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to Cube Archives

October 19, 1924

vC 1 : 10-19-24

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated October 19, 1924

{recto}
Postkarte
Absender Dr. H Schenker
III., Keilgasse 8

An H [/] Felix v. Cube
in III., Ungargasse
58 / 12
bei G. Lovenjoni[?]

[two ident. postmarks:] || T.A.Wien 49 | 20.X.24-90 | R/a ||

{verso}
Lieber Herr v. Cube!

Es wird sich, über meine Empfehlung, bei Ihnen ein junges, 16-17jähriges Geschöpf melden zum Unterricht in Theorie. Sie ist Schülerin einer ehemaligen Schülerin von mir, mir persönlich unbekannt.2 Setzen Sie ohneweiters 100.000K per Stunde an u. nehmen Sie 8x des Monats, (Feiertage ab!) u.s.w., [two illeg. words] Zahlung zum Muster, wie es meine ehemalige Schülerin kennengelernt hat u. selbst wieder befolgt. Näheres mündlich.

Besten Gruß
[ sign'd:] H Sch
19.X.1924

[postmark:] || 3/1 WIEN 40 | 20.X.24 IX.10 | 7a ||

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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August 26, 1926

vC 3 : 8-26-26

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated August 26, 1926

Lieber Herr v. Cube!

Gestern Abends langte mir ein Brief Ihres H. Papa ein, worin er mir einen Teilbetrag hierher ankündigt, den Rest demnächst nach Wien einzusenden verspricht. Noch entringt sich ihm ein leiser Seufzer, daß ich für seine wirtschafltiche Not nicht das nötige Verständnis aufbringe, aber, mein Gott, bin ich denn dazu da? Bin ich nicht ein armer Künstler, der für die “Wirtschaft” noch überhaupt nicht in Frage kommt, geschweige als Helfer? Unterrichte ich nicht durch meine Werke, die mir gar nichts eintragen, nicht gleichsam unentgeltlich zahllose Beflissene, u. kann ich mir über dies Unentgeltliche hinaus gestatten, Schüler unentgeltlich zu unterrichten, wo ich doch leben muß, um Jones[?] zu treffen? Der Mutter des “Grünen Heinrich” *{2} * (Gottfried Keller)1 als einer einfachen Frau stand es zu, so zu denken: “Was ich gelernt, zog sie nicht in Betracht, weil sie es für die Schuldigkeit aller Welt hielt, mir mitzuteilen, was man irgend gutes wußte,” aber Ihrem H. Papa sollte eine solche oder ähnliche Denkweise völlig fremd sein. Wäre es nicht eher geboten gewesen, daß ich von ihm etwa ein einen “Vorschuß” oder eine strengere Modalität erbeten hätte, wie das in der Welt so üblich ist? Aber selbst die letzte Not würde ich lieber auf meinen Stolz überwälzen, ehe ich mich zu einem solchen Schritt verstünde. Nun nehme ich an, daß der H. Papa wirklich Wort halten wird.

Wir reisen Montag, 28.d.M. nach Wien. Ich arbeite am “freien Satz”, als dem letzten Band der Theorien, der Alles Wünschenswerte bringen wird.

Sie bitte ich, mich zu unterrichten, ob Sie {3} zu Stande kommen? Ob Sie die nötige Grundlage finden, auf die Sie Ihre künstlerischen Bestrebungen stellen können? H. Weisse|2 schrieb mir vor kurzem, das er jetzt ein Klarinetten-Quintett vollendet hat, das bald aufgeführt wird.

Von mir u. meiner Frau beste Grüße
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
Galtür, 26.8.1926

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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September 4, 1926

vC 4 : 9-4-26

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated September 4, 1926

{recto}
Postkarte

[Absender:] Schenker
Wien, III
Keilgasse 8

[An:] H [/] Felix v. Cube
Kaiserswerth-Bockum
a/ Rhein
Pensionat „Hunenhof“
Villa Dahlmann
Deutschland

[postmark:] || [illeg] | 4. [illeg] | * 50 * ||

{verso}
Lieber Herr v. Cube!

Besten Dank für Ihr Briefchen vom 30.8.1 Sehr erfreulich, daß Sie sich so gut erholt haben – auch das gehört zur Kunst, die sehr viel Spannung fordert. An den vielen schönen Hoffnungen u. Aussichten nehme ich lebhaften Anteil, mögen sie Ihnen rastlos in Erfüllung gehen! Hier ist es noch sehr heiß u, trotzden will der “Freie Satz” ausgreifen. Ich grüße Sie auf das beste

Ihr
[ sign’d: ] H Sch
4.9.1926

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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October 1, 1926

vC 5 : 10-??-26

Handwritten letter from Schenker to Cube, undated, c. October 1926

Lieber Herr von Cube!

Eine schöne Überraschung, die Sie mir da taten, – sie zeigt ein neues Talent, das der Schreibekunst, worin der Humor eine erfreuliche Rolle spielt.1 Sollten Sie dem ersten Versuch eine Folge geben, so würden Sie vermutlich alle “Schriftleitungen” auf sich setzen mit Vorbemerkungen, mit denen sie dem Verfasser des Aufsatzes Bravo rufen, inzwischen den Lesern hinterlistig u. feige die groben Pratzen2 drücken, die Schriftleitung selbst ist es, die nicht weiß, woran sie ist, u. glaubt diesen Zustand – wie das schon immer so ist – nur an den Lesern zu bemerken: Der Blinde wird die Blinden, ein Tauber die Tauben, ein {2} Stummer die Stummen führen – sie alle aber, Schriftleitung wie Leser, kann nicht einmal ein Sehender, Hörender, Redender auf den Weg führen. “Schriftleitungen” u. “Leser” wird es geben, wenn schon längst alle Spuren der wunderbaren Kunst vertilgt[corr] sein werden, doch wie gesagt unheilbar blind, taub u. stumm.

Es fügt sich, daß das neue (Oktober-) Heft der Berliner “Musik” einen Aufsatz von H. Vrieslander|3 über mich bringt, dem das Blatt von V. Hammer|4 in schöner Reproduction beigegeben ist. Lesen Sie diesen Aufsatz, er wird Ihnen, auch davon abgesehen, daß er mir gilt, aufrichtige Freude bereiten.

Die Professur für Sie wäre etwas Rechtes. {3} Er brächte vor Allem einen Zwang mit sich, u. das ist das Feuer, das der Mensch ewig unterhalten sollte!

Ich u. meine Frau grüßen Sie auf das beste u. wünschen Erfolg Ihren Plänen[.]

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

P.S. Es wäre sehr erfreulich, wenn Ihr H. Papa sich endlich ganz erweichen ließe?5 Ich habe derlei Dinge schon genug erlitten, doch niemals von einer solchen Seite. Ich möchte so rasch als möglich diesen Unglückszug vergessen, vergessen, er hat etwas überflüßig Beleidigendes in sich.

Beiliegend Ihr Aufsatz, für den ich mir herzlichst danke.

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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November 28, 1926

vC 6 : 11-28-26

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated November 28, 1926

{recto}
Postkarte

[Absender:] Schenker
Wien, III, Keilgasse [/] 8

[for continuation of message from verso, see below]

[An:] H [/] Felix von Cube
Kaiserswerth-Bockum
Rheinland
Villa Dahlmann

[postmark:] || 3/3 WIEN 10 | 29.XI.26.10 | * R * ||

{verso}
Lieber Herr v. Cube!

Heute (Sonntag) früh erhielt ich Ihr Schreiben1 u. schon vor 10h habe ich das gewünschte Zeugnis an die von Ihnen bezeichntete Adresse per[?] expr. geschickt. Ich habe ein Zeugnis[,] die äußerste Wärme mit Vergnügen und Überzeugung aufgeboten, auch noch einen Brief an den Empfänger gerichtet, worin ich das Zeugnis unterstrich.2 Dem Zeugnis nach müssten Sie die Stelle erhalten, es wird schließlich darauf ankommen, ob das Collegium einem Zeugnis von mir den Wert beimessen wird, den es beansprechen darf: wäre mein Name dem Collegium aus den Zeitungen vertrauter, so wäre die Sache schon gemacht, so warm hielt ich das Zeugnis. Mit besten Wünschen und Grüßen von uns Beiden[.]

Ihr
[ sign’d: ] H Sch
Sonntag, 28.11.26

{recto}
Nschrift
Der Postbeamte versichterte,
daß der Bf. morgen in
Koblenz antrifft.

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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December 19, 1926

vC 7 : 12-19-26

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated December 19, 1926

{recto}
Postkarte

[Absender:] Schenker
Wien, III
Keilgasse 8

[An:] H [corr] Felix von Cube
Kaiserswerth-Bockum [/] Rhld.
Villa Dahlmann. [/] Deutschland

[postmark:] || ... WIEN 77 | [illeg] | 50 ||

{verso}
Lieber Herr v. Cube!

Danke für die erfreuliche Bfnotiz von heute!1 Lassen Sie mich, bitte, den Ausgang wissen; es würde mich sehr freuen, Sie wirkend zu wissen, Erfahrungen sammelnd u. anregend, kurzum tätig, tätig, 100mal tätig. Bei dem Ihnen eingeborenen Humor eine gesunde Tätigkeit entfalten wäre eine sehr schöne Auskomponierung2 Ihres Lebens.

Mit besten Gruß von mir u. meiner Frau

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
19.12.26

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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February 1, 1927

vC 8 : undated (c.2-1-27)

Handwritten postcard from Schenker to Cube, undated (c. February 1, 1927)

{recto}
Postkarte

[Absender:] H Schenker
III., Keilgasse 8

[An:] Prof. [/] Felix v. Cube
Duisburg /Rhld
Mühlheimerstr. [/] 141/II
Deutschland

[postmark: illeg]

[for message continuation, see below]

{verso}
Lieber Herr v. Cube!

Glück zum neuen Amt sei Ihnen gewünscht!1 Ferner: die Urlinie ist alt, Sie sind noch sehr jung, also haben Sie Geduld mit sich.2 Aber nicht auslassen! Jeder Terz-, Quart-, Quintzug usw., den Sie sich erobern, gleichviel ob Sie die Lösung finden oder nicht, weitert Ihr Kunstgefühl; schließlich aus vielen, vielen Zügen gewinnt man Erfahrung, u. diese führt dann umso leichter auch zur Urlinie. Aber: die Züge muß man auf dem Papier schreiben. Sie schreiben {recto} auch sonst gut. Einmal, wenn Sie älter geworden, sollten Sie eine Art “Reisebriefe” über Musik, Musiker u. dgl. schreiben,3 sehr wichtig für unsere Nachfahren.

Beste Grüße von mir und meiner Frau

Ihr
[ sign’d: ] H Sch

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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February 15, 1927

vC 9 : 2-15-27

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated February 15, 1927

Lieber Herr von Cube!

Hier die wirklich schöne Kritik zurück.1 (Sie schrieben mir leider nicht, ob Sie sie zurückwünschen oder nicht, ich schicke sie heim, da Sie sie möglicherweise brauchen).

Ich freue mich herzlichst Ihrer sämmtlichen Erfolge, nur so weiter!

Inzwischen ist auch die englische Übersetzung meines 3- u. 4stimm. Satzes aus der Feder Prof. John Petrie Dunn’s (Universität Edinburgh) erschienen.2 Jahrb. II ist im Zuge.3

Beste Wünsche u. Grüße von mir u. meiner Frau

Ihr
[ sign’d: ] H Sch
15.2.27

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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June 1, 1927

vC 10 : 6-1-27

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated June 1, 1927

Lieber Herr v. Cube!

Zu der nun offiziell gewordenen Professur wünsche ich u. meine Frau Ihnen das Allerbeste! Von Gottes Gnaden ist zwar mehr als von Professoren Gnade, aber die Welt hält auf Professoren (und muß es wohl auch tun, da Gott ihr ununsichtbar u. unhörbar bleibt), da tun Sie also gut, auch ihr Zeugnis hinzunehmen. Den Rest haben Sie mit Gott abzumachen, der Sie reichlich ausgestattet hat. Auf dem von Ihnen zu beschreitenden Weg wird Sie ermüntern zu hören, daß H. Prof. Dr. R. Oppel – den ich Ihnen wohl genannt haben mag – auf an das Leipziger Konservatorium {2} als Prof. für Theorie berufen worden, in welcher Eigenschaft er, wie er mir mitteilt, mein System offiziell lehren wird.1 Die Wirkung breitet sich mehr u. mehr aus: Edinburgh,2 (auch New-York),3 Leipzig Stuttgart, Wien (ich und Weisse|4), Vrieslander in München (er schreibt eine große Monographie über mich),5 Sie in Duisburg, u. Halm6 usw usw. Das Alles zeigt, daß – trotz Schoenbergs und Hindemiths – auch unsere Stunde schlägt; diese Stunde aber dauert eine Ewigkeit, weil sie die Wahrheit, nicht blos eine Mode, trägt. Oppel erhält bei 20 Stunden 700 MK,7 – das zahlt die Wiener Akademie gewiß nicht. Haben Sie schon Schüler im Privat-Unterricht?

Wir reisen schon am 25.6 nach Galtür. Daß Sie uns besuchen wollen,8 macht uns {3} Freude schon zum Voraus, sie wird noch größer sein, wenn Sie die Absicht wirklich ausführen werden. Ich weiß nicht, ob Sie Wien oder Galtür meinen, jedenfalls merke ich an: Galtür im Paznauntal, erreichbar auf einer Fußwanderung von der Voralberger Seite, oder am besten mit Auto aus Landeck (oder Wiesberg). Prof. Oppel wird uns ebenfalls in Galtür besuchen, auch Direktor Altmann (Berlin),9 Hoboken|10 (vielleicht mit Vrieslander).

Nun auf Wiedersehen. Unser Beider beste Grüsse sendet

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
1.6.27

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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September 7, 1927

vC 11 : 9-7-27

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated September 7, 1927

{recto}
Postkarte

[ panel stating aims of the Deutscher Sprachverein1]

Absender: Schenker
Wien, III., Keilgasse [/] 8

An: H Prof [/] Felix von Cube
in Duisburg (Rhld)
Mühlheimerstr. 141/II
Deutschland

[ in another hand: ] Nahe Be[...]

[ postmark: ] || 3/3 WIEN 40 | [illeg] ||

{verso}
[ emblem of the Deutscher Sprachverein]

Wien, 7. 9. 27

Lieber Herr von Cube!

Sehr bald nach Ihnen überraschte uns mein Neffe, (der sogar in Galtür noch verblieb, nachdem wir abreisen mussten, um einen Besuch abzustatten). Herzlich danke ich Ihnen, nun vorgestern nach Wien zurückgekehrt, für alle Ihre lieben Karten, für die Erinnerung der gewissen Brücke, die Mitteilung aus Frkf a/M., die leider noch zu wenig Festes zeigt, usw. Gleich nach Ihrer Abreise kam eine Karte für Sie, ich gab Ihre Adresse an u. hoffentlich ist sie schon in Ihrer Hand.2

Aufruf, Prospekt werden Sie bestimmt erhalten,3 Hob.4 ist noch nicht soweit, er weilt soeben in Frankf. a/M., um mit H. Koch|5 zu sprechen. Haben Sie die Güte, auch Ihrer Firma Scheuermann|6 die bestimmte Zusage zu machen, sie schrieb mir drum am 29. 8. Nur ein wenig Geduld noch! Ich u. meine Frau grüßen Sie auf das Beste

Ihr [ sign’d: ] H Sch

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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November 9, 1927

vC 12 : 11-9-27

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated November 9, 1927

Mein lieber Herr von Cube!

Da haben Sie uns mit Ihrem Geschenk1 eine große, sehr große Freude bereitet, wir danken herzlichst!

Nicht nur unser Zwie-Satz, sondern auch der Vierstimmen-Satz das allgemeiner chorus ist unisono der Meinung, daß Ihr Bildchen die besten sind, die je von uns angefertigt sind, die also nicht ausgenommen, die mit Recht seinerzeit als die besten galten. Ihr “Rekord” greift[corr] am höchsten. Ein eigener u. freier künstlerischer Wille drängt aus allem hervor, was Sie treiben, u. so auch aus den Bildchen u. Bildern. Vielen Dank für diese Erinnerung der Galtürer Tage!2

{2} Aber eine fast noch größere Freude bereiten Sie mir mit der Schilderung Ihres derzeitiges Standes, der zu besten Hoffnungen berechtigt. Ihre zwei Theorieklassen, denen bald eine dritte zuwachsen wird, Ihre Urlinie-Anweisungen, Ihre Mühen um gute “Ausgaben”, Ihre Sonatenarbeiten, das stille Sich-bilden am Rundfunk (der den Anderen ja nur ein Müßiggangsbehelf ist), Alles das gibt das Bild schönsten Strebens, dem der Lohn gewiß nicht ausbleiben wird.

Sonate II u. der Vortrag, falls es zu einem solchen kommen sollte, erbitte ich zur An- und Einsicht, (womit zugleich die Ermächtigung gegeben ist, frei von der gesunden Musikleber weg zu sprechen).3

Hauptsache bleibt, die jungen Menschenkinder dazu zu verhalten, endlich mit dem wirklichen Notenlesen einen Anfang zu machen, d.h. {3} sie zumindest zu den “Zügen” zu führen (wenn sie der letzthintergründigen Urmutter “Urlinie” nicht zu folgen vermögen), als den Trägern eines Zusammenhangs, wie er in der Sprache durch Satzbau usw. gegeben ist. Daß man erst jetzt, nach mehrhundertjährigem Bestande der Tonkunst, mit dem Lesen anfangen muß, ist die Schande der Menschheit, sie wird nur dadurch entschuldigt, daß die Tonsprache als “Sprache” eben schwieriger als alle anderen Menschen- u. Tiersprachen sind. Daß Sie hiebei aller meiner Verdienste, die ja die ersten sind, G “ausdrücklich” gedanken, kommt der Sache nur zugute. Vrieslander arbeitet gegenwärtig, wie er mir sagte, an zu einer größeren “Monographie” über mich,4 das bedeutet einen Stoß in die Verheimlichungsintrigen unserer Kollegen, {4} die ich übrigens ebenfalls entschuldige u. zw. damit, daß sie weder die Musik noch mich verstehen.

Von Vriesl.|4 erhalten Sie demnächst einen von ihm verfaßten “Prospekt” zu den Jbüchern I u. II5 u. dazu ein Briefchen, das ich nicht gelesen habe. Solcher Briefchen schrieb Vr. an 100, an alle “Prominenten” des Reiches, jedem nach seiner Art, u. so hoffe ich, Ihnen ein liebes nach Ihrer lieben Art.

Ende des Monats erreicht Sie Hobokens “Aufruf”[.]6 Freitag halten wir noch eine Kuratoriumstagung ab, u. dann geht das Werk los.

Und nun mit herzlichsten Grüßen von mir u. meiner Frau an Sie

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

Zu dem Neugeborenen wünschen wir dem Elternpaar viel Glück.

9. 11. 27

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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February 12, 1928

vC 13 : 2-12-28

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated February 12, 1928

Lieber Herr von Cube!

Ihr Briefchen1 hat mir eine aufrichtiger Freude bereitet. Ihr Vorwärtsklimmen2 hat geradezu alpinistische Reize, ja sogar die geistigen Freude Ihrer Schüler teile ich. Die reine Quadratur des Zirkels ist es ja, meine Lehre in eine “Schule” zu bringen,3 – wenn Sie nur ein paar Schritte gewinnen, heißt das schon sehr viel. Mit den Privatschülern haben Sie es freilich leichter, u. ich wünschte sehr für Sie, daß Sie ihrer immer mehr u. mehr erreichen. Sie scheinen zwar das die {2} Geschicklichkeit im Verkehr mit “Behörden” zu haben, die nötig ist, um auch in einem Anstalt zu bestehen, aber sich auf Privatschüler stützen zu können, bedeutet doch auch einen Vorteil, zumal Sie sich dabei am längsten künstlerisch rein erhalten. Der Anfang ist gemacht, vivant sequentes!

Den “Aufruf”4 ließ ich Ihnen gleich zukommen. Haben sie Vriesl.’s[corr] “Prospekt” zum Jahrbuch II erhalten?5 Wo nicht, bitte ich um eine Zeile, u. ich schreibe an Vr., wenn Sie nicht vorziehen, selbst drum zu schreiben.

Seit einigen Wochen ist im Schülerkreis Dr Weisse’s der Plan einer musikalischen {3} Monatsschrift “Die Tonkunst” gereift, die sich ausschließlich mit der Pflege u. Anwendung meiner Lehren befassen soll.6 Sollte die finanzielle Garantie ausreichend sein, so werde ich auch Sie zur schriflichen Teilnahme auffordern lassen: Sie schreiben ja sehr gut.

Für ihre liebe Absicht, die Buchhändler für mich zu stimmen, danke ich herzlich.7 Sollten die Buchhändler wirklich so weit sein, sich Ihren Wünschen zur Verfügung zu stellen, so werde ich gern die Einsendung von zwei Radierungen veranlassen. Auch Vrieslander’s Aufsatz in der “Musik”8 eignet sich für eine solche Demonstration ganz {4} vorzüglich. Ich erwarte von Ihnen noch eine Erinnerung, falls die Buchhändler es wirklich wollten.

Viel Glück zu den nächsten Unternehmungen im Konzert u. Vortrag. Hören Sie gelegentlich mit dem Rundfunk-Ohr nach Wien?

Ich stecke in Arbeit, Arbeit, Arbeit am “freien Satz” u. alle Notenköpfe freuen sich mit mir, denn bald, bald werden sie erlöst.

Wir grüßen Sie beide herzlichst. Schreiben Sie wieder.

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
12.2.28

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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April 29, 1928

vC 14 : 4-29-28

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated April 29, 1928

Lieber Herr von Cube!

Der erste Sonntag-Frühmorgen giebt mir Gelegenheit, Ihnen zu antworten. Die Widerstände, die von der Seite der Lehrer, der in dieser Frage entscheidenden Menschen“klasse”, kommen, sind nur zu begreiflich; sie fühlen, daß es nicht mehr so betriebsbequem bei den neuen Dingen zugehen kann, wie bei den berichtigten[sic] Harmonielehren “mit Schlüssel” zum Aufgabenbuch, nicht mehr so idiotischbequem abgehaspelt werden darf: Bdur – Cdur – fisdur – Miesdur1 – fmoll – Gisdur u.s.w., sondern daß der Kopf ein Wörtchen mitzureden hat, obendrein ein eigenartiger, auf reinste Musik abgezogener {2} Kopf mit tausend musikalischen Ohren. Das nur[?] des lieben Ich so brünstig gepflegte “Gefühl”, das nicht ohne eine gewisse Überhebung der angeblichen “Reflexion”2 sogar eines Beeth., eines Brahms entgegengestellt wird, bei dem es nur verwunderlich ist, daß gerade die reflektierenden Meister sinfonie-potent sind, während sie, die gefühlspotenten, sinfonie-impotent sind (wo es doch im Grunde umgekehrt sein müsste!), das selbstherrliche Gefühl soll zum Aberglauben geworfen werden – das geht den Lehrern zu weit. Hätte ich freilich diesen Herren die Tafel gedeckt ganz so, wie der betriebskundige Herr Riemann es um ihretwillen in seinen zahllosen “Katechismen” mit dem Ollendorf-Frage- u. Antwortspiel,3 in den “grossen” und “kleinen” Kompositionslehrbüchern (für jede “Perslage”[?]) bereichert getan, hätte ich durch Ausführung der allengesamtesten Literatur jede, jede Verlegenheit ihnen aus dem Wege geräumt, dann, dann hätte ich längst den zukommenden Platz auch bei ihnen erobert!4 {3} Soeben muß es sich in die Länge ziehen u. namentlich ist mein Tod die erste Vorbedingung. Die Sache macht aber glänzende Fortschritte . . .

Nun zur eigentlichen Sache. Sie erhalten längstens binnen einer Woche von der Kunsthandlung Artaria 2 Hammer.5 (Die frühere Serie ist durchgekauft, Artaria muß eine neue bestellen, dies ist der Grund der kleinen Verzögerung). Von diesen beiden Stücken wollen Sie, bitte, eines für sich selbst behalten, zur Erinnerung an die Kämpfe Ihrer Jugend, das andere aber bitte ich, da ein Verkauf nicht zu erwarten ist, an mich zurückzusenden.

Am Freitag brachte H. Vrieslander einen Wunsch von Ihnen vor, ich übernahm die Erfüllung desselben, um es kürzer zu machen.6

Einiges finden Sie in Riemanns Lexicon|7 u. in Kürschner.8 Die neuen Auflagen kenne ich freilich {4} nicht, weiß also nicht, ob Einstein|9 nicht noch mehr gekürzt hat, um ein paar Zeilen für irgendeinen Jazz-Schleuderer zu gewinnen. Doch glaube ich, daß ein äußeres Gerüst zu finden sein wird, bis auf das Todesdatum, das noch unbekannt ist.10

Ich kann sagen, daß alle unendlichen Schwierigkeiten, die ich gleich zu Anfang meiner Zwanzigerjahre zu bestehen hatte, da ich den aus fünf Personen bestehenden Familiennachlaß meines Vaters,11 der ein sehr gefeierter Landarzt war, aus dem Stunden–Ertrag zu versorgen hatte, in der Folge noch überboten wurden durch die Schwierigkeiten, die die Menschen, namentlich die Verleger, meine Arbeiten bereiteten. So unvergleichlich vielleicht meine menschliche Leistung bei den ersteren Schwierigkeiten gewesen, die Durchsetzung meiner Arbeiten darf ich {5} dennoch als die stärkere Leistung bezeichnen. Nirgend kam mir Hilfe, ich mußte den Widerstand in langjährigen Kämpfen brechen. Sogar der Lebensvertrag (mit der “U.E.” schützte mich nicht. So kam es, daß mehrere Serien-Arbeiten bis zur Stunde unvollendet bleiben mußten, “die letzten fünf Sonaten von Beeth_” entbehren noch das wichtigste[,] op.106, die Ausgaben der _Sonaten von Mozart u. Haydn, (auf die ich verträglich ein Recht hatte) konnten nicht zustandekommen, der “Tonwille” erfuhr äußersten Widerstand) (Vertragsbruch u. Sabotage) des eigenen Verlages, usw.12 Dieser Verlust an Arbeit, an Erfüllung von Aufgaben, die nur ich allein (als ihr Erfinder) meistern könnte, ist mein Schmerzlichstes geblieben, da er nicht mehr gutzumachen ist. Hätte der Verlag mir die Zeit zur Arbeit zur Verfügung gestellt, die er für {6} die eigensinnigen Kämpfe in Anspruch nahm, ich hätte noch viel Ersprießliches geleistet, das Allen gut bekommen wäre, auch dem Verlag.

Es fehlte in meinem Leben gewiß nicht an ehrende Aufforderungen u. Aufträgen von Seiten verschiedener Körperschaften. Alles zerschlug sich aber in dem Augenblick, da ich die Ausführung bekanntgab, da war alles zuviel des Guten u. überschritt die Vorstellungen der Werber. Weniger sollte es um die Sache gehe [corr], die ihnen ja völlig fremd war, als vielmehr um eine billige Ausführung (billig in jeder Hinsicht) sozusagen nur wie um sie selbst, die Auftraggeber auszuzeichnen u. zu ehren. Die Sache ging mir leer aus u. so kam es, daß ich auch den Lehrinstituten lieber auswich. Ich sah {7} an, daß ich den Kampf vom neutralen Zimmer aus zu führen habe.

Die aüßerste Armut getragen zu haben, war mir eine Seligkeit, ich bin auf diese Auszeichnung durch das Schicksal stolz. Oblag mir doch die wunderschöne Aufgabe, dem materiellen Minus durch ein geistiges Plus entgegenzurücken. (Nie beugte mich die Armut zu einem Demokraten, gar zu einem Sozialdemokraten[corr] herab, im Namen des ewig aristokratischen Geistes trug ich seit Kindheit den Kopf hoch über den Pöbel hinaus.) Nur weil ich dem Geist treu u. selbstlos diente, konnte ich finden, was nur zu finden von Oben beschert war.

Weitere Seligkeiten meines Lebens: Joachim,13 Meschaërt|14 als Vorbilder der so schwierigen Kunst des Vortrags. Die Kunstreise {8} mit M. verschaffte mir Einblick in die ganz einzige subtile Werkstatt dieses Sängers, den ich ohne Weiteres als den ersten Sänger aller Zeiten u. Zonen bezeichne. Er steht hoch über den stolzesten italienischen Typen aller Jahrhunderte, also einschließlich des Caruso,15 leider weiß die Welt um seinen Rang noch gar nichts, sie konnte es auch nicht fassen, da M. nie in der Oper sang, die ja den einzigen Kunsttrog16 der Menge bedeutet.

Und daß ich den letzten Brahms erleben, sahen, sprechen, aufführen hören dürfte, über dieses Glück musste ich Tränen schreiben, wenn ich es könnte. Ich wußte es immer, daß er der letzte Meister ist, daß die Musik tot ist, ich wußte es lange, lange bevor die Anderen es {9} zur Not begriffen haben. (S. Vorrede zum Kp.I)17 Dieser Schmerz um die sterbende Kunst trieb mich zur Arbeit, fieberhaft (Tag u. Nacht) warf ich die Gedanken aufs Papier inmitten bedrohtesten äußeren Lebens, rang mit den Verlegern, Lesern, nun sehe ich doch – Erfolg.

In Brahms sah ich den Abendhimmel der Kunst, seit diese Glut erloschen, ist es stockfinster in der Welt – für immer. Die Welt hat das hohe Glück der großen Meister nie genossen, nie begriffen, nie bedankt, daher ist die Kunst von ihr fort.

Ich muß schließen, die Gedanken tun weh. Vielleicht können Sie trotzdem {10} Einiges von dem hingeworfenen brauchen.

Eine Frage: hat Ihnen die “U.E.” die Werke zur Verfügung gestellt? Woher nehmen Sie denn diese??

Nach Galtür kommen heuer Prof Dunn, Prof. Oppel, Vriesl. mit H. Klaus|18 (zum 1. Mal in den Bergen), werden Sie auch dabei sein? Das wäre sehr schön.

Am 15. 6 verlasse ich diesmal (ausnahmsweise) Wien u. fahre langsam, schrittweise nach Galtür!

Mit herzlichsten Grüßen von mir u. meiner Frau

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
29. 4. 28

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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May 28, 1928

vC 15 : 5-28-28

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated May 28, 1928

{recto}
Postkarte

[picture to-left, caption: Mariazell, Steiermark]

[Absender:] Schenker
Wien, III., Keilgasse 8

[An:] H [/] Prof. Felix von Cube
Duisburg (Rhld)
Pulvergasse 41
Deutschland

[two postmarks, illegible except for:] || 5b * ||

{verso}
Lieber Herr von Cube!

Angeregt durch Ihren letztgeäußerten Plan: Düsseldorf1 sende ich Ihnen gleichzeitig zur als Drucksache einen in Bonn zum Beethovenfest gedruckten Aufsatz von mir (1927);2 vielleicht tut Ihnen die Anknüpfung einen Gefallen (Bonn–Düsseldorf), vielleicht sind die Düsseldorfer Musiker etwas entgegenkommender, wenn sie erfahren, wie mich Professor Schiedermaier[sic]3 in Bonn geehrt hat. Und überhaupt täten Sie gut, wenn Sie den deutschen Kollegen nicht nur Prof. Dunn|4 vorhielten, (der mich in Galtür zu besuchen vorhat), sondern auch die amerikanischen (englischen) Lehrer in New-York ^u. San Francisco^, die schon längst die Url. in ihren Schulen lehren (bei Dr Weisse|5 haben sich für das nächste Jahr wieder 20 [illeg. word] Professoren angesagt, die die “Laien”)|6 lernen wollen). Amerikas[üchtig][?] wie die Deutschen nun einmal sind mögen sie von den lernenden {recto} Americanern lernen!

Am 15.6 verlassen wir Wien (ausnahmsweise) u. bewegen uns langsam nach Galtür, wo wir Ende Juni eintreffen. Beste Wünsche für Ihre[n] Plan u. Erfolge, dazu herzlichste Grüße von uns Beiden

Ihr
[ sign’d: ] HSch
28.5.28

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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July 3, 1928

vC 16 : 7-3-28

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated July 3, 1928

{recto}
[landscape photograph, uncaptioned]

{verso: right}
[Absender:] Schenker
Galtür
Tirol

[An:] H. Professor [/] Felix von Cube
Duisburg (Rhld)
Pulverweg 41

{left}
Lieber Herr v. Cube!

Mehr aus Besorgnis für Sie selbst als für mich frage ich Sie, ob Ihnen bei der Ausführung Ihrer Absichten Widrigkeiten zugestoßen sind? Ich bin auf solche immer gefaßt gewesen u. bin es noch, ohne Schmerz zu empfinden: Ihnen mag das ein novum sein, also was ist es? Von uns Beiden beste Grüße

Ihr
[ sign’d: ] HSch
3.7.28

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© Transcription William Drabkin, 2006.

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July 13, 1928

vC 17 : 7-13-28

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated July 13, 1928

Galtür, 13. Juli 1928

Mein lieber Herr v. Cube!

Nun ist es doch nach Ihrem Wunsch gegangen! Die gewissen 10 Zuhörer in Düsseldorf ändern daran nichts; solche 10 hatte z.B. auch die Dehn1 in Wien (ich selbst war zufällig unter den 10), oft genug Liszt, Ysaye[corr]2 u.s.w. Ihre Mühen fanden ihre Krönung u Sie haben sich Verdienste um die Musik in D. erworben, mögen die Duisburger selbst auch nichts davon ahnen: alle Verdienste sehen sich namentlich darin gleich, daß die Nutznießer lange nichts merken, im Großen wie im Kleinen, in welchem Stoff immer; auch geht übrigens in den Gemütern der Nutznießer die Sonne des ersten {2} Dankes nie so recht auf.

Wir beide zahlen nicht zu den Nutznießern, gerade deshalb danke ich Ihnen sozusagen nur als Sachwalter meiner Gedanken auch Ihnen als Sachwalter für die tausendfachen Mühen um das Zustandekommen, von Mensch zu Mensch, von Künstler zu Künstler.

Ihr Aufsatz zeigt, wie der frühere, ein leicht bewegliches Denken u. Schreiben. Die Ungenauigkeit puncto Joachim,3 Brahms (“Zusammenarbeit”) stelle ich auf meine Rechnung, da Sie vermutlich meine Schrift schwer lesen könnten.4 Ich meinte blos: in Bezug auf Joachim, er sei sein Lebenlang mir immer Vorbild in Sachen des “Vortrags” gewesen (persönlich kannte ich ihn gar nicht) u. in Bezug auf Brahms, seine Erscheinung überhaupt, als Träger einer so gewaltigen {3} künstlerischen Summe (war doch meine erste Brahms-Sinfonie schon seine dritte, die Bülow5 mit den Meiningern zur Erstauff. in Wien brachte!6 Der Brahms-Gipfel war schon für alle Ewigkeit getürmt, als ich ihn zu sehen, zu hören erst begann!), die kostlosen Bemerkungen zur Musik, die ich aus seinem Munde zu hören das Glück hatte u.s.w.

Das Wort „Zusammenarbeit” greift also zu weit. Die Richtigstellung war ich Ihnen schuldig. Gelegentlich mal können auch Sie, je nach dem Gesprächspartner, die Richtigstellung vorbringen, müssen aber nicht. Es war ja nur ein Misverständnis, das sich jederzeit zutragen kann, u. alle Welt weiß, daß ich nicht zu denjenigen zahle, die sich Joachim oder Brahms anbiedern, blos weil sie todt sind u. nicht widerlegen können. Wien wimmelt heute von Brahms-“Freunden”! Die Meschaërt[sic]7- {4} Angelegentheit stimmt genau.

Davon abgesehen finde ich Ihren Aufsatz geschickt u. umfassend, gut gruppiert|8 u. plastisch einleuchtend. Vielen, vielen Dank! Mit Freude stelle ich fest, daß Sie Ihre Kräfte erproben u. bewähren.

Ihre Anregung betreffs des Exampelbuches zu Ph. Em. Bach finde ich sehr beachtenswert;9 ich werde sie mit v. Hoboken|10 durcharbeiten.

Das 2. Bild von Hammer11 erbitte ich nach Wien, aber erst im Oktober!

Prof. Oppel|12 kommt wieder nach Galtür. Schade, wenn Sie wegbleiben müssten.

Meine Frau, die meine Freude an Ihrer Leistung teilte, grüßt herzlichst, wie grüße auch ich

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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September 6, 1928

vC 18 : 9-6-28

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated September 6, 1928

{recto}
Postkarte

[panel stating aims of the Deutscher Sprachverein1]

Absender: Schenker
Wien, III
Keilgasse 8

An: H. Prof. [/] Felix von Cube
in Duisburg (Rhld)
Pulverweg 41

[postmark:] || 3 WIEN 40 | -6.IX.28. 18 | * 4c * ||

{verso}
6.9.28

Mein lieber Herr v. Cube!

[emblem of the Deutscher Sprachverein1]

Zum Voraus freue ich mich schon Ihres Eingreifens auf dem Kongreß2 – nur zu! (Braunfels[corr]|3 ist mir nicht nur xx im Geheimen, sondern auch öffentlich geneigt.) In Köln sitzt auch Hupka,4 ein ehemaliger Schüler von mir, als Kapellm. an der Oper.

Den “fr. S.” mache ich heuer druckreif – das wird ein Jubel sein in der Musikwelt, eine wahre Erlösung für die verkrippelten Ohren u. Gefühle – hofftentlich wird die Drückere[i] auch in einem Jahre fertig.5 Dank für Ihre Plagen! Ihrem H. Papa danke ich verbindlichst für seine l. Worte des Geistes!

Im Hamburger Tonkünstlerverein hat ein junger Musiker6 2 Stimmführungs- [in upper margin, upside-down:] bilder auf eine große Tafel gebracht u. darnach die Unterrichtung[?] der Kollegen geleitet. Beste Grüße! Geben Sie Nachricht [in left margin, sideways:] von Ihren Wegen. Aus Köln habe ich einen Schüler.7

Ihr [sign’d:] HSch

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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September 29, 1928

vC 19 : 9-29-28

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated September 29, 1928

{recto}
Postkarte

[top-left: picture captioned: Semmering. Niederösterr.]

[Absender:] Schenker Wien,
III Keilgasse 8

[An:] H. Prof. [/] Felix von Cube
Duisburg (Rhld)
Pulverweg 41
Deutschland

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 29.9.[ 28 ] | 19–20 ||

[for message-continuation, see below]

{verso}
Lieber Herr von Cube!

Gestern erhielt ich von einem Herrn Harry Hahn (Hamburg)1 zwei handgeschriebene Tafeln (1.60 meter!) Urlinie, die eine Vergrößerung meiner Bilder zum S. Bach’s “kleinem Prälud.” Cd (“Tw”) u. einem Walzer von Schubert (“M. i. d. Musik”) zeigen.2 H. Hahn benützte diese sehr, sehr hübschen “Schultafeln” zu einem Vortrag im Rahmen der “Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Ortsgruppe des Reichsverbandes deutscher Tonkünstler u. Musiklehrer,”3 mit so gutem Erfolg, daß er um weitere Einführung gebeten wurde. Er wird die sog. appassionata op 57 (“TW”) bringen.4 Solche Schultafeln würden auch Ihnen gute Dienste leisten. “Das Papier vergrößert {recto} von selbst”, (das flüstert mir meine Frau ein). Beste Grüße von uns Beiden Ihnen u. Ihrem Herrn Papa!

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
29.9.28

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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October 8, 1928

vC 20 : 10-8-28

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated October 8, 1928

{recto}
Postkarte

[top-left, picture, captioned: Baden b. Wien, Niederösterr.]

[Absender:] Schenker
Wien, III
Keilgasse [/] 8

[An:] H. Prof. [/] Felix v. Cube
Duisburg, (Rhld)
Pulverweg [/] 41

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 8. X. 28 | 10–11 ||

{verso}
Mein lieber Herr v. Cube!

Danke für Briefchen u. Bild!1 Wenn Sie nach Köln kommen, so besuchen Sie die Eltern meines Schülers aus Köln, der das 3te Jahr hier bei mir studiert: H. Sanitätsrat Dr Albersheim:2 sie werden sich gewiß sehr freuen, einen Kollegen ihres[corr] Sohnes bei sich zu begrüßen. Desgleichen stöbern Sie im Opernhause den Kapellm. Felix Hupka auf, der auch bei mir war. Beste Grüße von mir und meiner Frau

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
8. 10. 28

Mitte Okt. kommt Vrieslander nach Wien zu Hoboken.

[along the left side:]
Grüßen Sie H. u. Frau Albersheim
[one illegible line]

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© Transcription William Drabkin, 2006.

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November 20, 1928

vC 21 : 11-20-28

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated November 20, 1928

Mein lieber Herr von Cube!

Zum 28ten herzlichsten Wunsch und Segen!1 Sie greifen wacker aus, nur so weiter! Doch möchte ich auch darüber hinaus Ihnen ein Wörtchen anvertrauen, um Sie für die bevorstehende Kämpfe zu stählen:

Sie mögen sich wohl erinnern, daß ich oft die Überzeugung aussprach, der Weg zur Wahrheit wäre auch Vielen, ja Allen gangbar, wenn ich nur erst die Lehrer aus der[sic] Verlegenheit-Risse,2 wenn ich durch umfangreiche Veröffentlichungen von Urlinien sie von jeder Angst oder Scham befreite. Ich pflegte auf Riemann|3 hinzuweisen, der den Lehrern ganze Banquette gab, sie mit Allem versah, so daß sie nur zu greifen u. zu essen hätten. Mir gieng es aber vor Allem um {2} die erste Andeutung der Urlinie, der Baßchiffren usw. usw. Nun, da der “fr. S.” in Vollendung begriffen ist,4 der alle Fragen so gründlich met[h]odisch (in §§) u. so umfangreich löst, ist die Zeit gekommen, die ich auch an meine Url.-Mappen denke.5 Noch steht nicht fest, wie viel Urlinien der Beispiel-Band des “fr. S” verschlingen wird, ob nicht zuvor Beeth’s Eroica mit Url. als besonderes Bändchen erscheint6 (op. 106 gehört der “U-E”, muß also ebenfalls besonders mit Url. behandelt werden),7 jedenfalls erwäge ich den Plan, in absehbarer Zeit eine Urlinie-Mappe (ohne Text) folgen zu lassen, um den Lehrern recht viel Material in die Hände zu spielen. Auch habe ich H. v. Hoboken|8 mitgeteilt, daß ich, wenn es nicht anders sein könnte, meine Urlinien {3} handschriftlich dem Photogram[m]-Archiv9 übergeben werde, um es unter allen Umständen durchzusetzen, daß Musiker den Weg zu ihnen auf die billigste u. bequemste Weise gehen könnten. Wir wollen sehen, was möglich wird.

Am 26. [recte: 25.] wird das Archiv offiziell durch den Minister eröffnet, daran schließt sich eine sog. Schubertforschertagung mit weiteren Empfängen beim Bundespräsidenten u. Minister.10 Trotz dem Verdienst meiner ersten Anregung, sonstiger Förderung in Schrift u. Tat, trotz der Kurator-Würde[,] trotz allen offiziellen Einladungen, trotz aller Geneigtheit, mich aufs äußerste hoch “auszuzeichnen”, trotz allem halte ich mich von den Dingen gänzlich fern. Ich bleibe zu Hause. Unsere Regierung, unsere Musikerschaft hat zu viel auf dem Gewissen, {4} als daß ich auch mit ihnen zu ihren Spässen verbünde. Nur zu dem (übrigens ebenfalls von mir angeregten) Tautenhayn-Abend11 bei Hob. gehe ich hin (26.), dort treffe ich noch Vriesl.,12 Dahms,13 Oppel (Leipzig),14 Kinsky,15 u.a. Nur das tue ich.16

Der junge Albersheim hat seine Eltern in Köln von ihrer[sic] Absicht, sie zu besuchen, verständigt.17

Lassen Sie recht bald hören, wie es Ihnen in Köln ergangen ist.

Die “Gegenbeispiele” müssen langsam erobert werden! Keinen Snobismus treiben lassen. Zuerst das Gute, dann das Schlechte.18

Und nun Mut. Alles ist ehrenvoll auf dem Wege, den Sie gehen, jeder Irrtum ist von vornherein entschuldigt.

Beste Wünsche u. Grüße von uns Beiden

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
20. Nov. 28

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© Transcription William Drabkin, 2006.

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April 10, 1929

vC 22 : April 1929

Handwritten letter from Schenker to Cube, date not visible (April 1929)

Lieber Herr (Professor) von Cube!

Eine reizende Überraschung war das!1 Der Programm,2 die Kritiken,3 die Bilderchen4 u. das Briefchen, kurz: ein sehr heiteres Beruf-Stilleben im Briefumschlag. Nur so weiter!

Die Kritiken finde ich ja sehr gut, auch Sie dürfen damit sehr zufrieden sein. Erfreulich ist auch Ihr Erfolg in Köln zu nennen. An den Widerstand ist die Sache (auch ich in ihrem Namen) gewohnt aber sie {2} schreitet darüber hinweg u. fort. Die Menschen, verankert in Schlafen, Essen u. Zeugen, wollen die unangestrengt angenehme Art, mit der sie diese Triebe der Natur erledigen, auch auf die künstlichen Produkte des Geistes (Kunst, Wissenschaft, ja sogar die sozialen u. politischen Gebilde) übertragen: wie sie ohne Vorbildung u. Vorgreifung schlafen, essen u. zeugen, genau so wollen sie ohne Vorschule auch auf dem Gebiete des Geistes sich tummeln. Aber eine Komposition ist doch noch etwas anderes als der Geschlechtsakt: dort liegt die Sache doch schwieriger als hier. Namentlich die Musik wird in die “Gefühle” herabgezogen, {3} als wäre sie ein Naturprodukt.

Ich sage das zur Warnung: Aus Ihrem Schreiben geht nämlich hervor, daß Ihre Zuhörer offenbar auch Ihnen die übliche Falle gelegt haben. Mit der oben dargestellten Art der Menschen hängt es zusammen, daß sie nicht so sehr die Wahrheit u. Schönheit der Kunst suchen, als ein in kürzester Form u. auf leichtfassliche Weise geprägtes “Urteil” über den oder jenen Komponisten, dies oder jenes Werk. Worin ist zB Reger oder Wagner schlechter als die grossen Meister, fragen sie schon in der 2. Minute der Unterhaltung, kaum daß sie das erste Wort von einem Hintergrund, der Url., einem Zug gehört haben. Nichts von alldem interessiert {4} sie; nur die Frage, ob Reger schlechter ist. Die Enscheidung über den Wert ist ihnen das Wesentliche. Zuletzt ist das eine Machtfrage: hinter Reger stehen heute noch Tausende, Millionen von Menschen(eseln), ich aber stehe noch schlank da – also stoßen heute die Menschen lieber noch, sozusagen in Eile, zu der großen Herde als zu mir. Außerdem sind Sie selbst ja noch so jung, stellen somit für Ihre Zuhörer nicht einmal noch eine “physische Macht” vor, die sie beugte! In Hamburg wollten die Zuhörer ebenso etwas von Reger, Hindemith hören, u. auch ich würde so lange (auch von Furtwängler5) wegen Regers[] und Wagners gequält, – ich werde davon reden, wenn ich es an der Zeit halte, u. Ihnen rate ich, solchen Gelüsten sowenig

[in upper margin, inverted:[]
als möglich nachzugeben: zunächst einmal sollen die Leute die Grundbegriffe lernen, dann . . Von mir u. meiner Frau beste Wünsche u. Grüße

Ihr
[ sign’d: ]_ H Schenker_

[p.1 upper margin:[]
Die Adresse des Frl. S.6 werde ich Ihnen bekanntgeben, sobald sie erscheint.

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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May 15, 1929

vC 23 : 5-15-29

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated May 15, 1929

Lieber Herr von Cube!

Es fügt sich, daß H. Albersheim|1 nach eifrigstem 3-jährigem Studium (à 12 Stunden monatlich) heiratet (!) (was er sich schon in so jungen Jahren zu tun wohl erlauben darf), zwar in Wien bleibt, aber voraussichtlich die stramme Disziplin als junger Ehemann nicht mehr wird mitmachen können, daß ich also für Ihren Hörer H. Emil [sic] Voss|2 Platz gewinne, ohne mir u. den anderen Herren u. Damen besondere Gewalt anzutun. Es wäre mir aber sehr {2} lieb, wenn H. Voss sich ehebaldigst mit mir in Verbindung setzte, damit ich, wie immer, die Einteilung des nächsten Kurses zum Voraus treffen kann. Und wenn ich Wert darauf lege, daß H. Voss nicht erst zu. Dr Weisse geht, so hängt das damit zusammen, was Sie öfter von mir gehört haben, daß ich gern selbst den Jünger als Erster einführe, um ihm Irrtümer zu ersparen, u. daß bei Dr Weisse die Gefahr besteht, daß er ja gegenüber dem “fr. Satz” im Rückstande ist u. also H. Voss den wesentlichsten Dienst nicht leisten könnte. (Etwas ähnliches ereignete sich in Ihrem Leben mit H. Vrieslander, den Sie mit ihren [recte: Ihren] Kentnissen schließlich {3} überholt haben.)

H. Voss habe nur keinen Angst vor mir u. meiner Lehre, der Begriff von “Vorbereitung” u. “Assistent” ist mir völlig fremd u. widerstrebt auch die Sache. Ihren Anfang u. ihr Ende wickele ich am liebsten selbst aus. Jede Disziplin begleite ich gern mit Anmerkungen, die in das Ganze gehen.

Und besonders heiter wäre es, wenn wieder ein Köllner dem Kölner den Platz übergäbe.

Wie Sie sehen, schreibe ich postwendend, um für beide Teile, für mich u. H. Voss die besondere Gunst des Zufalls {4} fristbar zu machen.

Mit besten Grüßen an Sie von mir u. meiner Frau

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

Prof Dr. Reinhard Oppel (Theorieprof. in Leipzig u. Kiel) hielt kürzlich im Tonkünstlerverein Halle einen Vortrag über “Bach-Schenker” ebenfalls mit Zugrundelegung von Urlinien.3 Er geht wieder hin; eröffnet sogar Kurse.

15.5.29

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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July 6, 1929

vC 24 : 7-6-29

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated July 6, 1929

{recto}
Postkarte

[top-left, picture captioned: Wien – Karlskirche]

[Absender:] Schenker
Galtür, Tirol

[An:] H [/] Prof. Felix v. Cube
Duisburg (Rhld)
Pulverweg [/] 41

[postmark:] || GALTÜR | -7.VII.[illeg] | [illeg] ||

[for message-continuation, see below]

{verso}
Lieber Herr Prof v. Cube!

H. Voß1 schrieb mir, ich gab ihm meine Hausordnung bekannt u. erbat einer Verständig[ung] bis letzter Juniwoche. Mit einer kleinen Verspätung langte seine Antwort ein, worin er noch einmal auf seine idée fixe: “Kurse” zurückkam, er wolle aber zuguterletzt bei mir die Studien vervollkommnen. Ich riet ihm ab – er erbat von mir “Vorschläge” u. “umgehende Antwort” – u. meinte, er solle doch nicht, da er nun einmal sich an mich gewandt hat, nicht erst auf Umwegen[?] kommen, schade wäre es um seine Zeit, u. nun[?] bat ich um eine umgehende Antwort. Diese ist nun H. Voss sonderbarerweise überhaupt schuldig geblieben, nicht einmal dankte er für den erbetenen Brief. Sie sollen davon wissen, damit Sie etwaige anderslaufende[?] {recto} Aussagen beurteilen können.–2

Fertiggestellt ist für 1930 eine mittelgroße Monographie über die “Eroica” – endlich türmt sich der “freie Satz” auf.3

Mit besten Wünschen für den Sommer (wo?) von uns Beiden

Ihr
[ sign’d:] H Schenker
6.7.29

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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July 14, 1929

vC 25 : 7-14-29

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated July 14, 1929

{recto}
Postkarte

[picture, top-left, captioned: Wien-Schönbrunn]

[Absender:] Schenker
Galtür,
Tirol

[An:] H. Prof [/] Felix von Cube
Duisburg (Rhld)
Pulverweg [/] 41

[postmark:] || GALTÜR | 14 VII 29 [illeg] | [illeg] ||

{verso}
Lieber Herr Professor v. Cube!

H. Voß1 schrieb mir endlich vor paar Tagen, er werde nach Wien kommen, hänge an der Idee der Kurse, weil er nicht genügend bemittelt sei u.s.w. Er trug das schmerzlichste Bekenntnis mit rührender Würde vor, also erwiderte ich, er möge kommen, die Sache kann nur mündlich ausgetragen werd[en,] ich würde mein Möglichstes tun. Nun wissen Sie auch das Weitere.

Mit besten Grüßen von mir u. meiner Frau
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

Galtür, 14.7.29
Tirol

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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July 26, 1929

vC 26 : 7-22-29

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated July 22, 1929

{recto}
Postkarte

[top-left corner, picture, captioned: Pfannkirchen[?], Oberöster.]

[Absender:] Schenker
Galtür, Tirol

[An:] H Prof. [/] Felix v. Cube
Duisburg (Rhld)
Pulverweg [/]41

[postmark:] || GALTÜR | 23.VII.29 | 1600m [illeg] ||

[for message-continuation, see below]

{verso}
Mein lieber Prof. v. Cube!

Herzlich dankend bestätige ich vorläufig den Empfang Ihrer Sonaten.1 Prof. Oppel|2 kommt Anfang August (mit 2 Söhnen) zu mehrtägigem Besuch hierher (schon zum 3. Mal), ich will auch denn sofort erkundigen, wie er es bei Peters, Br. & H. macht.

Weisse|3 hatte die Veröffentlichung des 1. Strquartettes in der “U. E.” mir zu danken (natürlich honorarlos), die nächsten Chorgesänge gab er auf Subscription in dem gleichen Verlage.4 Doch wie gesagt auf alles das komme ich später zurück. Gern verrate ich Ihnen zum Beschluß, daß mir Ihr Hinneigen zu klavieristischem Figurenwerk Freude macht. An Diminutionskunst ist Not, doch[?] dim. auch zum Pathos, {recto} Pathos ohne dim. u. namentlich wie seit Wagner ein Pathos-perpetuum tötet die Musik[.]

Von uns Beiden Ihnen beste Grüße u. Wünsche f.[ d. Sommer.

Ihr
[ sign’d:] H Schenker
Galtür
22.7.29

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© Transcription William Drabkin, 2006.

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August 10, 1929

vC 27 : 8-10-29

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated August 10, 1929

Mein lieber Prof. v. Cube!

Zunächst die verleger-technische Angelegenheit, die Sie begreiflicherweise heute am meisten interessiert.1

Ich sprach mit Prof. Oppel|2 über die Verhältnisse in Deutschland. Er erzählte: Nach einer Aufführung seines jüngsten Streichquartettes durch Schulze-Prisca3 schrieb Dir. Pauer|4 an Peters wegen der Drucklegung; Peters hat sich dem Konservat.-Direktor bequemt, Oppel aber ging honorierlos aus. Bei Br. & H. ist, wie Sie wissen, Zilcher|5 Lector (mit fixem Gehalt), doch zu ihm ist ja Ihr Weg verrammelt, nicht? Auch würde er sich bei diesen {2} Stücken, wie ich befürchten muß, zu einem beifälligem Gutachten kaum verstehen, so fremd muß ihm die Art der Inhaltsführung sein. Von Dir. Prof. Dr. Altmann,6 dem alten Direktor der Preussischen Staatsbibl. Berlin, hörte ich u. las ich öfter, die deutscher Verleger könnten sich solch ein Luxus nicht mehr gönnen, die Komponisten müssten sich an den Druckkosten zumindest beteiligen usw. usw. Hindemit[h] geht gar nicht, Krenek auch nicht, das sich sind öffentliche Geheimnisse.

Wohl aber weiß ich von Dir. Hertzka,7 worauf er (u. wohl auch jeder andere Verleger) seinen Entscheidung stützt: er forscht nach den Beziehungen des Komponisten, er drückt, ohne mit der Wimper zu zucken, sobald er merkt, daß so[corr] eine {3} organisierte Partei (wie heute die der Antimusiker) steht oder eine gesellschaftliche Clique, die den Verkauf von 50–80 Ex. als sicher annehmen läßt. So hat Dr Weisse|8 für seine Gesangsquartette mit Klv.-Bgl. Hertzka 200 Subscribenten angeboten, worauf H. meinte: “100 sind auch genug, u. da erhalten Sie noch 10% Tant.”

Wenn Sie also den Weg einer Beteiligung an den Druckkosten oder der Subscript. nicht gehen wollen, – meine Empfehlung sagt den heutigen Verlegern nichts, die noch immer, durch den “Fortschritts”befehl hypnotisiert, an das Kapitalwunder der “neuen”, “fortschrittlichen” Musik glauben, u. eher eine atonale Komp. drucken, ehe sie eine Kunstgenüße aufnehmen [Weisse weiß da ein Liedchen von Simrock (!) zu erzählen]9 – so würde ich Ihnen den Rat geben:

{4} Betrachten Sie die Welt dieser Tage als tabula rasa, lange kann es ohnehin nicht mehr dauern, daß ein Ruckschlag kommt, u. in dieser Zwischenzeit suchen Sie Freunde Ihrer Stücke zu erwerben, die Ihre Stücke auch spielen: erreichen Sie das, so stellen sich endlich auch die Verleger u. Kritiker als die 1001ten oder 566ten ein, nur die wirklich Ersten zu sein, das geht über ihren den Horizont ihres Geistes, folglich auch der Brieftasche. Erneuere ich meine Beziehung zur “U.E.” (Anfang 1930),10 so werde ich selbstverständlich für Sie eintreten. Indessen bitte ich, wie gesagt, fortzufahren in der Komposition, nicht rasten!|11 . .

Hiemit moduliere ich zum künsterlischen Teil.

Zunächst danke ich herzlichst für Ihre frdl. Absicht[,] mir Ihr erstes Werk zu schenken. Darüber {5} bin ich umso mehr erfreut, als es die Perle beider Sonaten12 enthält, u. zw. das Rondo„thema” in As. Überaus lieblich, poetisch, gesättigt mit Kunstgeist (überlegen Sie, ob in T. 2 das 4. Achtel es oder f sein sollte, wegen … Parallelismen [example 1]), stellt das „Thema” das Ideal einer Erfindung vor, die nicht „Melodie” im allgemeinen Unverstande ist, dennoch aber singender ist, als die gewisse Melodie, u. für die Sonatenform, ich meine auch für ein Rondo als Teil einer Sonate, vorzüglichste Eignung besizt. Schon um dieser Noten willen müssten ein Verleger danken u. zahlen – doch das hatte immer seine weiten Wege u. hat es immer noch. Vorläufig Nebensache auch. Vorzüglich im Rondo auch Anschluß System 6, Vorbereitung u. Fortsetzung System 8 (hier gienge auch die Balkung [example 2] zu je 4 Achteln), wiederum alles auf wünschenswerteste sonatenhaft glücklich, löblich, ja sehr löblich die Kürze des Es. Schon mit diesem Wenigen {6} will ich Ihnen herzlichst Beifall spenden zu der ersten Formgebung im höheren Sinne der Sonatenform, der nicht einmal „Themen” oder „Melodien” von Chopin, Schubert usw. willkommen sind, wenn sie so aussehen wie die in den beiden Sonaten von Chop. u. so manche bei Schubert. Pflegen Sie also mit aller Ihren verfügbaren Energie die Leichtigkeit u. Unbefangenheit Ihrer Hervorbringungen immer nur nach dieser Richtung hin, es wird immer mehr lohnen. S. X (Forts. des Rondo): preludierenhafte Einführung des Gegensatzes (errinnert an den Gegensatz in B’s op. 26, Rondo, macht nichts!), erläutert durch den Parallelismus (IX ob.), ist ein guter Einfall zur Form. Die Lagerung der Dinge auf XI ist nicht durchsichtig genug, zierlich so manches aber (System 2), hübsch auch die Dim. von Syst. 4 ab. Usw. usw.

Nun zurück zum III Satz: ein solcherart improvisierende Satz kann (muß auch vielleicht, je nach dem Stoff) auf eine Wdh. verzichten, er kann improv.isatorisch {7} fortgehen, kurz, nur zur der Überleitung zum letzten Satz dienen, zumal wenn wie hier die Eröffnung auf einem Kunstgriff (=V) beruht; jedenfalls sind dann die Parallelismen von kürzerem Umfange, keinesfalls so breit wie hier = a1–a2, da durch diese Form die Improv.ungen gestraft wird. Schön aber Ihr “Mut” VI VII Syst. 3–5, niederzuschreiben, so etwas muß immer seine Wirkung behalten, mag sich Mode, Aufgeblasenheit zeitweilig noch so sehr dagegen sträuben.

Son. II, S. I: die Absicht auf die Form deutlich u richtig,13 der Dim.-Stoff tritt, wenn man so sprechen dar, zurück, einmal gelangt er besser, das andermal (wie hier) weniger gut. In der Mdp. nicht Wdh|14 häufen: [ge]schmiedig[?] überqueren mit kräftig geschnittenem Baßgang, mit den einzelnen Klängen des Baßganges kann eher die Dim. wechseln, die Führung[?] des Basses, von der Linie der Oberst. abgesehen, trägt auch den Wechsel. Glücklich II System 2–4 (“Glockenspiel”?). Überflüssige Längen meiden! Lieber kurz, charakteristisch, redend, spielend.

{8} (II Satz): Notierung: VI, Syst. 2 von unten, T. 3 u. 4. ausbessern. S. VII: die Verkleinerung von T. 1–2 gut, hält die Beziehung fest. (III. Satz): Anfang famos, voll bester Laune in den Umkehrungen u. im Oktavenwechsel. S. IX, S. 5–6 u. an anderen Stellen Notierung erleichtern durch Umschreibung! Was ist es mit dem Übergang von X [corr] zu XI? Was gilt? In diesem Satz nun vieles noch zu kürzen, wie denn überhaupt so manches in beiden Stücken zu schleifen wäre!

Doch auf alles das kommt es mir im Augenblick gar nicht an, nur auf den Sonatenhabitus, auf die Befähigung, Musik nicht in Melodiechen, nicht in Periodisierungen zu atmen, was alles in Tänzen, Opern, Potpourris gehört, – u. diese Befähigung finde ich bei Ihnen u. empfehle Ihnen, sei trotz dem entgegenstehenden Zeitgeist zu pflegen. Namentlich nehmen Sie sich bei den Wdh. der Dim. in Acht, was die man ehemals “Schusterfleck” nannte: Nur was sein muß, als notwendigster Parallelismus, lehren Sie eigens daraufhin die Meisterwerke!

{9} Noch ein Wort zu Ihrem u. meinem Schutze:

Sollte Jemand meine Anerkennung für Sie vielleicht im Widerspruche finden zu den Mängeln, die ich andeute, so lachen Sie ihm ins Gesicht u. sagen Sie ihm in meinem Namen: “Suchen Sie zuerst die Meister zu verstehen, die Inhaltsfühurng in einer Sonate (Sinf. usw) überhaupt), dann verstehen würden Sie auch zu loben wissen, was lobenswert ist.” Ich kann Sie im Grunde nicht hoch genug loben. {10} Für so manchen im Geiste der Sonatenform wirklich gelungenen Zug, so musste nun derjenige, der über mein Urteil zu urteilen sich anmaßen möchte, mit mir wissen, um was für schwierigen Dinge es da geht.

Sollten Sie einen Kopisten haben u. es einmal der Mühe wert finden, die Stücke so [illeg. word] kopieren zu lassen, so würde es mich freuen, eine solche Kopie zu besitzen.

Mit dem recht Tiroler’schen {11} “Zeit lassen”, mit besten Grüßen von mir u. meinem Lie-Liechen [15]

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
Galtür, 10. Aug. 29

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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January 12, 1930

vC 28 : 1-12-30

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated January 12, 1930

Lieber Herr von Cube!

Voran das Bildchen zur Bestätigung u. Richtigstellung:1

[example 1]

Die erste Tieferlegung geht durch 10men:

[example 2]

bei denen die Diminution allerlei Schabernack treibt, Hervorheben von Mittelstimmen nach oben, {2} Tausch (T. 12–13 u. 14–15): (b-a, as-g tief dicht dicht beim am Baß, statt oben) u s w.

Der Bass führt, Oberdezimen sind es. Gliederung: c1–g c.[slurs beneath the letter names] Wundervolle Parallelismen bei der Oberst. mitten im Schabernack: 2mal überworfen e a2, d – g2, dann und dazu einmal Bass: a–d; dann ebenso: a–d2, g–c2 u. Bass: d-cg; die ~2 als d1.

Endlich das Schwierigste: Erfüllung der oblig. Tonlage (d1)–c? ~1, zurück in die Lage der ~3, mittels,

[example 3]

einer Brechung e1–c2, kombiniert mit 3–4 4–3.

Um aber e1 (*) zu gewinnen, verschärft Bach d1 (=~2) mittels d1–f2 bis zur Sept, die e1 dringend veranläßt!

{3} Lesen Sie in der Gesammtausgabe S. 204 (hinten) die Forkel’sche Gestalt, damit Sie sich vom Wert jener köstlichen Dim. einen Begriff machen.2

Lesen Sie die “Berl. Tonk. Zeitg” vom 5. 11. Dort finden Sie einen Aufsatz von Schönberg (unbeschreiblich trottelhaft) u. einen[corr.] aus Kiel, der auch von mir spricht:3 der Verfasser dankt mir zwar die Befreiung von Riemann, aber – der Jugend sollten diese Bücher doch nicht in die Hand gegeben werden, System: Inquisition-Scheiterhaufen, – zum Lachen, heute, wo der Sieg schon so auf der Hand liegt, zum Lachen! Ich erzähle {4} davon, weil Sie möglicherweise auf die Haltung der “B. T. Ztg.” zu schließen haben. Doch hat meines Erinnerns Vriesl. dort schon einen Aufsatz über mich gebracht.4 Ihr Aufsatz wäre aber etwas anders, müsste also passieren: er spricht ja über eine Unterrichtsfrage, nicht eigentlich über mich selbst. Also Mut. Übrigens dürften Sie für den Aufsatz jede andere Musikzeitung leicht gewinnen.

Ihre Lebensfreude macht auch mir Freude. Nicht rasten. Vielen Dank für das l. Briefchen.

Mit besten Grüßen von uns Beiden

Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

Ihren Aufsatz möchte ich gern vorher lesen, hoffentlich geht das.

{5} PS. (gegen Riemann etc. )

Rhythmisch-Metrisches:

[example 4]

NB [boxed]: der zwischen es1–d1 eingeschobene Takt mit 6/4 ist nicht von S. Bach. [The letters NB are boxed; the sentence is written on five lines, to the right of and below example 4.]

Dynamik (Vortrag) richtet sich danach; falsch allerorten (s. Peters, Czerny, usw.[)]

Die Disson. bei der l.H. immer stärker spielen als die Konson. also zB.

[example 5]

Der Unterschied von 4+/2 u. 4+/3b bedeutet die Schönheit in der Färbung jener holden Parallelismen: mit {6} Absicht schreibt B.

[example 6]

um bei der Oberst. der nackten Wdg. zu entgehen :

[example 7]

Sonntag, den 12.1.30

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July 10, 1930

vC 30 : 7-10-30

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated July 10, 1930

{recto}
Postkarte

Absender: Schenker
Galtür, Tirol

[An:] H [/] Prof. [/] Felix v. Cube
Duisburg (Rhl.)
Pulvergasse 41

[postmark:] || GALTÜR | 10. VII. 30. 16 | * * * ||

[for message-continuation, see below]

{verso}
Galtür, 10.7.1930

Mein lieber Prof. v Cube!

Ihre Darstellung des “Onkels Otto1 ist sehr zutreffend, bedauerlich ist es nur, daß er sich damit einen nie gutzumachenden Schaden für sein Leben selbst zugefügt hat. Was hat sich doch Dr Weisse,2 im Gegensatz zu Vr., für eine Stellung in Wien herausschlagen gerade dadurch, daß er privat u. in seinem Seminar die “Url.” lehrte, ja, es gelang ihm sogar das Kunststück, einen amerikanischen Theorie-Professor so zu zähmen, daß er bei ihm Winters u. Sommers über 2 Jahre lang verblieben ist.3

Ad vocem Weisse: er hat ein sehr schönes Oktett zuletzt aufführen lassen mit einem gar schönen u. triftigen passacaglia am Schluß, ein Werk, wie es heute gewiß sonst Niemand schreibt. Furtwängler war derart erstaunt u. entzückt davon, das er sich leidenschaftlich dafür bei Br. & H. eingesetzt hat, unglaublicherweise: leider ohne Erfolg, so verzweifelt sind die Verlagsverhältnisse heute. (Nebenbei: Furtw. war so lieb, mir hier in Galtür {recto} seinen Besuch anzukündigen).4

Anfangs Oktober dürfte das Jb III des “Meisterw. i. d. M.“ erscheinen, dessen ersten Aufsatz ich Ihnen sehr ans Herz lege (folgt die „Eroica“ in einer sehr heroischen Darstellung!).5 Nun redigiere ich auch schon zum letzten Mal den „fr. S.“ Die Kritik in der „d. T.Z.“, für deren Einsendung ich bestens danke, macht mir gar nichts, dagegen stehen Erfolge, von denen sich der Rezensent gewiß kein Bild macht, sonst wäre er vorsichtiger.6

Mit besten Grüßen von uns beiden Ihr
[ sign’d: ] H Sch

{verso, along left margin}
Wien komme für Ihre Existenzbestrebungen an letzter Stelle!7 Eher Berlin, trotzdem ich diese Stadt nicht mag – “Produktio” ist Triumpf.

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November 1, 1930

vC 31 : 11-1-30

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated November 1, 1930

Lieber Herr Prof v. Cube!

Im August erhielt ich (nach Galtür) von H Weisse|1 einen Bf mit Beilagen, der mir sehr viel Freude machte. Über “dringende Empfehlung” Dr Furtwänglers2 hat sich der vielgenannte Ministerialrat Dr Leo Kestenberg (preuss. Unterrichtsministerium)3 mit einemr Briefchen Einladung an Weisse gewandt, Vorlesungen in Berlin abzuhalten. Selbstverständlich ging es Beiden schon vornherein um meine Lehre. Weisse erklärte seinen {2} Standpunkt (Schenker) u. schlug 10 Themen vor, da es um 3 Vorlesungen geht. Prof. Kestenberg anwortete in Worten, die eine verblüffende Erkenntnis von der Bedeutung meiner Lebensarbeit enthüllen. Gerade Schenker berühre ihn sehr sympathisch, gerade er sei zeitgemäß geworden, da man die klassischen Grundgesetze zurückzugewinnen sucht, gerade seine Theorie stehe “in engster Verbindung mit der Praxis”(!) Nicht einmal Musiker konnten sich bis heute zu dieser entscheidenden Erkenntnis emporschwingen, erst ein offizieller Ton eines Berliner Ministerialrates bringt die Wende. Weisse wird am 6 Dez. die {3} erste Vorlesung vor Lehrern in Berlin halten u. dann 2–3 mal an anderen Stellen.

Ich teile Ihnen das freudige Ereignis mit, damit Sie gegebenfalls, wann die Zerstörungswüterische um Sie herum gar zu arg toben, Schutz u. Zuflucht bei den Worten u. den Taten Kestenbergs finden mögen. Prof. Jöhde[sic]4 scheint ausgespielt zu haben, Halm|5 ist schon gestorben, so scheint denn Kestenberg, wohl auch sehr unter dem Einfluß Furtwänglers, eine Wendung zu mir zu machen. Freilich aber, meine Sache ist schwieriger. Erst bis der “fr. S.” herausgekommen sein wird, dann mag der Selbstunterricht beginnen u. {4} sich im Schulunterricht fortsetzen.

Haben Sie Nº 15 u. 16 der “Rheinischen Theater u. Musikztg” gesehen u. darin den Aufsatz Albersheims’ über mich?6

Mein “Jb. III7 erscheint in höchstens 3 Wochen!

Mit bestem Gruß
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

1.11.30

Was treiben Sie? Wie werden Sie getrieben?

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November 7, 1930

vC 32 : 11-7-30

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated November 7, 1930

{recto}
Postkarte

[top-left, picture captioned: Alt-Aussee, Steiermark]

[Absender:] Schenker
Wien, III
Keilgasse 8

[An:] H Prof [/] Felix v. Cube
Duisburg/Rhld
Kuhstr. 23–25

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 7.XI.30 11 | [illeg] ||

{verso}
Lieber Herr Prof. v. Cube!

Ich beeile mich, Ihnen zu sagen, das H. R……d|1 mir ganz unbekannt ist, daß offenbar ein Misverständnis vorliegt. Auch empfehle ich Weisse’s2 Erfolge in Berlin abzuwarten, ehe Sie losgehen. (Nur 4 Wochen trennen uns von dem Berliner Termin.)3

Mit bestem Gruß
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

7.11.30

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November 10, 1930

vC 33 : 11-10-30

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated November 10, [1930]

{recto}
Postkarte

[top-left, picture captioned: Wien-Schönbrunn]

[An:] H Prof [/] Felix v. Cube
Duisburg (Rhld)
Kuhstr. [/] 23–25I

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 10.XI.30. 13 | [illeg] ||

[For message-continuation, see below]

{verso}
Lieber H. Prof. v. Cube!

Ich habe soben Weisse|1 nahegelegt, auch Sie (wie z.B. Prof. Violin, Hamburg,2 Prof. Oppel, Kiel–Leipzig|3) zum Vortrag einzuladen. Violin kommt bestimmt hin, vielleicht können auch Sie sich dort zeigen? –4

Wer ist H. Stürmer,5 in Duisburg dessen “offenen Brief” an P. Hindemith|6 ich gestern zufällig im Oktoberheft der “Musik” gefunden habe? Sehr kräftig u. wirksam.7

Im Novemberheft bekennt sich Einer zur “Urlinie”, versteht sie aber nicht.8 {recto} Es braucht noch eine Weile.

B Gruß
[ sign’d: ] H Sch

10. 11.
Wien, III, Keilgasse [/] 8

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December 5, 1930

vC 34 : 12-5-30

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated December 5, 1930

{recto}
Postkarte

[top-left, picture captioned: Admont, Steiermark]

[Absender:] Schenker
Wien, III
Keilgasse 8

[An:] H Prof [/] Felix v. Cube
Duisburg (Rhld)
Kuhstr. [/] 23–25I

[postmark:] || 3 WIEN 40 | [?].XII.30 11 | [illeg] ||

{verso}
Lieber Prof. v. Cube!

Weisse|1 hat das „Zentralinstitut für Erziehung u. Unterricht“, Berlin W 35, Potsdamerstr. 120 beauftragt, Sie einzuladen. Vielleicht ist es schon geschehen. Wo nicht, so gehen Sie einfach nach Berlin; erster Vortrag im Institut am 9., zweiter am 10. Weisse wird sich sehr freuen, Hoboken,2 Oppel,3 Violin|4 gewiß auch. Wünsche beste Erfolge!

Von uns Beiden beste Grüße
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
5.12.30

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© Transcription William Drabkin, 2006

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March 28, 1931

vC 35 : 3-28-31

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated March 28, 1931

Lieber Prof. v. Cube!

Nun sollen Sie den wahren Hergang erfahren.1

Nachdem Sie mir den ersten Brief in der Angelegenheit Köln geschrieben haben, habe ich sofort Hob. mitgeteilt, daß ich von Ihnen einen wichtigen Bf erhalten habe,2 dessen Inhalt ich schon jetzt zu verraten ich aber für überflüssig halte, da möglicherweise Sie nichts weiter unternehmen. Daß wir Beide Geheimniskrämerei treiben, wo der wäre für ihn das Unerträglichste, wenn es durch Zufall ihm bekannt geworden wäre. Nun schreiben Sie, das Spiel lag also offen da. Die ersten Worte, die über {2} seine Lippen sprangen, nachdem er mir den Inhalt Ihres Briefes mitteilte, lauteten: “Wie komme ich dazu? Wenn Braunfels3 will, kann er ja Andere abbauen u. Cube einsetzen.” Da ich zu dieser Äußerung nichts sagte – sie gieng ja wissentlich an Allem vorbei –, verfiel der kleinliche Mann auf folgendes: “Darf ich Sie um einen Rat bitten”? Ich durchschaute den Gesellen: ihm genügte zur Befriedigung seines Snobismus, seines Geldgefühls schon die Tatsache des Angerufenwordenseins, diese Befriedigung steht ihm, wie wir es hier Alle schaudernd[corr] miterlebten, für die Ausführung: er sagt dann meinetwegen auch zu, läßt dann aber alle aufsitzen, – ohne sich sogar zu entschuldigen.

So hat er die Gesamt-Ausg. von Em. Bach auf {3} sich genommen, zahllose Personen durcheinander gefegt[?], Reisen zu Verlegern, zu Anwälten machen lassen, (ich wurde zu den Konferenzen aus dem Krankenbett geholt!), plötzlich schreibt er an Prof. Dr Haas:4 “Em. Bach ist ein deutscher Meister, wie komme ich, ein Ausländer, dazu, die G.A. zu machen??” Entsetzen Sie sich nicht?5 Nicht einmal hat er sich bei Verlegern, bei uns Allen entschuldigt – ein Lausbub! Und ähnliche Erfahrungen haben wir Alle zuhause zu verzeichnen. Er ist ein völlig unerläßlich, schäbig, wucherisch, lügt schauderhaft, kurz er bewacht sein Geld wie 10 Drachen, nur daß er es nicht lassen kann, sich überall anzubiedern, Allen nachzulaufen, um ein bischen Ehre für sich zu hausen!

Ich erwiderte dem Filou: “Sie wissen, daß ich {4} Cube jede Hilfe Ihrerseits vergönne, tun Sie’s also, nur bitte ich Sie, diese Hilfeleistung nicht als eine Zuwendung auch an mein Lebenswerk zu werten. Es wäre ja grotesk, daß, wenn Sie sich mir gegenüber abseits stellen, ich Ihnen v. Cube empfehle.” Er hätte gern Sie u. mich verpflichtet, eine “Geste” getan, ohne auch nur eine Mark auszulegen. Wir kennen ihn schon. Nach Sekunden sagte er: “Ich werde mich mit meiner Frau beraten”(!) (sie ist in Berlin) – na also, der Rückgang aus der Geste war schon da . . In der nächsten Stunde vollzog er ihn ganz, da er plötzlich (wohlvorbereitet seit Langem, denn tückisch ist er über alle Maßen) erklärte: “Nein, ich werde C. Empfehlungen schicken u.s.w.” Seine ersten Worte behielten Recht. Heute rasselt er in Berlin mit Geld, er spielt mit den Menschen, die er an sich lockt, denen er Alles mögliche vortäuscht, dann [in upper margin, inverted:] verrät er sie alle, nachdem er sie ausgerechnet hat, u. – rasselt mit dem Geld wo anders, das genügt ihm.

Mit besten Grüßen von mir u. meiner Frau –
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
28.3.31

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© Transcription William Drabkin 2006.

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June 6, 1931

vC38 : 6-30-31

Handwritten letter from Schenker to Cube, in Jeanette Schenker’s hand, dated June 30, 1931

diktirt!1

Lieber Herr Professor v. Cube!

Hier der mehrmals angekündigte Brief. Gleichzeitig geht ein Sonderdruck des Kunstwart-Aufsatzes an Sie ab.2 Die hier beigelegte Karte ist sozusagen ein Sonderdruck aus dem Sonderdruck u. enthält die stolzeste Aeußerung eines Musikgenies über die Musik überhaupt.3

Ich weiß nicht wie die Pläne Professor Violins4 reifen, ob seine Schule offiziell meinen Namen tragen wird, jedenfalls möchte ich den Unterschied hervorheben, der zwischen eine Schule u. einem Seminar besteht. Ob Sie in der Violin-Schule5 so wie in Köln6 werden verfahren können, möchte ich bezweifeln. Ich denke Sie {2} mir als Lehrer dort gebundener, auch die Schüler. Der Nachteil einer solchen Unterrichtsmethode ist der, daß Sie der verschiedentlichen Anregungen einer freien Diskussion entbehren u. Ihre Lösungen mit aller Autorität auszuforschen haben. Und da möchte ich Ihnen gegenüber aussprechen, wozu ich – mit Erfolg – Weisse7 geraten: Sprechen Sie Ihre Meinung ohne Hemmung aus, als Ihr derzeit Bestes u. ehrlichst Gegebenes. Es wäre keine Schande, nach Jahren eine bessere Lösung zu finden u. einzubekennen. In unserer Sache gibt es nur das eine Prestige: das der Wahrheit. Aus Ihrer Duisburger Lehrzeit dürften Sie wohl die Ueberzeugung gewonnen haben, daß – freilich bis auf meine letzte methodische Darstellung im freien Satz – der Unterrichtsstoff {3} schon ein geschlossenes Ganzes bildet: die Stimmführungs- u. lehre, die Harmonielehre im Vordergund u. die Lehre vom Hintergrund in den „Tonwille”-Heften u. in den drei Jahrbüchern.8 Ich wäre außerdem sehr dafür, daß Sie die Schüler für Em. Bachs Generalbaßlehre9 interessierten u. sie mit ihnen in der gleichen Weise durchnähmen, in der ich sie Ihnen vorgetragen habe, d. h. mit Einbeziehung der unserer Züge in die Beispiele von Bach.

Sollten es im Laufe des nächsten Jahres die Umstände zulassen, so dürften Sie einen Zuwachs an Urlinie-Tafeln aus Wien erhalten gemäß einer Verabredung mit Prof. Violin; diese Tafeln gingen auch nach New York zu Weisse als Unterrichtsstoff u. bezögen sich auf die Chopin-Etüden op. 10 Nº III, IX [recte: VIII] u. XII (Edur Fdur, {4} Cmoll), auf die Durchführung in Haydns grosser Sonate in Esdur (Peters IIII), auf S. Bachs 1. Präludium Cdur usw. Ich werde Sie noch ganz genau darüber informieren, damit Sie nicht schon früher gerade eins von diesem Stücken vorlegen.10

Sie sehen, daß ich die Hilfe meines teueren Lie-Liechens in Anspruch nehme; meine Augen haben über der Arbeit an der Eroica11 so sehr gelitten, daß ich sie jetzt eine Zeitlang völlig ruhen lassen will.

Möge Ihnen in Hamburg ein Erfolg so beschieden sein, wie Sie ihn unter den heutigen schwierigen Umständen erwarten dürfen: langsam, aber immer u. sicher voran.

Mit den besten Wünschen u. Grüßen von uns Beiden

Ihr
[ sign’d: ] Heinrich Schenker
Galtür, den 30.VI.31

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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vC 36 : 6-6-31

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated June 6, 1931

{recto}
Postkarte

[top left, picture captioned: Innsbruck, Tirol]

[Absender:] Schenker, Wien
III, Keilgasse 8

[An:] H [/] Prof. Felix v. Cube
Duisburg (Rhld)
Gellertstr. 2

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 6.VI.31. 19 | [illeg] ||

{verso}
Lieber H. Professor v. Cube!

Ich bin schon seit Langem in Ihrer Schuld, nun gehe ich diesmal schon Ende nächster Woche nach Galtür, von dort erhalten Sie den Brief (mit einer “Visitenkarte” von Mozart,1 die Prof. Violin2 schon erhalten hat usw.)[.]

Mit besten Grußen von mir u. meiner Frau

Ihr
[ sign'd: ] ]H Schenker
6.6.31

© Transcription William Drabkin 2006

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June 12, 1931

vC 37 : 6-12-31

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated June 12, 1931

{recto}
Postkarte

[top left, picture captioned: Feldkirch-Vorarlberg]

[Absender:] Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[An:] H Prof. [/] Felix v. Cube
Duisburg (Rhld)
Gellertstr. [/] 2

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 13.VI.31. 19 | [illeg] ||

{verso}
Lieber Prof. v. Cube!

Gleichzeitig sende ich Ihnen als Drucksache Weisse-Stücke, die ich Sie zur Erinnerung an mich u. Weisse zu behalten bitte.1 Diesmal kommt er bach'isch, aber gut u. besser als alle Andere. Schöne Führung, inniger Ausdruck u.s.w.

Wie gesagt, aus Galtür komme ich mit Brief.

Beste Grüße
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker
12.6.31

[Written down left margin:]
[illeg wd] als Manuscript gedrückt!!!

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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May 8, 1934

vC 49 : 5-8-34

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated May 8, 1934

{recto}
Postkarte

Absender: Schenker
Wien, III
Keilgasse 8

[An:] H [/] Prof. [/] Felix von Cube
Hamburg
Mittelweg 126 [/] Haus Ia II

[postmark:] || 3 WIEN 40 | -8. V 34.10 | * 4f * ||

{verso}
8. 5. 34

Mein lieber Prof. v. Cube!

Der “fr. Satz” ist abgeschlossen u. auch schon beim Verlag; das gibt mir sehr, sehr viel zu schaffen, doch möchte ich zumindest (in Eile) auf das Bildchen zurückkommen u. Sie wegen des Feingefühls in der Nachempfindung u. der Darstellu[ng] ganz besonders rühmen!1 Ich hoffe bald auf den übrigen Inhalt u. noch einmal auf das Bildchen zurückzukommen.

In Vorbereitung ist auch das 2. Heft “Url-Tf”: Beeth Son. cism (27 I ganz, Moz., Fant. dm, Chop. Et. 10III (Ed), Brahms: “Auf dem Kirchhofe”2 usw. usw.

Mit besten Wünschen u. Grüßen von uns Beiden
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin, 2006.

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August 18, 1934

vC 50 : 8-18-34

Handwritten postcard from Schenker to Cube, dated August 18, 1934

{recto}
[printed picture]

{verso}
[An:] H. Prof. [/] Felix E. von Cube u. Frau
Hamburg
Mittelweg
126, Ia/II

[postmark:] || BÖCKSTEIN | 18. VIII. 34 | * a * ||

Zum Freudigen Familienereignis1 unser Beider herzlichste Wünsche!

die Ihren
[sign'd in HS's hand:] Heinrich u LieLie Schenker

Böckstein (Badgastein)
Salzbg,
18.8.34

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin 2006.

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October 26, 1934

vC 51 : 10-26-34

Handwritten letter from Schenker to Cube, dated October 26, 1934

[Italic superscripts indicate Cube’s annotations; these reference numbers may have indicated points for reply]

Wien , 26[corr].10.34

Lieber Herr Professor (1) v Cube!

für Ihren inhaltsreichen Brief meinen wärmsten Dank.1 Dank für die Abschrift des Furtw-Brief (2) an Sie, (2) für das schöne Bildchen Ihrer Gattin u. des Jungen u. die wichtigen Mitteilungen. Daß Sie doch einen Wirkungskreis erreicht haben, (3) freut mich aufrichtig, soll auch Sie freuen, denn wir leben in einer Zeit, wo ein Hubermann[sic]2 im Meisterkurs nur 3 Schüler hat! Die Menschheit ist aus der Musik “ausgetreten”, wie sie aus Kirchen u. Konfessionen “auszutreten” pflegt. Die neue Jugend {2} will u. kann des Segens nicht froh werden, ein solches stolze Erbe angetreten zu haben, sie will selbst in Genie, Offenbarung u. Intuition “machen” – wie ratzekahl wird sie als Erblasserin dastehen! Ist nicht die Aufgabe durchaus neu, gerade einer neuen Jugend würdig, endlich|3 die Offenbarungen der Genies sich zu eigen zu machen, um der Kunst u. der Menschheit zu dienen? Doch nein – lieber nichts machen, lieber schlecht, wenn nur endlich jene Großen beiseite geschafft werden!

Die Jugend verstünde heute nur die Lehre, die sie über Nacht befähigte, die X[.] Sinf. Beethovens’, die V. Brahms’ u. noch viel besseres zu schreiben – sonst gilt ihr kein Unterricht was. Ach, sie ist so papageno-bescheiden,4 sie will, “nur” das, “nur” jenes, u. wie sie überzeugt ist, nie zu viel . . . (?!)

{3} Am besten ist, man brächte sie doch mindestens dazu, das Wunder des “organischen Zusammenhanges” in der Musik zu erleben oder zu glauben, das allein wäre schon der größte Erfolg, der heute erzielt werden kann! Ihre Komponiersorgen oder -freuden mag sie dann selber austragen, vor Allem lerne sie die Großen bekennen!

Prof. Violin5 habe ich mit Ihrem Briefe bekannt gemacht.

Können Sie mir den Verlag des Buches von Schäfke|6 nennen? Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie es täten.

Mit Ihren Gedanken über weitere Zusammenhänge von Natur u. Kunst mich gründlicher zu befassen, fehlt mir eine genaue Vorlage (3) u. augenblicklich die Zeit, da ich Druck {4} und Stich durchzuführen habe.7 Erst bis der “fr. S” (4) erschienen sein wird, kann ich an die Herausgabe des II Url.heftes (5) denken: Beeth. Son. cism (ganz), Moz. Fant. dm (ganz), Chop. Et. 10III, Brahms “Auf dem Kirchhof”, usw. usw. (6) 8

Beste Wünsche für Ihren Kurs!9

Herzliche Grüße Ihnen u. Ihrer Gattin
Ihr
[ sign’d: ] H Schenker

Vielleicht freut es Sie zu hören, daß nun auch die spanische Enzyklopedia universale (Madrid)10 meinen Namen aufgenommen hat.

© In the public domain.
© Transcription William Drabkin 2006.

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