Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE), dated May 5, 1914 Sehr geehrter Herr Direktor !1 In Erwägung, daß gerade op. 101 u. 106 wegen ihres Umfang[s] u. der großen Schwierigkeiten einer Vorbereitung von langer Hand bedürfen, beeile ich mich auf Ihren liebenswürdigen Brief, für den ich herzlich danke, Rede u. Antwort zu stehen: 1.) Was ich in allen meinen früheren Briefen erklärt habe, w[ie]derhole ich vor Allem auch hier, daß die ganze Frage für mich nicht etwa eine verschleierte u. indirekte Honorar-Erhöhungsfrage, s[on]dern lediglich eine offene u. direkte Frage wirklicher Arbeitsmögli[ ch ]keit|2 ist. Wie wenig ich den Geldstandpunkt regardiert habe, mögen Sie (von den Ihnen schon mitgeteilten Tatsachen abgesehen) auch daraus entnehmen, daß ich bei der Arbeit auch noch eine 3. Pers[on]|3 beschäftige, die ich mit 6 Kronen pro Stunde honoriere, also genau das weitergebe, was ich von Ihnen erhalte. Ja, schon die Barauslagen allein haben bis heute 500 Kronen erreicht, {2} für die Sie allerdings 300 Kr. seinerzeit bereits vorgeschossen haben. Auch war ich mir sehr wohl bewußt, in einem Bande gleich 2 verschiedene Werke Ihnen jeweilig 2.) Daß ich, um der “U.E.” eine solche Unbequemlichkeit zu ersparen, die Arbeit restringiere, geht leider nicht an. Denn ehe ich die Kleinen Flugschriften (3–4 pro Jahr, 40–50 Seiten stark) in die Welt hinausschleudere, u. darin zum 1. Mal die Wahrheit über verschiedene andere Meisterwerke (Lieder, Kammermusik, {3} Sinfonien von Brahms, Chopin, etc.) aufdecke, muß ich z[uerst(?)] den Beweis für 3.) Was Sie, sehr geehrter H. Direktor,8 mir über die wirtschaftliche Depression mitteilen, mag ohne Zweifel sehr begründet sein. Allein leicht folgt auf eine solche Depression ein Aufschwung, während eine ausgiebige Zerstörung des Organismus niemals mehr eine rechte Gesundheit aufkommen läßt. Indessen wird ja eine noch stärkere Depression nicht ausbleiben, wenn nicht gerade die Werke der Genies zur Verbesserung der Kultur u. folglich auch der wirtschaftlichen Verhältnisse herangezogen werden. Mir fällt {5} da die bekannte Geschichte ein: Als Brahms bei seiner Anwesenhe[it] in Berlin Simrock einmal den Vorwurf machte, daß er wieder solchen, “Dre[ck” wie] ”Bohm”9 drucke, antwortete letzterer treffend: “Mein l. Freu[nd,] würde ich den Dreck nicht drucken, ich könnte dich nicht bezahlen [lassen[?].”] Auf die “U.E.” angewandt, möchte ich meinen, wenn sich Schönber[g] e tutti quanti als rentabel erweisen, warum sollte dieser Renta[bi]lität nicht dazu benutzt werden, Arbeiten zu ermöglichen, die no[ch] rentabler sein könnten, wenn man sie nur erst in andere Sprachen ü[ber]tragen hat u.s.w. (Sind aber die sog. “modernen” Arbeiten nicht so rentabel, dann wüßte ich wieder nicht, weshalb 4.) Nach den bisher mit der “_IX._”, op. 109 u. 110 gemäßen[?] [Er]fahrungen möchte ich meine Arbeitsbedingung wie folgt form[u]lieren: Ich müßte auf 2 Schüler verzichten können, um be[i] einem Status von blos 10 Schülern (statt von 12) 4 St[unden] per Woche gewinnen zu können, (wobei mit auch der weitere Aufwand f[ür] etwaige Korrekturen der bezüglichen Schülerarbeiten entfiele[n).] Sie mögen bedenken, daß auch in diesem Anbot noch immer ein Opfer {6} meinerseits im Interesse der Sache gelegen ist, da ich mit einem Verzicht auf 2 Schüler zugleich ein Verzicht sozusagen auf eine Rente leiste, insofern als Schüler, die zu mir kommen, für gewöhnlich dauernd bleiben (wie nachgewiesen werden kann). Zu einem solchen Verzicht entschlösse ich mich je übrigens nur aus dem Grunde, weil ich mir nach einer seinerzeit erfolgten Aussprache [ corr ] mit Ihnen eine ständige Cooperation mit der “U.E.” in Bezug auf die Flugschriften verspreche. In diesem Sinne formuliere ich nun die Arbeitsbedingung genau in Form eines Honorars von je 4000 Kr. pro. 101 u. 106, die im Grunde, wie ich oben sagte, 4 verschiedene Werke vorstellen u. obendaher10 die fürchtbare Anstrengung erfordern. Ich erinnere Sie übrigens, daß ich schon seinerzeit von Ihnen ein Zugeständnis der Erhöhung für op 106 erhielt, als ich speziell dieses geradezu sinfonisch dimensionierte Werk nicht unter 2000 Kr. herausgeben zu können erklärte. Nun so komme ich denn endlich auf meinen gleich nach Einsendung des Msp. ad 110 gemachten Vorschlag zurück, daß Sie sich an das Ministerium um einen Beitrag für die beiden letzten Hefte der Sammlung wenden mögen. Im Grunde ist {7} ja das österr. Ministerium allein als schuldtragend zu beze[ich]nen, insoferne als es gerade mir eine Arbeitsmöglichkeit n[icht] verschafft hat, die sie vielfach anderen minder fähigen ohne [wei] ters zugebilligt. Es wäre nur allzubillig, meine ich, wenn [das] Ministerium in Form einer Subvention an die “U.E.” für op. [101] u. 106 eine Dankesschuld mir gegenüber abtragen würde. Unter allen Umständen aber rechne ich darauf, daß Sie, [sehr] geehrter Herr Direktor,8 in all den obigen Ausführungen betstätigt finden, daß es mir nicht wie einen reichliche[n] Gewinn, sondern nur um die Arbeitsmöglichkeit zu tu[n] ist. Was würde es Ihnen denn nützen, wenn ich mich bei op[.] 101 verbluten würde, u. dann keinerlei Arbeit überha[upt] mehr verrichten könnte? Wäre es nicht Schade um mich, wo mir doch meine Mission noch so viel Arbeiten in den Feder druckt? Mit besten Grüßen © Heirs of Heinrich Schenker. |
Handwritten letter from Schenker to Hertzka (UE), dated May 5, 1914 Dear Director,1 Considering that Op.101 and 106 in particular, on account of their scope and of the great difficulties, will require lengthy preparation, I hasten to respond in detail to your kind letter, for which many thanks: 1.) As I have explained in all my earlier letters, I reiterate here, too, above all that for me the whole question is not some kind of veiled and oblique request for an increase in honorarium, but merely a frank and direct question of the real possibility of work|2. How little concerned I have been with the monetary aspect (aside from the facts already conveyed to you), you can also infer from the fact that I am even employing in my work a third person,3 whom I am remunerating at 6 Kroner per hour, that is, I am passing on precisely what I receive from you. Indeed, my out-of-pocket expenses alone have to date already reached 500 Kroner, {2} for which you have thus far advanced 300 Kroner. Moreover, I was acutely conscious of having in both cases handed over to you at one go two different works within a single volume, namely the edition in its own right, and a monograph on the sonata that could be regarded as equally autonomous, without my ever having attempted to profit from it. Clearly, then, my work for UE up to now has been motivated solely by its intrinsic subject matter and not perhaps also as a source of monetary gain. And I admit that I would have gone on making it so comfortable for UE if the body after incessant onslaughts had not imposed a highly emphatic veto. And this is the sole reason why I am fighting for an improvement in my working conditions, without aiming to make a profit, which, my being an author, cannot in any event ever be granted to me. 2.) For me to restrict my work, in order to spare UE such inconvenience, unfortunately will not work. For before I launch the Little Pamphlets (3–4 a year, 40–50 pages long) upon the world, revealing in them for the first time the truth about various other masterworks (Lieder, chamber music, {3} symphonies by Brahms, Chopin, etc.), I must first adduce evidence for 3.) What you tell me, dear Director,8 about the economic depression is no doubt well-founded. However, whereas an upturn can easily follow such a depression, the outright destruction of the organism never makes for a complete return to health. Meanwhile, a still deeper depression will surely not fail to materialize if the works of our geniuses are not harnessed to the improvement of culture hence also of economic conditions. {5} That reminds me of the well-known story: While Brahms was staying in Berlin, he once reproached Simrock for again printing such “muck” as “Bohm”9; the latter answered pointedly: “My dear friend, were I not to print this muck, I could not pay you.” Applied to UE, I might suggest, if Schönberg and his like prove themselves profitable, why should not this latter profitability be used to make possible works that could be still more profitable only when they have been translated into other languages, etc. (But if the so-called “modern” works are not so profitable, then I would again not know why 4.) In light of my experiences with the Ninth Symphony, Op. 109 and 110, I should like to set out my conditions for working as follows: I would have to be able to drop two pupils in order, with a status quo of only ten pupils (instead of twelve), to be able to salvage four hours a week (along with recouping the further expenditure of time for correcting any exercises by the students in question). Bear in mind, even this proposition still involves a sacrifice {6} on my part, in the interests of the matter, since giving up two pupils entails at the same time giving up, so to speak, a source of revenue, inasmuch as pupils who come to me usually remain a long time (as can be proved). I would only ever agree to giving this up because, following a discussion with you some time ago, I resolved to give UE my constant cooperation over the Little Pamphlets. With this in mind, I now set out my conditions for the work specifically in the form of an honorarium of 4,000 Kroner apiece for Opp. 101 and 106, which in essence as I said above amount to four different works, and which, what is more,10 demand formidable exertions. I remind you, additionally, that I already obtained your agreement some time ago for a raise for Op. 106, explaining specifically that I would be unable to edit this work, which is nothing short of symphonic in its proportions, for less than 2,000 Kroner. So now I come back finally to the proposal that I made right after dispatch of the manuscript for Op.110 that you might apply to the Ministry for a grant for the last two volumes in the collection. Ultimately, {7} it is surely the Austrian Ministry that can be seen as the solely responsible party, inasmuch as it has not provided me with a possibility for work, while having readily granted it many times to less able people. It would be no more than a modest gesture, in my view, if the Ministry were to pay its debt of gratitude toward me in the form of a grant to UE for Opp. [101] and 106. At all events, however, I count on you, dear Director,8 to find confirmed in all my above excursions that it is for me not a matter of fat profits, but merely of the possibility for work. For what use would it be to you if my strength were to give out altogether over Op. 101 and I could then no longer accomplish any work whatsoever? What a waste of me it would be, while there are still so very many works to come from my pen in fulfillment of my mission. With best wishes, © Translation Ian D. Bent 2005. |
COMMENTARY: FOOTNOTES: 1 Federhofer, Nach Tagebüchern, p.32 quotes a draft of this letter, presumably deposited in OJMC. 2 "wirklicher Arbeitsmöglich-" double-underlined. 3 Draft (OJ 5/16, [2]) has einen Herrn (a man), whereas Person here is ambiguous. In previous years S has spoken of employing a Schülerin (female pupil) for such purposes. 4 Reduction and eventual elimination of polemical material in favor of theoretical and anaylitical material did indeed occur in the later Tonwille pamphlets. Just possibly, however, this may be a first glimpse of the eventual elimination of verbal that resulted in the Five Urlinie-Tafeln (1932). 5 The Kleine Sperlgaße is a street in the old Leopoldstadt center of Vienna. Elementary, high, and grammar schools (known as the “Sperlgymnasium”) exist today at Kleine Sperlgaße 2A & 2C: “[In 1914/15, when the present school moved there], the “Sperl” had been located on the site ... since 1874.... From 1877 on the ‘Leopoldstädter Communalreal- und Obergymnasium’ was located there. Up until 1938, the proportion of Jewish children was high.” (http://www.sperlgymnasium.at/chronik.htm) The school was apparently attended by, among others, Sigmund Freud and Viktor Frankl. (http://www.viktorfrankl.org/e/journalE_0301.html) 6 Click on: Artur Schnabel. 7 Click on Carl Flesch. 8 sehr geehrter Herr Direktor: S is perhaps chaffing H for his "dear Doctor" ( sehr geehrter Herr Doktor ) in OC 52/500, to which he is replying. He uses the phrase again near the end of the letter. 9 Click on: Bohm. 10 obendaher: perhaps an Austrian form of obendrein. SUMMARY: © Commentary, Footnotes, Summary Ian D. Bent 2005.
|