit besten Grüßen
Ihr sehr ergebener
[ sign’d: ] H Schenker
13.IX.1925

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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