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Jonas Archives

September 3, 1934

OC 44/20 : [9-3-34]

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated “Monday” [September 3, 1934]]

{recto}
Postkarte
Absender: Dr Oswald Jonas [illeg. word] Wien
XIX Trummelhofgasse 4

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
III
Keilgasse 8
nicht nachsenden

[postmark:] || 1 WIEN [..?] | -3.[illeg] | * 5e * ||

{verso}
Montag1

Sehr veehrter Herr Doktor!

Da ich annehme, daß Sie wegen des Wetters wahrscheinlich nicht solange in Salzburg2 bleiben werden, schreibe ich Ihnen schon heute. Ich bleibe nämlich bis ca 12.d.[M.] in Wien und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich Sie noch besuchen dürften. Ich hoffe, daß Sie sich recht gut erholt haben. Von Hob.,3 dem ich zweimal geschrieben habe, auch um verschiedene Auskünfte bezüglich seines Vorhabens geboten habe, ist bis heute keine Zeile gekommen! Hat er Angst, daß er sich festlegen könnte? Na ja! – Ich bin noch unter XIX Trummelhofgasse 4 erreichbar! Alles Güte Ihnen und Ihrer lieben Frau Gemahlin

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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September 18, 1934

OC44/21 : 9-18-34

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated September 18 [1934]

{recto}
Absender: Dr Oswald Jonas
Wohnort: W30 Bambergerstr [/] 25

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN [illeg] | 18.[illeg] | 40 ||

[for message-continuation, see below]

{verso}
Sehr verehrter Herr Doktor!

Ich bin nun wieder hier gelandet und versuche weiter. Das “wie” ist vorläufig noch eine Frage. Das erste Heft1 soll nun fertig werden – ich bin aber vom 2. Stück (Walzer Form) etwas abgekommen. Wäre nicht vielleicht die a moll Ballade2 angezeigter? Auch der Titel der ganzen Sammlung macht mir noch immer Kopfzerbrechen. Glauben Sie, daß “Tongestalt” geht?

War Klemperer3 bei Ihnen? Ich habe ihm noch am selben Tag das Buch zugehen lassen. Furtw.4 dürfte morgen nach Berlin kommen. Von Landshoff5 kam ein langer Brief, worin er sich bedankt, um einen für ihn vielleicht leichteren Zugang zu Sch. gefunden zu haben. –6

Meine Vorträge in Wien sollen am 26 XI und 3 XII stattfinden (event. im Ehrbar Saal7). Ich soll schätzungsweise die Höhe des Schenker Publikums angeben, mit {recto} dem man rechnen kann. Das ist natürlich nicht so einfach.

Für heute Ihnen und Ihrer verehrten Frau die allerergebensten Grüße

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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September 24, 1934

OC44/43 : 9-24-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, with additional note from Hans Wolf, dated September 24, 1934

24. IX.34
Sehr verehrter Herr Doktor!

Zunächst herzlichen Dank für Ihre liebe Karte.1 Oppel2 u. Vrieslander3 haben das Exemplar längst erhalten. Auch Prof. Altmann4 habe ich gleich geschrieben.

Die Hefte5 sind natürlich als eine größere Reihe gedacht (Hoffentlich!). Ich bin aber davon abgekommen, das erste Heft ausschließlich als Chopin Heft zu bringen – ich denke, “gemischte Kost” wäre doch besser. –6

Nun ein große Bitte: Soeben kommt Herr Wolf7 aus Hamburg zu mir mit der betrübenden Mitteilung, daß ihm die Einreise nach Österreich verweigert worden sei!! Er dachte, daß vielleicht Furtwängler8 da helfen könnte – für ausgeschlossen {2} halte ich es nicht; ich schreibe ihm jedenfalls sofort und hoffe am Donnerstag, wo ich ihn in der Probe sehe, schon etwas zu erfahren.

Viel eindringlicher wäre es aber vielleicht, wenn Sie selbst, verehrter Herr Doktor, Furtw. sogleich einen dementsprechenden, nachdrücklichen Brief schreiben würden, daß er sich der Sache annähme. Vor allem, daß dieses Studium für Herrn Wolf einfach unersetzlich ist! – Fur heute verbleibe ich mit besten Wünschen und herzlichtes Grüßen

Ihr ganz ergebener
[ sign’d:] Oswald Jonas

[in the hand of Hans Wolf:]

Sehr geehrter Herr Prf. Schenker!

Herr Dr. Jonas war so liebenswürdig die Sache für mich in die Hand zu nehmen, es ist nichts dazu zu ergänzen. Mir wurde der Bescheid gegeben, daß {3} ich erst wieder nach Österreich käme, wenn die Sperre aufgehoben sei. Ich wünschte ich wäre garnicht erst von Wien weggefahren. Wenn Dr. Furtwängler hier nichts erreicht, weiß ich noch nicht, wer mich darüber trösten soll. Entschuldigen Sie, daß ich Sie mit dieser Sache belästigen muß.

Mit den besten Grüßen
Ihr sehr ergebener
[ sign’d: ] Hans Wolf

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 2, 1934

OC44/46 : 10-2-34

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, with addenda by Agnes N. Becker, Hans Wolf, and Ernst Wolf, dated October 2, 1934

{recto}
Postkarte

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || HAMBURG | 3 [illeg] | 4 [illeg] | * 1 [*] ||
[franked:] Saar- / Abstimmung / 13. Januar 1935]
[for message-continuation, see below]

{verso}
2 Okt. 34

Sehr veehrter Herr Doktor!

Vielen Dank für Ihre liebe Karte.1 Sonntags sprach ich F.,2 der nun die Sache von Herrn Wolf3 direkt weiterleiten wird. Heute fuhr ich nach Hamburg, von Herrn Wolf freundlich eingeladen und sende Ihnen von hier recht herzliche Grüße.

Empfehlen Sie mich bitte Ihrer werten Frau.
Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

[First addendum:]

Sehr geehrter Herr Doktor!

Die herzlichsten Grüssen an Sie und Ihre Frau Gemahlin sendet Ihnen Ihren ehemalige und ergebene

[ sign’d: ] Agnes N. Becker

[Second addendum:]

Sehr verehrter Herr Prof. Schenker!

Ich hoffe, daß sich alles in Wohlgefallen auflösen wird u. ich nächste Woche wieder bei Ihnen sein kann.

{recto}
Ihr sehr [/] ergebener
[ sign’d: ] Hans Wolf

[Third addendum:]

Als Vater [illeg] Sohnes gestatte ich mir, Sie bestens zu grüßen.

Ihr sehr ergebener
[ sign’d: ] Ernst Wolf

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 16, 1934

OJ 5/18, 59 : 10-16-34

Handwritten letter from Schenker to Jonas, dated October 16, 1934

16.10.34

Geehrter, lieber Herr Dr Jonas!

Bei den letzten Begegnungen mit dem Ehepaar H.1 u. in der Stunde vernahm ich Äußerungen, die ich sogleich als Ankundigung eines Bruches empfand, sie standen plötzlich in vollem Gegensatz zu den früheren zustimmenden, sehr lobenden, ja entzückten. Kein Zweifel, das Geld hat die Hauptrolle gespielt: Sie sind nun das 8te Opfer dieser Geldtollwut binnen wenigen Jahren!

{2} Nun ist ein Neues im Züge, wohin es führt, ob Frau H., ob H[err] H. dirigiert, ich weiß es noch selbst nicht: es geht um eine Archiv-Ztsch, (einen Plan? oder nur ein Phantom?) Wissen Sie vielleicht, was H. mit den 200 Ex. Ihres Buches macht, die er bestellt hat?

Auch Prof. Haas|2 hat sich gestern nach Wolf3 erkundigt: 2 Reichsdeutsche sind schon zu uns gekommen, unserseits sind einige reichsdeutsche Studenten relegiert von uns abgelehnt worden, da dann nach D. zuruckgegangen sind. Meinen Sie, daß W. wieder {3} nach Wien findet?

Druck u. Stich des “fr. S”4 gehen fort.

Es wird Sie freuen zu hören, daß laut einer mir auf dem weiten Umwege über Chile zugekommenen Mitteilung mein Name auch in die spanische Encyclopedia universale (Madrid)5 aufgenommen wurde. Könnte so mit den Lexicons nur auch die Lehre mitgaloppieren!

Zuckerkandl6 scheint sich in der Sonn- u. Montagsztg einen Platz gemacht zu haben. Breisach|7 hat mich auch {4} besucht.

Von Cube|8 hatte ich einen sehr langen Bf (auch mit einer neuen Theorie, die er, wie ich glaube, geometrisch ausdrückt, die ich ebendaher gar nicht verstehe). Von Weisse|9 liegt ebenfalls ein sehr langer u. sehr erfreulicher Bf vor.

Herzlichste Grüße u. Wünsche von uns Beiden

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

© In the public domain
© Transcription John Rothgeb 2006.

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OJ 5/18, 59 (excerpt) : 10-16-34

Handwritten letter from Schenker to Jonas, dated October 16, 1934

[...]

Auch Prof. Haas hat sich gestern nach Wolf erkundigt: 2 Reichsdeutsche sind schon zu uns gekommen, unserseits sind einige reichsdeutsche Studenten relegiert von uns abgelehnt worden, da dann nach D. zuruckgegangen sind. Meinen Sie, daß W. wieder nach Wien findet?

© In the public domain
© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 25, 1934

OJ 5/18, 60 : 10-25-34

Handwritten letter from Schenker to Jonas, dated October 25, 1934

25. 10. 34
in Eile!

Geehrter, lieber Dr Jonas!

Für die Hilfe, die Sie dem jungen Wolf1 haben angedeihen lassen, sage [ich] auch Ihnen Dank. Dank auch für Forkel-Gluck.2

Nach Ihrem letzten Schreiben habe ich vor Hob.3 Ihren Namen nicht mehr ausgesprochen, so etwas empfindet er immer als einen Tadel meinerseits. Nun lenkte er ein u. zw. dachte er an Ihre Mitarbeit an der „Archiv Ztsch.” (falls sie zustande käme), u. – was wichtiger – erklärte er, daß er Sie “nicht fallen lassen will,” trotzdem Sie ihm das durch Ihr Betragen so schwer machen, wie er hinzufügte. Das sollten Sie {2} für alle Fälle beherzigen. Vielleicht leimt sich die Beziehung. Er hat viel Anerkennung für Sie, er würde Sie gut brauchen können, vielleicht sperrt er Sie auf. Also Vorsicht!

Furtw.4 schrieb mir, er habe in Sachen Wolf’s interveniert. Auch hat er Cube|5 geholfen, an dem er ein sehr schönes Schreiben (zur Unterstützung seiner Bewerbung) gerichtet hat. Wolf hat die Abschrift gestern bei mir gelesen. Cube hat eine Stelle draufhin in Hbg auch bekommen. Nach alldem ist F. wirklich väterlich, hilfreich.

Mit besten Grüßen von uns Beiden.
Ihr [ sign’d: ] H Schenker

© In the public domain
© Transcription John Rothgeb 2006.

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OJ 5/18, 60 (excerpt) : 10-25-34

Handwritten letter from Schenker to Jonas, dated October 25, 1934

Geehrter, lieber Dr Jonas!

Für die Hilfe, die Sie dem jungen Wolf haben angedeihen lassen, sage [ich] auch Ihnen Dank. [...]

© In the public domain
© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 27, 1934

OC 44/9 : 10-27-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker dated October 27, 1934

27. Okt. 34.
Sehr veehrter Herr Doktor!

Zunächst meinen herzlichsten Dank für Ihre beiden freundlichen Briefe.1 Ihre Mitteilung im ersten Schreiben, daß Sie vom Ehepaar Hob.2 wenig zustimmendes über mich gehört haben, bestätigt mir nun die Richtigkeit meiner Vermutung. Schreiben ist dgl. wirklich vielleicht nicht geeignet und so will ich mir das Weitere auch aufsparen, wenn einmal wieder Gelegenheit zu mündlicher Aussprache da ist. H. hat jedenfalls keinen Ursache, sich über mein Betragen zu beklagen, da er mich grundlos belästigt und verdächtigt hat. Das müßte er wohl verstehen. Daß er jetzt mit dem Plan einer Archiv Zeitschrift3 herausrückt, mit dem ich ihm schon oft gekommen bin, ist vielleicht bezeichnend. Nun, wird etwas daraus und benötigt er mich, so wird er sich ja an mich wenden.

{2} Seine 200 Exempl. hat er seinerzeit zur Verfügung gestellt, um Persönlichkeiten, Bibliotheken und Lehranstalten zu beteiligen. Es wird auch eine ganze Reihe teils sehr netter Dankschreiben eingetroffen. (Hambg, Leipzig, Berlin, Köln etc, dann habe ich sehr nette Schreiben von Gieseking,4 den ich übrigens heute im Furtw.5 Konzert gesprochen habe, und Elly Ney,6 die mir auch für ihren heutigen Abend eine Karte geschickt hat.)

Gestern bekam ich von meinem Vetter die letzte Nummer des Käseblattes “23” – die Sie wahrscheinlich auch nun schon gesehen haben werden. Voll dummen Zeugs und schmutziger Pöbeleien. Wegen der Worte “Dr Jonas lügt bewußt” wird [illeg. word] Herr Reich7 jedenfalls wegen Ehrenbeleidigung zu verantworten haben.8 Mein Vetter9 wird sich übrigens der Klage anschließen. {3} Das Wiener Musikliteraturpack ist wohl so ziemlich das niedrigste von der Welt. Herr Reich hat sogar teilweise sein Herz für Schenker entdeckt, mindestens für die wertvollen Originalausgaben. Da dürfte das Pack wahrscheinlich sonst ein Veto der U.E. gefürchtet haben, die sich nicht gern das Geschäft mit den Beeth. Sonaten verderben lassen wird.

– Furtw. war auch zu mir heute rührend nett im Konzert und hat mich für nächste Woche eingeladen. Daß er unter allem sehr leidet, ist sicher. – Er gabe u. a. ein wunderbares Concerto grosso von Händel mit Solo Violine und Cello. –

Ich hoffe, daß in Hamburg jetzt etwas mehr zusammenkommt, 1-2 Kurse sollen jetzt eingerichtet werden und bei einer Pianistin Fromm-Michaels10 (Violin11 sehr gut bekannt) soll ich das nächste Mal einen Vortrag halten. Ich denke, daß es nun doch gehen wird.

{4} Jedenfalls lasse ich mich noch lange nicht unterkriegen!!! – Schön ist das Ihnen zugekommene Wort von Lichtenberg!12 Auch Folgendes, mir neues, fand ich unlängst:

“Wer eine Wissenschaft noch nicht so inne hat, daß der jeden Verstoß dagegen fühlt wie einen grammatikalischen Fehler in seiner Muttersprache, der hat noch viel zu lernen.”

Empfehlen Sie mich bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin und seien Sie ergebenst gegrußt
von Ihren stets dankbaren
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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November 28, 1934

OJ 12/6, [39] : 11-28-34

Typed letter from Jonas to Schenker, dated November 28, 1934

Berlin, den 28.XI.1934
Sehr verehrter Herr Doktor!

Nach mancherlei Überlegung habe ich dem Drängen des Verlegers nachgegeben und ihm die Vollmacht zur Klage eingesandt.1 Mein Zaudern kam aus der Erwägung, daß ich nicht in Wien und bei der Verhandlung nicht anwesend sein kann. Herr Reich könnte aber dem Richter einen “Dreh” vormachen, dem der Anwalt aus Sachunkenntnis einfach nicht gewachsen wäre. So habe ich mich entschlossen, beiliegendes “Opus”2 zu verfassen, erstens um die Nötige Materialuntergrundlage für den Anwalt zu bieten, dann aber um die Herren so zu erledigen, wie es für Schwindler paßt: satirisch und sie zu entlarven. Ob es Herr Schwers,3 den ich darum ersucht habe, bringen wird, weiß ich noch nicht. Ich zweifle noch daran, wiewohl es ihm willkommen sein könnte in Anbetracht der der [sic] bevorstehenden Aufführung der “Lulusuite” von Alban Berg!4

Jedenfalls bitte ich Sie, verehrter Herr Doktor, die Blätter indes unter Ihren Kreis zirkulieren zu lassen, ein Exemplar auch Hans Wolf5 (dessen Adresse ich verlegt habe) zu geben. Er soll es aber nicht gleich Herrn Reich unter die Nase halten – mindestens nicht vor der Verhandlung. Vielleicht gibt der Verleger ein kleines Flugblatt heraus! Halten Sie das für richtig. Sonst werden die Herren ja immer frecher.

Neulich habe ich in Hamburg bei Frau Fromm6 einen Vortrag gehalten – zunächst über die “Wiederholung”, das die Leute sich aber beschwert haben daß sie daraus noch zu wenig über den eigentlichen “Schenker” erfahren {2} haben, wird nun jedesmal bei meinem Aufenthalt dort fortgesetzt werden. Die Gemeinde wächst!

Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Sind Sie auch mit dem Fortschritt der Korrekturen7 zufrieden?

Ich hatte und habe hier leider eine böse Affäre mit dem Jüd. Verlag.8 Aus dem mir zugesandten Revisionsabzug entnahm ich, daß ohne mein Wissen und ohne meine Einwilligung von fremder Hand (ich kenne sie) ein Hymnus-abschnitt über Schönberg nebst anderen Veränderungen (auch in den Zeilen über Schenker) eingestreut worden war – unter meinem Namen. Sie können sich meinen Schreck und meine Empörung vorstellen. Zeitraubender Briefwechsel und Laufen zum Anwalt war die Folge. Und das gerade in diesem Moment der “23” Geschichte! Die Sache ist noch nicht zu Ende! Aus einer Bemerkung im letzten Brief von Wolf an mich schloß ich, daß Herr Reich darüber bereits vom Täter, Herrn Rudolf Kastner,9 der jetzt in Wien weilt, “informiert” worden ist. Eine saubere Welt!!!

Mit ergebensten Grüßen an Sie sowie Ihre werte Frau Gemahlin
stets Ihr
[ unsigned ]10

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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December 19, 1934

OJ 12/6, [40] : 12-19-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated December 19, 1934

19. XII 34.
Sehr verehrter Herr Doktor!

Anbei sende ich Ihnen die Übersetzung eines in einer englischen Musikzeitschrift erschienen Kritik meines Buches.1 Sie können daraus entnehmen, daß sich der Schwachsinn scheinbar in Permanenz etablieren will. So armselig Dummes Zeug und Vorbeigerede und immer wieder – Schönberg. Es scheint da wieder eine starke Konjunktion zu kommen für die Herrschaften, wahrscheinlich aus dem bedenklichen Trugschluß, daß alles, was verfolgt wird, schon deshalb unschuldig sein muß. – Ja, die Wahrheit ist zwar einfacher, aber schwerer, viel schwerer!

– Am 22. d. ist die Verhandlung gegen Willi Reich2 – ich bin ja neugierig, was wir da wieder vorgetischt bekommen werden. –3

Wenn es mir nun irgendwie gelingt, bin ich im Sommer auf 1–2 Wochen in Wien und möchte dort gern {2} einige Vorträge halten, eventuell in Privatkreisen. Ich habe schon an verschiedene Leute geschrieben, glaube aber, daß es nicht anders gehen wird, als mit “Kartenausgabe”, denn sonst versprechen die Leute zu kommen und lassen mich im letzten Moment sitzen. Und ohne Ersatz der Kosten kann ich ja das leider nicht unternehmen. Hans Wolf4 meinte, daß auf der Universität größeres Interesse dafür bestünde; vielleicht könnte ich dort Vorträge halten. Und zwar vor allem über den Begriff der Klangauskomponierung. Das erscheint mir heute das Allerwichtigste. Bei zweit Vorträgen (so wie ich es jetzt in Hambg. gemacht habe) der erste über Wiederholung im allgemeinen [der] zweite über Auskomponierung als Wiederholung des Naturklanges “in der Zeit”, als Stoff der Musik und Inhalt.

Damit erledigt sich alles gerade von “Theorien” akustischen, 12 Tönen und was sonst noch. – Das wäre schön, wenn das in Wien einmal {3} zustandekäme, nur ist wie gesagt die Verläßlichkeit der meisten Menschen ja sehr zweifelhaft.

– Ich hoffe, sehr verehrter Herr Doktor, daß Sie sich gesundheitlich wohl fühlen und zufrieden sind. Kennen Sie übrigens einen Herrn Carl Johann Perl5 (er hat über das III. Jahrb.6 In der Musik seinerzeit geschrieben)? Ich bin seit sehr langer Zeit heute Abend wieder bei ihm eingeladen und hoffe, einiges Neues zu hören (auch über F.,7 von dem ich augenblicklich nichts weiß!)

So will ich Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin recht schöne Feiertage und alles Erdenklich Gute wünschen und bleibe mit den ergebensten Grüßen

stets
Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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January 13, 1935

OJ 12/60, [41] & [42] : 1-13-35

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated January 13, 1935

{envelope (= [42]) recto}
[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[in another hand in lower-left corner:]
Sonntag den [/] 13.I. geschrieben!

[postmark:] || BERLIN C2 | 14.1.35 | 7-8 | dl ||

{envelope verso}
Dr Oswald Jonas W 30 Bambergerstr 25

{letter = [41]}
13. I 35
Sehr verehrter Herr Doktor!

Lange habe ich leider nichts von Ihnen gehört. Ich hoffe, daß Sie sich der besten Gesundheit und des besten Wohlergehen erfreuen.1

Daß ich die Absicht habe, auf ein paar Tage nach Wien zu kommen, werden Sie wohl gehört haben. Leider sind die Antworten auf meine diversen Anfragen in Wien nicht sehr zufriedenstellend, ich möchte aber doch einen Versuch riskieren, schon deshalb weil ja aus der Entfernung immer das Arrangieren solcher Dinge sehr schwer ist. Wird es möglich sein, daß ich Sie besuche bin[sic]? Sehr dankbar wäre ich Ihnen für eine Mitteilung darüber. Ich fahre am Freitag den 18. weg, bin aber erst Dienstag den 22. in Wien und verbleibe dort vermutlich bis zum 28. Meine Wiener Adresse ist III Untere Weißgärberstr. 37.

{2} Neues hat hier bei mir indes nicht viel zugetragen. Ich lese jetzt zum ersten Mal den Briefwechsel Hildebrand-Fiedler,2 der mir, wie ich glaube, zu manchem Klarheit bringt. Sehr interessant und bedeutsam die Antwort Hildebrands auf den Brief Fiedlers Wagner betreffend. Ja, die musikalische ”Consequenz” von der Hildebrand spricht, sie ist, die verlorengegangen ist und allen zu schaffen macht. —

Geht der Druck des “Freien Satzes”3 gut von Statten? – Empfehlen Sie mich bitte Ihrer werten Frau Gemahlin und seien Sie sehr herzlichst gegrüßt von Ihrem stets ergebenen

[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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