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from Jonas Archives

February 1, 1928

OJ 12/6, [1] : 2-1-28

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated February 1, 1928

1. Febr 1928.
Sehr geehrter Herr Doktor!

Ich erlaube mir die Anfrage, ob ich nicht gelegentlich bei Ihnen vorsprechen könnte. Die in der Zeitschriftangelegenheit1 von mir abgesandten Briefe sind zum Teil schon beantwortet – nur Dahms,2 der inzwischen verreist war und dem ich nun an die mir von Herrn Vrieslander3 aufgeteilte Adresse nochmals schrieb, ist ausständig sowie Prof. Oppel4 trotz Ihrer in der Karte an Dr. Weisse5 geäußerten Mutmaßung. Falls Sie um die eingelaufenen Antworten interessieren oder Sie sonst irgendwelche Auskünfte in dieser Angelegenheit wünschen, stehe ich jeder Zeit Ihnen zur Verfügung.

Inzwischen habe ich die mir von Dr Weisse gemachte Mitteilung, daß auch Herr Hoboken6 bereit wäre zu schreiben, mit großer Freude zur Kenntnis genommen. So ist doch gewährgeleistet, daß einer Sache auf die mannigfaltigste Weise gedient werden wird.

Vorläufig möchte ich Ihnen noch meinem Dank aussprechen, daß Sie der Angelegenheit so wohlwollend und zuversichtlich gegenüberstehen, und verbleibe

in größter Hochachtung
Ihr ergebener
[ sign'd: ] Dr Oswald Jonas
III. Untere Weißgärberstr. 37

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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February 9, 1928

OJ 12/6, [2] : 2-9-28

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated February 9, 1928

{recto}
Postkarte
[ top left: picture of: „Rufstein, Tirol“]
[Absender:]
Dr Oswald Jonas III Untere
Weißgärberstr. 37

[An:]
Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
III. [/] Keilgasse 8

[postmark: || WIEN 10[?] | 10. II. 2[ 8 ] | [illeg] ||

{verso}
9. II 28

Sehr geehrter Herr Doktor!1

Leider erinnerte ich mich zu spät, daß im Brief Vrieslanders die Adresse des Prof. Dunn2 angegeben ist, dem ich heute schreiben wollte. Würden Sie bitte die Freundlichkeit haben, mir den Brief aus diesem Grunde einzusenden und die Belästigung entschuldigen zu wollen.

Mit bestem dank
Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Dr Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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March 3, 1928

OJ 12/6, [3] : 3-3-28

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated March 3, 1928

Sehr verehrter Herr Doktor!

Entschuldigen Sie bitte die etwas verspätete Antwort auf Ihr freundliches Schreiben,1 das ich auch dem Dr Weisse2 zur Überlegung mitgeteilt habe. Freilich zu überlegen ist da auch sehr Vieles und allzu rasch kann und soll ein derartiges Unternehmen3 nicht ins Werk gesetzt werden. Es fragt sich nur noch immer, ob man in den Forderungen allzu weit gehen darf; insbesondere ob es in der heutigen Zeit gegen die Qualität einer Sache spricht, wenn man ihr nicht das längste Leben garantieren kann. Wäre nicht für jeden Fall doch notwendig, das allgemeine Interesse für eine solche Angelegenheit zu erkunden, und würde in diesem Fall schon die Zukenntnisnahme einer geringen Teilnahme eine Blamage bedeuten? Das wäre zu erwägen! {2} Ich denke da an die Versendung einer Aufforderung an die bewußten 2000 Adressen, von denen Sie im Zusammenhang mit Herrn Vrieslander4 gesprochen haben. Das bedarf eben noch einiger Überlegung.

Jedenfalls bitte ich Sie vorläufig meinen besten Dank für Ihre Bemühungen engegenzunehmen sowie den Ausdruck meiner

vorzüglichsten Hochachtung.
Ihr ergebener
[ sign’d: ] Dr Oswald Jonas
3. III 28

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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November 17, 1930

OJ 12/6, [4] : 11-17-30

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated November 17, 1930

Berlin d. 17. Nov. 1930

Hoch verehrter Herr Doktor!

München hat sich leider wirklich als sehr unbewegliche Stadt erwiesen; Privatkreise sind dort nur sehr wenig an Musik interessiert und alles ist dem Betrieb der Akademie unterstellt. Als einziges positives Resultat kann ich nur verzeichnen, daß mit Hilfe von Freunden ein Vortrag im Odeon zustandegekommen ist: “Das Kunstproblem in der Musik”, in dem ich – an Hand erläuternder Beispiele – die wichtigsten Begriffe in möglichst einfacher Form klarzumachen versucht habe; ich glaube, daß das sehr viel Beifall bei den Zuhörern gefunden hat, wenn es auch natürlich noch nicht imstande war, andauerendes Interesse für später zu erwecken; (2 Schüler hatten sich im Ganzen in Anschluß daran gemeldet)[.]

In der Zeitung war eine ausführliche Wiedergabe, die sich aber jeder Kritischen Stellungnahme enthielt (der Name Schenker z. B. war – wiewohl im Vortrag als Ausgangspunkt aufgestellt – nicht erwähnt). So versuch ich es nun in Berlin, wo ich auch einen größeren Bekannterkreis habe und mehr Möglichkeiten geboten werden.

Ist es sehr anmaßend von mir, verehrter Herr Doktor, wenn ich Sie um ein Paar empfehlende Zeilen bitte, die mir hier– vor allem bei Furtwängler1 – von großem Nutzen sein könnten; gleichzeitig möchte ich Ihnen ausrichten, daß sich Herr Dr Zuckerkandl,2 den ich hier aufgesucht habe, Ihnen bestens empfehlen läßt.

Mit herzlichstem Dank und ergebenstem Handkuß an Ihre werte Frau Gemahlin verbleibe ich stets

Ihr [/] ergebener
[ sign'd: ] Oswald Jonas
[Berlin,] 15 Uhlandstr. 31
bei Buller

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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November 28, 1930

OJ 12/6, [5] : 11-28-30

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated November 28, 1930

28. Nov 1930
Hochverehrter Herr Doktor!

Wenn mein Schreiben an Sie1 wirklich so undeutlich war, so bedauere ich dann auf das tiefste – irgendwie bewußt ist es mir heute nicht.2 Zunächst hatte ich doch, so viel ich mich erinnere, um allgemeine, nicht an bestimmte Personen gerichtete Zeilen gebeten, die mich nichts anderes vorläufig als legitimieren sollten – für Furtwängler3 selbst wären doch sicherlich auch solche von Dr Weisse4 genügend gewesen, ganz abgesehn davon, daß mir selbstverständlich klar war, daß eine solche Inkommodation im jetzigen Zeitpunkt doch eine Unmöglichkeit und eine Unbescheidenheit gegenüber Furtwängler gewesen wäre. Ich schrieb doch: vor allem bei F.5 dh. doch nur, daß eine solche Legitimation von F. am ehesten anerkannt würde, aber doch nicht, daß sie ausschliesslich für ihn bestimmt wäre oder gar als persönliche Bitte an ihn gedacht war; denn das war mir unbedingt klar, daß ein Weg von mir zu Furtwängler jetzt ein rein persönliches nur sein könnte (soweit es jedem unbenommen ist, ihn für sich zu interessieren) aber niemals jetzt unmittelbar von Dr Weisse oder Ihnen, verehrter Herr Doktor, unterstützt werden könnte. Ich habe schon Dr Weisse geschrieben, wie mich gerade die Einsicht dieser Unmöglichkeit solange unnütz in München zurückgehalten hat trotz des Zuredens aller Bekannten, es doch lieber in Berlin zu versuchen, und noch lange, als ich sogar eines Zugangs zu Furtw. von befreundeter Münchner Seite sicher war – Dinge, die in Anbetracht meiner so schwierigen Lage doch nicht ganz außer acht gelassen werden sollten.

Völlig rätselhaft aber ist mir, warum Sie aus meiner Mitteilung, daß ich in München einen Vortrag gehalten habe, schließen, daß ich in Berlin nun auch reden möchte – das habe ich nun doch auch in meinem Brief auch nicht mit einem Wort angedeutet, wüßte auch nicht, wo ich dazu die Möglichkeit nehmen sollte, abgesehn davon daß ich augenblicklich gar keinen Sinn darin erkennen könnte.

Ihr Skeptizismus nun gegenüber dem “Inhalt meiner Vorträge” (es handelt sich übrigens nur um einen) – er mag mich auch schmerzlich berühren – begreiflich ist er mir natürlich, haben Sie doch Jahre hindurch von mir nichts Direktes mehr gehört, wenn ich auch annehmen konnte, daß Dr Weisse, der mir selbst (es mir ist mir nicht angenehm, von mir sprechen zu müssen) schon soviel Anerkennendes, auch Schmeichelhaftes über mein Erkennen und Wissen in Ihrer Lehre6 gesagt hat, mich manchmal in diesem Sinn auch Ihnen gegenüber erwähnt hat. Warum Sie da gerade von mir, der ich seit mehr als 15 Jahren Ihnen und Ihrer Sache {2} ergeben bin – mindestens mit viel Herz, annehmen, daß ich Ihnen nun doch in der Folge nicht zustimmen könnte, das muß ich wohl nun hinnehmen, wiewohl ich so gut wie nur eines weiß und es mir nie aus dem Sinn gekommen ist, daß in geistigen Dingen nur das Absolute Geltung haben kann und ich daher auch in der “Folge” zustimmen mußte.7

Selbst wenn man in einem Vortrag vor Leuten, die doch zunächst in eine fremde Sache eingeführt und für sie gewonnen werden sollen, noch einfacher sein müßte und manches “Esoterische” für ein weiteres zuerst zurückbehalten müßte, wer könnte da auf ein Nichtzustimmen schließen – solange das absolut Künstlerische im Vordergrund steht, und das kann auf jeder Stufe gewahrt werden; das Absolute ist im Standpunkt – wenn bei der Mitteilung auch noch vieles ungesagt bleiben muß. Und so konnte ich auch zuerst vor allem nur von dem sprechen, was mir zunächst als das Wichtigste (und auch als der fundamentale Unterschied zu jeder andern “Theorie”) erscheint: der Begriff der Auskomponierung, die Reproduktion des vertikalen (naturgegebenen) Klanges in die Zeit durch Horizontalisierung dem Verlauf der Musik in der Zeit entsprechend, woraus sich der neue und wahre Tonalitätsbegriff ableitet: Absteckung des Tonraumes (wodurch der Zeitverlauf gleichsam nun überwunden ist) – Wer könnte in einem Vortrag außer dem Wesentlichen schon alles sagen?

Ich bitte Sie, verehrter Herr Doktor, mir all diese Erklärungen nicht übel nehmen zu wollen – gesagt mußte es doch sein – und bitte bewahren Sie mich im Andenken

als Ihren stets ergebenen
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Wollen Sie bitte auch meiner [ sic ] Verehrung Ihrer werten Frau Gemahlin gegenüber ausdrücken.

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December 5, 1930

OJ 12/6, [6] : 12-5-30

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated December 5, [1930]

5. XII [1930]
Sehr verehrter Herr Doktor!

Für Ihren gütigen Brief1 meinen innigsten Dank; daß ich stets bestrebt sein werde, Ihr freundliches Vertrauen zu rechtfertigen, brauche ich Ihnen doch nicht erst betonen. Wie ich es schon in meinem vorigen Schreiben erwähnt habe, handelt es sich mir darum, eine Autorisation für hier in der Hand zu haben; also etwa in der Art, daß ich zunächst bei Ihnen persönlich studiert und dann bei Ihrem berufenen Schüler Dr W.,2 ferner vollständig die Probleme, deren Kern – wie Sie betonen – ich richtig erfaßt habe – in mir verarbeitet habe, sodaß ich nun wohl imstande bin, andere in das Wesen Ihrer Lehre und ihre Bedeutung einzuführen. — Wenn Sie mir gestatten, werde ich mir auch gelegentlich erlauben, Ihnen über etwaige Erfolge und den Verlauf meiner Angelegenheiten hier3 Bericht zu erstatten.

Vielleicht interessiert es Sie schon heute zu hören, daß der Kreis um Edw. Fischer4 sich sehr für Schenker interessiert, daß der beste Schüler Conrad Hansen,5 mit dem ich mich fast angefreundet habe, die Beeth. Sonaten nur in Ihren Ausgaben spielt und spielen läßt, und im Übrigen (über Ihre Anregung) nur die Urtext Ausgaben propagiert (freilich damit hier eine “Insel” bildet).

Also nochmals meinen innigsten Dank und ergebensten
Gruß Ihr
[ sign’d:] Oswald Jonas

{verso} [in hand of HS:]
Anbei[?] Vriesl. [/] Lieder

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February 25, 1931

OJ 12/6, [7] : 2-25-31

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated February 25, 1931

25. Feb. 31

Sehr verehrter Herr Doktor!

Ich gestatte mir, Ihnen anbei einige Aufsätze von mir einzusenden; vielleicht interessiert Sie einiges daran[corr. from darin]. 2 davon (Skizzen1 u. Rhythmik2) sind schon über 5 Jahre alt und jetzt nur ein wenig überarbeitet worden. Den dritten schrieb ich jetzt auf Auftrag einer pädagogischen Zeitschrift, die hier vom Zentralinstitut herausgegeben wird – ich bekam ihn zurück mit der Bemerkung, daß er zu theoristisch (die Zeitschrift ist vor allem für Lehrer! gedacht!) sei, wiewohl es einfacher doch kaum mehr möglich ist. Sehr dankbar wäre Ich Ihnen, wenn Sie mir ein paar Zeilen Ihrer Meinung darüber schreiben würden. Da die Aufsätze wieder eingereiht sind,3 möchte ich noch um vorläufige Diskretion bitten.

Empfehlen Sie mich bitte Ihrer werten Frau Gemahlin und seien Sie meiner steten Verehrung gesichert.

Ihr dankbarer
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Schönebg
Mühlenstr 2

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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March 30, 1931

OJ 12/6, [8] : 3-30-31

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated March 30, [1931]

{recto}
Postkarte
Absender: Dr Oswald Jonas
Schönebg
Mühlenstr 2

[An:] Dr. Heinrich Schenker
in Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN C | 30. 3. 31. 11-12 | [illeg] ||

{verso}
30. III

Sehr verehrter Herr Doktor!

Herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief.1 Inzwischen haben Sie wohl erfahren, daß Herr Dr E.2 den Aufsatz3 bringt ebenso (wahrscheinlich schon im nächsten Heft) eine Buchbesprechung des “Meisterwerks Bd III”,4 die hoffentlich Ihren Beifall finden wird. Eine Anfrage möchte ich mir erlauben: Sie haben in einem der Tonwille Hefte ein N.B. Beethovens zur zweiten C dur Fuge Bachs besprochen – ich habe nun den Notennachlaß Beeth.s hier durchgesehn, da ist aber nebst Partiten und Inventionen (mit mehreren solcher x) nur der I. Band Wohltemp. Kl. enthalten.5 Sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie mir darüber eine Mitteilung zukommen ließen, ob wo dieser II Bd. ist oder ob Sie von dritter Seite darüber Kenntnis erhalten haben. Indes verbleibe ich mit bestem Dank und einem herzlichen Ostergruß an Sie und werte Frau Gemahlin

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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April 17, 1931

OJ 12/6, [9] : 4-17-31

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated April 17, 1931

17. IV 31

Sehr verehrter Herr Doktor!

Zunächst meinen herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief und die herrliche Mozart Stelle.1

Dr Weisse2 schrieb mir, wie es Ihnen erwünscht wäre, all die verstreuten Aufsätze wieder gesammelt vor sich zu haben. Da ich diese Arbeit sehr gerne übernehmen möchte (übrigens auch einen großen Teil bereits herasugesucht und abgeschrieben habe) möchte ich sie nur fragen, ob Sie an wahllose Vollständigkeit denken oder an eine Auswahl z.B. die Menge Kritiken und Buchbesprechungen in der Zeit oder nur die etwas größeren, geschlossenen Aufsätze (etwa inhaltlich gruppiert – Allgemeines, Brahms, Bruckner, Italien Oper etc). Bis jetzt habe ich durchgesehn: Wochenblatt,3 Zeit,4 Zukunft5 B 1-10 – hoffentlich bekomme ich hier in der Bibl. auch die andern Sachen.

Ich wäre Ihnen auch dankbar für eine baldige Nachricht. – Bei mir gibt es nicht viel Neues. Der Aufszatz “Analyse und ihr Wert im prakt. Unterricht” wird in der deutschen Tonkünstler Ztg6 erscheinen, für mich selbst dürfte sich demnächst ein Weg zur allg. Musikztg.7 bahnen. Freilich das Offizielle ist hier die sogenannte “Schulmusik” – nichts lernen – oberste Devise.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Frau Gemahlin das beste Wohlergehn und bleibe Ihr dankbarer

[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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March 3, 1932

OJ 12/6, [10] : 3-3-32

Typed letter from Jonas to Schenker, dated March 3, 1932

Berlin, den 3. März 1932

Sehr verehrter Herr Doktor!

Mit großer Freude habe ich gehört, welchen Anteil Sie an meinen Bestrebungen hier in Berlin nehmen. Wenn ich Ihnen nicht schon längst ausführlich geschrieben habe, so hängt das vor allem damit zusammen, daß das Resultat meiner Bemühungen größtenteils durch die katastrophale Mißgunst der Zeit in keinerlei Verhältnis zu diesen steht und daß der tägliche Kampf trotz des guten Willens Gutgesinnter einen in ständigem Atem hält. Auch sind die Menschen selbst hier nicht mehr von jener absoluten Verläßlichkeit, wie man es früher gewohnt war - die Not hat sie eben auch schon ein wenig zermürbt.

Von meiner Tätigkeit haben Sie wahrscheinlich durch Herrn van Hoboken1 gehört. Das Schwierige an meinem Kurs „Einführung in die Lehre H. Schs.” ist der Umstand, daß er als Sonderkurs geht, d.h. von den Schülern des Konservatoriums extra bezahlt werden muß, eine fast unmögliche Sache in einer Zeit, wo die meisten um eine Ermäßigung des normalen Schulgeldes ansuchen müssen. Möglich daß nach Ostern hier eine Änderung geschaffen wird, jedenfalls bemühe ich mich in dieser Richtung.

Direktor Graener,2 ein rührend guter Mensch, bemüht sich sehr für mich, aber es ist eben nicht alles von ihm abhängig. Im übrigen hat er mir aufgetragen, Ihnen seine tiefste Verehrung auszudrücken. Am 9. und 16. werde ich übrigens zwei Vorträge für die Lehrer halten. (Den ersten: allgemeine Einführung in die Lehre vom Ursatz an Hand der Beiden ‚kleinen Präludien[’] in C; den zweiten unter dem Titel: „Geist der Form; Fuge und Sonate”). Beiliegenden Aufsatz, den ich Ihnen zur gütigen Beurteilung ein- {2} sende, habe ich für die Allgemeine Musikzeitung bestimmt, an dessen Herausgeber, Paul Schwers, Dr. Furtwängler mir eine glänzende Empfehlung gegeben hat. Es ist übrigens schon eine Umarbeitung, die erste Fassung war für die Leserschaft angeblich zu „schwer”! Ja, der Inhalt der „führenden” Zeitschriften, das ist ein trauriges Kapitel. Im Dezember habe ich im Rundfunk einen Vortrag über die „Wiederholung in der Musik” gehalten, ein weiterer über „Phantasien für Klavier” (Bach, Haydn, Beethoven) wird hoffentlich bald folgen. (Übrigens spiele ich am 10. zum 100. Todestag Clementis am Rundfunk.) Dies von mir für heute.

Ich hoffe, daß Sie sich voller Gesundheit erfreuen und sich rüstig und wohl fühlen. Wie geht es Ihrer werten Frau Gemahlin? Macht Ihnen übrigens die Stunde mit den Weissezöglingen3 Freude? Wenn es Ihre kostbare Zeit einmal erlaubt und Sie auch nur wenige Zeilen an mich richten würden, bedeutete es für mich eine innige Freude! Indes verbleibe ich mit den besten Empfehlungen an Ihre werte Frau Gemahlin Ihr stets dankbarer

und ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Augenblicklich versuche ich mich an einem “Lehrbuch”,4 dessen Plan ich Ihnen gelegentlich vorlegen möchte.

Anbei 1 Aufsatz.5

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here by kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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March 24, 1932

OJ 12/6, [11] : 3-24-32

Typed letter from Jonas to Schenker, dated March 24, 1932

Berlin, den 24. März 1932

Hochverehrter Herr Doktor!

Meinen herzlichsten Dank für Ihren Brief und die Karte,1 mit denen Sie mir eine große [Freude] bereitet haben. Auch Dr. Furtwängler2 hat der Aufsatz gefallen und mir im letzten Konzert nochmalige Unterstützung bei Schwers3 zugesagt. Im Konzert4 gab es eine wundervolle Aufführung von Haydn B-dur und Coriolan mit kaum überbietbaren Steigerungen. Nach dem Ravel Klavierkonzert wirkte übrigens “Don Juan” von Strauß [ sic ] geradezu erlösend!

Nun habe ich im Konservatorium drei Vorträge gehalten (bei den ersten beiden war auch Herr van Hoboken5 anwesend), schwach besucht, aber darüber rege ich mich nicht mehr auf. Ich besprach im ersten Bach kleinen Präludium C, in den weiteren Grundriß der c-moll Fuge, Thema und Beantwortung der Es-dur und als Beispiel schlechter Beantwortung Reger d-moll. Sonaten: Haydn D, Mozart F-dur. In einem nächsten kommt dann noch op. 106 und 109 und Brahms A-dur 100. In meinem Kurs ist das kleine Präludium F Nr. 66 zur Besprechung.

Einstein7 hat genau vor einem Jahr die Besprechung des III. Jahrbuches8 bestellt und angenommen, sie aber bis heute nicht gebracht, allerdings zwei andere kleine Sachen. Vielleicht besinnt er sich doch. Bei einem Vortrag, den ich in einer Privatgesellschaft gehalten habe, hat er sich auf meine Einladung hin wegen Zeitmangel entschuldigt. Seine Kritiken werden übrigens immer unangenehmer (Sie passen sich eben dem Milieu B. Tageblatt9 an!). Ich bin ja neugierig, wie er sich auf eine baldige Einsendung von mir (“Choral und Harmonielehre”) benehmen wird.

Nun habe ich eine Anfrage und Bitte: Ich möchte Dr. Furtwängler für nächstes Jahr vorschlagen, den “Saul” mit der Bearbeitung Brahms’10 zu bringen und {2} möchte die dazu notwendige Arbeit übernehmen. Glauben Sie, daß ich die Erlaubnis dazu von der Ges. f. [ recte d.] Musikfreunde bekommen würde und halten Sie die Absicht überhaupt für durchführbar? Existieren ausser der Orgelstimme auch ergänzende Instrumentalstimmen? Sehr dankbar wäre ich Ihnen da für einen Fingerzeig in dieser Angelegenheit.

Nun möchte ich nur noch Ihnen und Ihrer werten Frau Gemahlin recht angenehme Feiertage wünschen und bin Ihr

dankbarst ergebener
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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July 14, 1932

OJ 12/6, [13] : 7-14-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated July 14, 1932

14. Juli 1932
Sehr verehrter Herr Doktor!

Seit einer Woche bin ich nun in Wien und arbeite im Photogrammarchiv.1 – In Berlin gab es nicht mehr viel Neues – trotz eifrigstem Telephonieren war eine Zusammenkunft mit Dr Furtwängler2 nicht mehr möglich, er war nicht allzulange in Berlin und stets mit Probespielen beim Orchester überbeschäftigt. So mußte unsere Zusammenkunft wegen des Brahms-Händel Saul3 für den September gelassen werden, was mir sehr leid tut, da ich ja gerne die Zeit jetzt im Sommer dazu benützt hätte; ich versuche es aber noch bei der Ges. d. Musikfreunde,4 da die National-bibl.5 ohnedies morgen gesperrt wird. Herr Kromer6 hat übrigens ein Exemplar {2} von op. 109 übergeben und ich soll Sie fragen, ob Sie es für sich haben möchten, andernfalls würde er es mir überlassen, da es ja sonst nicht weitergegeben werden darf. Ich war vergangenen Montag neulich mit Herrn Hoboken7 in Berlin zusammen, er erzählte mir viel von den Urlinietafeln,8 auch Dr Salzer9 gab mir jetzt seine Ausarbeitungen von Haydn und Bach.10

Nun eine große Sache: ich habe schon im Frühjahr – glaube ich – in einem Brief angedeutet, daß ich mich mit einer “Einführung in die Lehre Sch.’s”11 befasse – das ist nun indes greifbarer geworden, die Ferienmonate möchte ich vollends zur letzten Ausarbeitung benützen und habe auch mit meinem Vetter, der einen ziemlich angesehenen Verlag besitzt (Saturn Verlag) darüber gesprochen. (Vielleicht erinnern Sie sich, {3} seinerzeit bei der Zeitschriftenfrage)12 war er auch dabei). Dr. Ungar13 meint, daß der Subscriptionsweg für die Herausgabe das sicherste wäre und ich möchte Sie nun fragen, ob Sie irgend ein Adressenmaterial für solche Einladungen haben und es eventuell zur Verfügung stellen würden. Das Buch soll für die bestimmt sein, denen das Jahrbuch14 als Anfang zu schwierig ist, die Harmonielehre15 (die außerdem nicht zu haben ist) aber zu wenig des Eigentlichen bietet – für Lehrer, als erster Weg, dementsprechend nicht zu umfangreich – aber stets betonend, daß es sich hier um die Kunst|16 vor allem handelt, also nicht etwas Nur-handwerkliches (wenn auch soviel Handwerkliches vorausgesetzt ist) und Absoluterlernbares. Wenn es dem Buch nur gelänge, wieder einige zum näheren Befassen mit dem Werke {4} anzuregen, wäre sein Zweck vollkommen erfüllt.17

Ich hoffe, Sie verbringen recht schön und in voller Gesundheit den Sommer, ebenso wie Ihre werte Frau Gemahlin.17

Von Dr Einstein18 kam heute ein großes Bücherpaket zur Besprechung. Jahrbuch III19 erscheint im nächsten oder übernächsten Heft; ich möchte dann sofort auch über die Tafeln schreiben, wenn Sie erlauben! Indes verbleibe ich mit der ergebensten Grüßen an Sie und Ihre Frau Gemahlin

Ihr stets dankbarer
[ sign'd: ] Oswald Jonas
III Untere Weißgärberstr 3F

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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August 30, 1932

OJ 12/6, [14] : 8-30-32

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated August 30, [1932]

{recto}
Postkarte

Absender: Dr. Oswald Jonas
Berlin Schöneb[er]g
Mühlenstr 2

[An:] Dr. Heinrich Schenker
Igls b/ Innsbruck
Tirol

[postmark:] || 3 WIEN 40 | 30.VIII.32 11 | * 4h * |

{verso}
30. VIII

Verehrter Herr Doktor !

Vielen herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen und Einladung.1 Ich fahre heute nach Berlin, um mich dort nun wieder umzusehen. Es ist ja möglich, daß sich da einiges geändert hat (vor allem Rundfunk, wo ich am 14. X einen Vortrag über das Klavierbüchlein 17222 halten soll). Jedenfalls schreibe ich Ihnen von dort sogleich ausführlich. Auch über die Buchangelegenheit, die jetzt wieder im Vordergrund steht. Die Liederhefte von Vrieslander3 besitze ich noch nicht. Ich hoffe, daß Sie und Frau Gemahlin sich im Sommer recht gut erholt haben und bleibe mit den besten Grüßen

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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September 5, 1932

OJ 12/6, [15] : 9-5-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated September 5, 1932

Berlin 5. Sept. 32

Sehr verehrter Herr Doktor!

Aus beiliegendem Probedruck werden Sie ersehen, daß es nun doch Ernst mit meinem Absicht wird.

Der Direktor des in Wien bereits ziemlich angesehenen Verlags, Dr Fritz Ungar1 ist ein Vetter von mir und wird sicher bei nur einigermaßen gegebenen Grundlage mein Interesse wahren. Meine Bitte an Sie, sehr verehrter Herr Doktor, besteht nur darin, mir beziehungsweise Herrn Dr Ungar wenn irgend möglich Adressenmaterial zwecks Zusendung solcher Einladungen zukommen zu lassen. Glauben Sie, daß darunter auch solche sein werden, die mehr als ein Exemplar zum Gebrauch abnehmen würden, also auch ein übriges tun würden? Bitte verzeihen Sie mir diese Belästigung und nehmen Sie mir Müheverursachung nicht übel. Auch für sonstige Ratschläge wäre ich Ihnen sehr dankbar!

Ich bin nun wieder in Berlin – mein Kurs “Einführung in Schenker”2 findet seine Fortsetzung, im übrigen hoffe ich durch Arbeiten für Zeitschriften und Rundfunk mein vorläufiges Fortkommen zu {2} finden! Leicht wird es ja nicht sein.

Dr Furtwängler3 habe ich noch nicht gesehn, ich schreibe ihm aber jetzt auch wegen des Buches. Wissen Sie übrigens vielleicht auch die Adresse von Prof. H. Roth?4 Auch mit Violin5 will ich mich wieder in Verbindung setzen.6

Ich möchte Sie heute nicht weiter belästigen und verbleibe indes mit herzlichem Dank, besten Grüßen an Ihre werte Frau Gemahlin und Ihnen selbst

Ihr ganz ergebener
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Von Dr Einstein7 bekam ich eine lange Reihe theoretischer Werke zur Besprechung. Die Besprechung des Jahrbuches III8 erscheint im nächsten Heft.

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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September 25, 1932

OJ 12/6, [38] : 9-25-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated September 25, [1932]

25. IX.

Hochverehrter Herr Doktor!

Ich möchte Ihnen zunächst nun herzlich danken für Ihren lieben Brief,1 die mich sehr, sehr gefreut hat! Auch für die Mühe, die Sie sich mit der Zusammenstellung der Adressen gemacht haben innigen Dank! – Was Sie von Herrn Hob.2 schreiben, ist sehr betrüblich, für mich schon deshalb, weil er zu mir persönlich wirklich ungemein freundlich war; gerade gestern kam wieder ein Brief – eine Antwort wegen der “Einführung.” Er fragt mich, wieviel schon subscribiert worden ist und wieviel notwendig ist. Ich vermute, daß er eben darüber orientiert sein will – ich schreibe ihm jedenfalls, was mein Vertrag mit dem Verlag enthält, daß 400 Exemplare notwendig sind. Freilich über die Zahl der anherigen Subscribenten kann ich noch garnichts sagen.

Ich will auch Furtwängler3 schreiben, der ist aber {2} noch nicht in Berlin. – Neulich war ich bei Breithaupt,4 der mir alles mögliche versprach, vor allem bei der “Musik” – was aber nicht verhinderte, daß ich nach zwei Tagen beiliegenden Artikel von der Musik5 zurückbekam. Seltsam, da es eine Erwiderung auf einen doch erschienenen Aufsatz ist, aber das ist den Herren unbequem, sie sind auch so “mit Material überhäuft”! (Über allem möglichen Quark nämlich!)

Von Dr Einstein6 bekam ich eine Anzahl Bücher zur Besprechung (darunter Grabner “Lineare Satz[”]7 und dgl. – eben auch ein entzückendes Chopin Buch, Dokumente von Binenthal8 mit sehr hübschen unveröffentlichten Sachen, auch Facsimiles von Autographen!) Vielleicht freute es Sie, auch zu hören daß ich am 30. IX im Rundfunk einen Vortrag habe (Fantasien für Klavier) natürlich sehr populär, und einen [sic] “Deutsche Welle” am 16. X. über das “Klavierbüchlein 1722”.9 In {3} Berlin sind solche Dinge doch eher möglich als in Wien. Auch mein Kurs beginnt wieder am 1 Okt. im Konserv. Ein Vortrag im Rundfunk über das “Archiv”10 ist so gut wie angenommen. Haben Sie übrigens schon das Heft der “Cäcilia”11 erhalten, das ich Ihnen zukommen ließ? Darin ist ein Aufsatz über das Archiv, den eine Bekannte von mir ins Holländische übersetzt hat.

Meine Schülerin, Frau Sandra Droucker,12 hält diese Woche in Oslo einen Vortrag über “Schenker”! – Daß Sie so gütig sein wollen, mir sachliche Ratschläge zu erteilen, nehme ich mit tausend Dank an. – Für heute begrüße ich Sie, Ihnen nochmals herzlichst dankend. Empfehlen Sie mich bitte Ihrer Frau Gemahlin!

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Auf Vrieslander13 bin ich sehr gespannt.

© In the public domain.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 1, 1932

OJ 12/6, [16] : 10-1-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated October 1, 1932

Berlin, den 1. Okt. 32

Sehr verehrter Herr Doktor!

Ihr Brief1 kam fast gleichzeitig mit einem Vrieslanders,2 sowie seinen Liedern vom Verlag. Wiewohl ich die Lieder infolgedessen noch nicht ansehen konnte, will ich Ihnen doch gleich antworten, da Sie ja Montag orientiert sein möchten wegen Hoboken.3 Er hat mir nur das geschrieben, was ich Ihnen schon mitgeteilt habe: er wollte die Zahl der Subscribenten und die der erforderlichen Exemplare wissen, auf irgendeine bestimmte Zahl von seiner Seite hat er sich garnicht festgelegt. Ich antwortete ihm, daß ich ihm vorläufig natürlich nur die Zahl der erforderlichen Exemplare angeben könne. –4

Vielen Dank für Ihre Zustimmung zu dem Aufsatz.5 Ich habe ihn gestern, noch ehe Ihr Brief kam, Furtw.6 eingeschickt mit der Bitte, es doch selbst damit bei der Musik zu versuchen (Riezlers Aufsatz7 ist ihm “gewidmet”!) und muß natürlich jetzt eine Antwort abwarten. Die Musik ist eben jetzt ganz im Fahrwasser Hesses (Riemann, Kurth)8 – der Aufsatz war fast halb im Auftrag des Eigentümers des Verlages, Prof. Krill, zu dem ich allerlei Empfehlungen hatte, geschrieben – und das Resultat! Es wird eben lauter Praktiken – das kennt man ja. Darauf beruht[corr] auch die Halbheit Dr Einsteins,9 der zu mir von geradezu unerhörter Freundlichkeit ist, im übrigen aber Lektor bei Hesse ist. Was soll er tun? Ich bin neugierig, ob er den Aufsatz annehmen wird, den ich fast fertig habe und der mir sehr viel Freude macht.

{2} [Der Titel:] “Musikalische Meisterhandschriften”10 mit vielen Beispielen und Versuchen, Zusammenhang von Synthese und Schreibart aufzuzeigen; freilich die Beschränkung, die immer für Notenzutate wegen der Kosten gefordert wird, ist hier gerade sehr hinderlich. Einstein wartet seit 2 Wochen darauf – ich hoffe morgen damit fertig zu sein. Da Sie die “Cäcilia”11 noch nicht erhalten haben, erlaube ich mir, Ihnen die deutsche Grundlage,12 etwas verändert wurde es dann, beizulegen. Vom Berliner Rundfunk kam eine Absage wegen des Archiv13 Vortrages, aber es ist möglich, daß es in München stattfinden wird – ich erwarte noch eine Antwort von dort. Ich lasse bald wieder von mir hören und verbleibe indes mit ergebensten Grüßen, auch an Ihre Frau Gemahlin

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 25, 1932

OJ 12/6, [24] : 10-25-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated October 25, [1932]

25 Okt.
Sehr verehrter Herr Doktor!

Herzlichsten Dank für Ihre freundliche Karte1 – ich freue mich besonders, daß der Aufsatz2 Ihren Beifall gefunden hat, da mir die Arbeit daran viel Freude gemacht hat. Ich will ihn in etwas verkürzter Form nochmals Dr E.3 anbieten; er hat übrigens jetzt einen über Nottebohms Beeth. Skizzen4 angenommen, nachdem ich die Polemik gegen das lächerliche Buch von Mies (Verlag Breitkopf!!!)5 gestrichen habe. Auch hat er mir ein größeres Büchenpaket zur Besprechung übergeben (Grabner, Erpf, Tetzel, Nüll, etc.6) Jahrbuch III7 hoffe ich im nächsten Heft zu finden.

Da Sie die Güte hatten, mir Ihren Rat anzu- {2} bieten, möcht ich Sie bitten, beiliegenden Vortrag zu lesen und mir Ihr Urteil darüber in einigen sachlichen Worten mitzuteilen (soweit es Ihre Zeit erlaubt) – da ich die Beispiele und verschiedenes andere übernommen habe. Auch zu meiner geäußerten Ansicht, daß die Konsonierendmachung der dissonanten Durchgänge im Zusammenhang steht mit der kon[sonanten] Vorbereitung der dissonanten Synkope. –Erscheint Ihnen der Vortrag auch in der Anlage richtig? als Einführungsvortrag? Ich möchte ihn eventuell in andern Städten halten.

–Das bisherige Resultat der Subscription8 ist deprimierend: außer Dr Salzer,9 nicht viel über 20 – möglich, daß Leute eher ein Buch Kaufen, als sich von vornherein durch Bestellung festlegen – es fehlen aber auch aus engstem {3} Kreis ein Anzahl! – Würden Sie die Freundlichkeit haben, mir den Handschriftenartikel10 zurückzusenden, zwecks der Änderungen. Für heute verbleibe ich mit herzlichem Dank und ergebensten Grüßen

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Dr Furtwängler11 hat mir versprochen, unbedingt an die “Musik” zu schreiben.

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November 10, 1932

OC 44/22 : 11-10-32

Typed letter from Jonas to Schenker dated November 10, 1932

Dr. Oswald Jonas
Berlin-Schbg.
Mühlenstr. 2

Berlin, den 10. November 1932.

Sehr verehrter Herr Doktor!

Meinen herzlichsten Dank für Ihren freundlichen Brief1 und den wichtigen Mitteilungen bezüglich Akademie sowie der Beilage. Dass Sie sich wegen der Subskription noch besonders annehmen wollen, ist ungemein liebenswürdig von Ihnen. Ich sende Ihnen nachstehend die Liste der vorläufigen Subskribenten. Von Hoboken habe ich bis heute noch keine Antwort erhalten; die Liste lautet:

. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .Exemplare

Manfred Willfort, Wien III.,2 . . . . . . . 1
Hofrat Dr. Josef Marx, Wien III.,3 . . . 1
Ange [sic] Elias, Wien I.,4. . . . . . . . . 2
Moritz Violin, Hamburg,5. . . . . . . . . . 1
Nina Lachmann, Berlin-Dahlem,. . . . 1
Gerhard Albersheim, Wien XIII.,6 . . . 1
Fr.Dr. Michaelis[,] Berlin-Grunewald, 1
Konrad Wührer, München,. . . . . . . . 1
Miss Jean Slater, Wien I., . . . . . . . . 1
Hilda Rothberger, Wien XIX.,. . . . . . 1
Maja Vomkeller, München,. . . . . . . . 1
Mary Mahler, Wien XVIII.,. . . . . . . . 3
Dr. Felix Salzer, Wien XIII.,7. . . . . . 30
Erich Voss, Bönen b. Hamm, . . . . . . 1
Otto Hinckelmann, Wien XIII., . . . . . 1
Wilhelm Postberg, Bottrop,. . . . . . . . 1
Freiherr von Reigersberg, Bayreuth, .1
Adolf Rosenfeld, Wien I., . . . . . . . . .1
Legationsrat Fritz Stocker, Wien I., . .1
Alfred Kühlenthal, Stuttgart, . . . . . . .1
Trude Kral, Wien XIX.,8 . . . . . . . . . . .1
Ernst Oster, Berlin-Schbg.[,]9 . . . . . . .2
Margarita Jolles, Berlin-Halensee[,] . .1
A. Glas, Berlin W. 56[,] . . . . . . . . . . 1
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ---
. . . . . . . . . . . . . . [ handwritten: ] 57

Soeben habe ich das letzte Heft der “Cäcilia” bekommen mit der Besprechung des 3. Jahrbuches,10 rascher ^[handwritten:] als^ bei Dr. Einstein,11 bei dem der Aufsatz seit März v.J. liegt. Den über Meisterhandschriften12 habe {2} ich der “Musik” geschickt. In der letzten A.M.Z ist ein kurzer über Nottebohm.13 Also nochmals herzlichsten Dank und ergebenste Grüsse

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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November 27, 1932

OJ 12/6, [17] : 11-27-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated November 27, 1932

27. XI 32

Sehr verehrter Herr Doktor!

Vor einigen Tagen erhielt ich von Herrn v. Hoboken1 einen Brief mit einer vorläufigen Absage. Er schrieb daß er gehofft hatte, es würden wenigstens die Hälfte der notwendigen Exemplare subscribiert werden; „dann hätte ich weitere Hilfe überlegt, so aber nicht. Also warten wir ab.” – Indessen sind wohl noch einige Bestellungen eingegangen (von Dr Weisse2 und seinem Kreis vorläufig 7) – im ganzen sind es nun 72. Ja, was nun! Entschuldigen Sie bitte, daß ich Sie damit so belästige. Meinen Sie, ob es besser wäre, an meinen Verleger heranzutreten mit der Frage, ob er es nicht doch versuchen möchte, von der vorgesetzten Anzahl herunterzugehen – wenn v. Hoboken die Hälfte der ursprünglichen, also 200 auf sich nähme und dies Hob. mitzuteilen. Oder das ganze auf eine andere Basis stellen und Hob. nur ein Darlehen für die Druckkosten zu ersuchen, das ihm je nach Eingang zurückgezahlt wird? Und dies dann meinem Verleger vorzuschlagen? Hoffentlich gelingt es doch, dieses Hindernis zu beseitigen. –3

Neulich in der Probe und gestern im Konzert sprach ich mit Dr Furtwängler,4 der mir von {2} seinem Zusammensein mit Ihnen erzählte. Leider ist er ja hier derart umlagert (auch sehr beschäftigt) sodaß noch immer nicht das Zusammentreffen zustandegekommen ist, nächste Woche aber sehr wahrscheinlich. Ich möchte ihn bitten, mir Empfehlungen an die bei ihm spielenden Solisten zu geben, vielleicht ergibt sich da eine Möglichkeit zu Theoriestunden. –5

Haben Sie die neueste Frechheit im letzten Musikheft gelesen über die Vorträge, die Webern6 in einem “Wiener Bürgerhaus” gehalten hat. Meinen die Menschen das alles wirklich im Ernst, was sie schreiben – sind sie so dumm? Ich habe eine Entgegnung an Schwers7 gesandt. Augenblicklich bereite ich einen Vortrag im Rundfunk über Ph. Em. Bach vor (mit Frau Droucker8 und Frau Hüglauer, einer Gesangsschülerin von Vrieslander9)[.]

Nun will ich Sie nicht länger belästigen. Ich hoffe Sie im Vollbesitz Ihrer Gesundheit und bitte Sie, mich Ihrer Frau Gemahlin zu empfehlen.

Mit ergebensten Grüßen

Ihr
[ sign’d: ]Oswald Jonas

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December 15, 1932

OJ 12/6, [18] : 12-15-32

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated December 15, 1932

15.XII 32

Sehr verehrter Herr Doktor!

Vielen Dank für Ihren lieben Brief.1 Den “Kunstwart”2 habe ich indes gelesen; die wenigen Zeilen in der “Selbstanzeige” haben mich wirklich erschüttert, weil sie so ganz kraß einem die Lage vor Augen bringen. Freilich – die Wahrheit hat ja jederzeit ein kümmerliches Dasein gefristet und war stets unbeliebt, weil unbequem. Auf breite Wirkung kann sie nicht berechnet sein. Gerade bei dieser Lektüre hatte ich so stark das Bedürfnis, Ihnen meinen innigsten Dank für Ihr Werk auszusprechen und zu sagen, wie ich stets davon erfüllt bin, was Sie mir gegeben haben.

Gestern war ich bei Dr Furtwängler3 – es war eine sehr schöne und genußreiche Stunde, in der wir uns über alles mögliche unterhielten – auch Kurth4 u. dgl. Er gab mir den “Saul”5 mit, ich habe ihn natürlich erst ganz flüchtig durchgesehen, möchte Sie aber fragen, ob es außerdem eine ausgeschriebene Orgelstimme gibt. – Ich möchte nun gerne darüber etwas schreiben, vielleicht am besten für das Händel Jahrbuch, das Dr Steglich6 herausgab und so im letzten Band von den Mendelssohn Bearbeitungen die Rede ist. Dr Einstein7 muß ja sparsam sein mit Notenbeispielen. Na, schön!

{2} Von Hob.8 habe ich nichts weiteres gehört, ich warte also nun bis Anfang Jänner, bis er bei Ihnen gewesen ist. So muß für ihn ja wirklich kein behagliches Gefühl sein, zu merken, daß man immer auf ihn rechnet. – Anbei sende ich Ihnen ein Exemplar der Besprechung9 – ich habe sie erst heute bekommen. Nun wünsche ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin noch recht, recht angenehme Feiertäge, volle Gesundheit und bleibe

Ihr stets dankbarer
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Die Besprechung ist auch im Novemberheft der “Cäcilia”10 – holländisch übersetzt.

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January 28, 1933

OJ 12/6, [19] : 1-28-33

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated January 28, 1933

28.I.33

Sehr verehrter Herr Doktor!

Herzlichsten Dank für Ihre freundliche Karte.1 Entschuldigen Sie bitte auch mein längeres Schweigen, Schuld daran war vor allem diese Ungewißheit und das Warten wegen des Schicksals der “Einführung.”2 Ich hatte Herrn v. Hob.3 geschrieben, noch nach [Bad] Wörishofen, von wo er aber sicher schon weg war und bis heute nichts gehört. Nun schreiben Sie mir, daß er “irgendwo” in Spanien ist. Da heißt es also weiter abwarten.4

Etwas Erfreuliches: über das “Archiv”5 erscheint an einem der nächsten Samstage mein Artikel (geändert) in der “Vossischen Zeitg” – ein großer moralischer Erfolg (Voss - Ullstein – Tonmeisterausgabe! Verstehen Sie? Mich wundert ja die Unvorsichtigkeit – nachdem in der B[erliner] Z[eitung] in einer Kritik Stuckenschmidts6 vom Schnabel7 Konzert, am Ende direkt auf Schnabels “Ausgabe” {2} verwiesen wird.) Ich tue hier mein möglichstes gegen die “Ausgaben”. Ich unterrichte 4 Schüler des hier sehr bekannten Pianisten Georg Bertram8 in Theorie (sämtliche Konzertieren übrigens bereits) und zeigte neulich einer an Hand der G Dur op. 31 die Schäden der Schnabel Ausg. (wie sie gelungenerweise auch so unpianistisch ist!) Im Konserv. mache ich die e[-]moll Violin-Sonate von Mozart (auch mit Spiel verbunden) und das gibt auch zu derlei manchen Anlaß.4

Vergangenen Montag machte mich Furtw.9 (nach einer einzigartigen Aufführung von Schubert C Dur) mit Fischer Edwin10 bekannt, der das c-moll Beeth. gespielt hat; er hat mich ihm sehr empfohlen, ich hoffe davon Beziehungen und Schüler, was ja das wichtigste bleibt. Am Rundfunk soll ich kurze Einführungsvorträge in die Konzerte halten, die übertragen werden. Am 20 Feb. spiele ich endlich die Dvorak Legenden, dann sollen einige Händel-Brahms Duette drankommen, worauf ich mich sehr freue. Sie sehen, daß hier doch einiges möglicher ist. Sehr schön war gestern ein Hauskonzert von Sandra Droucker11 – sie spielte u.a. die Paganini Variat. {3} wirklich zum Staunen schön. –12

Anbei sende ich Ihnen einige kurze Artikel, woran einer bereits erschienen ist. Vielleicht interessieren sie Sie, wenn sie auch etwas belanglos sind. Die “Saul” Partitur13 habe ich noch zuhause, mir alles übertragen und will darüber einen Bericht schreiben. Von der Brahms Studie,14 die Sie erwähnen, weiß ich noch nichts! Ein Beitrag von Ihnen für das Brahmsjahr?

– Furtw. ist an einer Grippe erkrankt und mußte in Leipzig und wegen Oper absagen, er befindet sich aber schon auf dem Weg der Besserung. Haben Sie das jämmerliche Buch von P. Bekker15 gesehn und den Brief an F.? Neulich hatte ich einen Artikel über F. geschrieben, der nun – für Zeitung berechnet – nicht so recht ins Zeuge gehen konnte. F. hatte es sehr gefreut, nur riet er mir von einer Veröffentlichung ab, da er, wie er meinte, mir dann nicht mehr so leicht behilflich sein könnte. Als Erwiderung auf die Bekkersche Frechheit hätte ich aber doch große Lust dazu. Ich lege ihn übrigens bei (trotz seiner {4} Lückenhaftigkeit) und bitte Sie um ein Wort darüber. – Soviel für heute!

Ich hoffe Sie bei bester Gesundheit und bitte Sie, mich Ihrer werten Frau Gemahlin sehr zu empfehlen.

Mit allen guten Wünschen und vielen Grüßen

Ihr getreuer
[ sign’d: ] Oswald Jonas

4 Aufsätze|16

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March 20, 1933

OJ 12/6, [20] : 3-20-33

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated March 20, 1933

20 März 33

Sehr verehrter Herr Doktor!

Entschuldigen Sie bitte mein längeres Stillschweigen – es hatte verschiedene Gründe. Vor allem wollte ich Ihnen doch schon etwas in der Buchangelegenheit1 mitteilen können, eine Antwort von Hob.2 kam aber erst vor einigen Tagen.

Nachdem ich ihm die Antwort meines Verlegers mitgeteilt hatte, daß noch 200, allermindesten aber 150 Exempl. notwendig seien, schrieb er nun, daß er zu einer Ausgabe von 600 Mark bereit sei. Es ist also endlich eine Basis und positive Antwort – die geringe Differenz wird sich sicherlich noch überbrücken lassen. Ich hoffe also, daß das Buch im Herbst und auch schon überall “wirken” kann.

Haben Sie indes wegen der Neuauflage der Harmonielehre3 etwas gehört? Wie stellt sich die U.E.4 dazu? Wenn keine Aussicht dazu besteht, da ja doch die Neuauflage einer starken Revision bedürfte, halten Sie es für zweckmäßig, meine „Einführung” so zu gestalten, daß sie {2} als vorläufiger Ersatz für die Harmonielehre stehen kann. Bis zu einem gewissen Grade ist dürfte das ja auf jeden Fall nötig sein. Ich selbst habe mir schon längst für Unterrichtswerke eine solche Neugestaltung der Harm. zurechtgelegt! Wie weit soll ich, wie weit darf ich dies benutzen? Sie können sich denken, verehrter Herr Doktor, daß mir Ihr|5 Interesse und die Sache an erster Stelle steht. Ich möchte Sie vielmals bitte[n], mir Ihre genaue Ansicht und Ihren Plan in dieser Richtung bald mitzuteilen.

– Die Absicht, Einführungsvorträge zu Furtw.6 Konzerten am Rundfunk zu halten, muß vorläufig infolge der veränderten Verhältnisse leider aufgeschoben sein – vielleicht gelingt es mir in Wien im Rahmen des Brahmsfestes bei der Ravag.7 Ich habe in diesem Sinn dahin geschrieben. Eventuell auch wegen eines andern Vortrags (z. B. Archiv8)

– Einen kurzen Aufsatz über “Saul”9 hat Dr Einstein10 bei mir bestellt. – Nun heißt es {3} warten, wie sich alles weiter gestaltet.

Für heute verbleibe ich mit besten Empfehlungen an Ihre werte Frau Gemahlin und allen guten Wünschen

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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May 2, 1933

OJ 12/6, [21] : 5-2-33

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated May 2, [1933]

{recto}
Postkarte
Absender: Dr Jonas
Mühlenstr 2

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
in: Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN W | 3. 5. 33 | 5 6 N | 9 G ||

{verso}
2. V

Sehr verehrter Herr Doktor!

Meinen herzlichsten Dank für die Zusendung der Brahms Studie,1 in dieser schönen Form für mich nun besonders genußreich. Bin neugierig, was die Herrschaften damit “anfangen” werden. Jetzt werden sie wieder “Datum” feiern, wie eben andere Daten. Na, ja!

Herr van H.2 hat mir aus Italien geschrieben, daß er am 16. in Wien ist und eine endgültige mündliche Besprechung mit mir und dem Verleger haben möchte, was ja sicher das Vernünftigste ist. So komme ich wahr- {recto} scheinlich um diese Zeit nach Wien und werde mir erlauben, mich dann bei Ihnen zu melden.

Indes verbleibe ich mit den ergebensten Grüßen an Ihre Frau Gemahlin und Sie selbst

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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May 9, 1933

OJ 12/6, [22] : 5-9-33

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated May 9, 1933

9. Mai 33

Sehr verehrter Herr Doktor!

Meinen herzlichsten Dank für Ihre freundliche Karte1 und “Mahnung zum Vorsicht.” Ich hoffe nun doch, daß es jetzt zu einer endgültigen Einigung kommt und das Buch dann rechtzeitig im Herbst herauskommen kann. Ihre beiden Artikel2 hatte ich selbstverständlich gelesen – ich kaufe Freitag stets die Dt. Ztg. wegen der Musikbeilage und Sie können sich meine Überraschung vorstellen, als ich Ihren Aufsatz sah (über die “Vorbemerkung” der Schriftleitung war ich weniger überrascht).

Köstlich finde ich das Wort von {2} von [sic] Brahms in dem andern Aufsatz ”Schauen Sie hinter den 8. Takt!” Aber was nützt das alles – dgl. geht den Menschen eben nicht ein, sie können nicht, sie wollen nicht. Und zu glauben, daß sie durch Schaden Klug werden, ist ein falsches Optimismus. –3

Ich erlaube mir, Ihnen den am 1. IV endlich erschienenen (am Boykotttag4) Aufsatz über das Archiv5 “erweitert” verändert, zu übersenden. Die Überschrift ist so sinnlos wie nicht von mir. – ich komme also am 16. auf eine Woche nach Wien und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir mitteilen wollten, wann ich Sie sehen dürfte.

Furtwängler6 sprach ich noch vor seiner Abreise, ich war bei ihm und {3} wir unterhielten uns viel über Klavierspiel. Über die “Pianisten”!

— Das Brahmsgetue am Sonntag7 war wohl greulich – die Aufsätze in den verschiedenen Zeitungen, furchtbares Niveau!

Nochmals herzlichsten Dank und alles Gute Ihnen und Ihrer werten Frau Gemahlin.

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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September 12, 1933

OJ 12/6, [23] : 9-12-33

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated September 12, [1933]

{recto}
Postkarte
Absender: Dr Oswald Jonas
BlinSchönebg
Mühlenstr. 2

[An:] Herrn [/]Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN-FR [...] | BAHN [...] | 7 – 44 – 12 – 33 ||

{verso}
12. IX

Sehr verehrter Herr Doktor

Entschuldigen Sie bitte mein langes Schweigen – ich war innerlich und äußerlich sehr beschäftigt und hätte Ihnen doch gerne mehr Greifbares geschrieben. Zunächst etwas Erfreuliches: mein großer Aufsatz über Sie ist in der letzten Nummer der Allg. M. Ztg.1 endlich erschienen (was heute natürlich viel auffallender ist), in der nächsten erscheint der Schluß und Sie werden in den nächsten Tagen 2 Exemplare davon erhalten. Das zweite Exemplar möchte ich Sie bitten, Herrn van Hob.2 zu übergeben, da ich seine augenblickliche Adresse nicht weiß. Würden Sie vielleicht auch die Güte haben, mir diese Adresse zu schrieben, da ich nicht annehme, daß er noch in Garmisch ist. Vom Buch3 habe ich einen Teil schon zur Korrektur bekommen, einiges macht mir noch Schwierigkeiten – ich denke aber Ende des Monats mit {recto} allem fertig zu sein. Ich habe die Absicht, einen kleinen Anhang über Herausgebertätigkeit, Handschriften und Archiv4 beizufügen. Halten Sie das für am Platz – jedenfalls dient es zur Vervollständigung des Bildes und ich kann das bringen, was man nun überall abgelehnt hat. Ich hoffe, daß Sie den Sommer gut verbracht haben und empfehle mich Ihnen sowie Ihrer werten Frau Gemahlin

als Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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October 31, 1933

OJ 12/6, [46] : 10-31-[33]

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated October 31 [1933]

{recto}
Postkarte

[Absender:] Dr Oswald Jonas
Schöneberg
Mühlenstr. 2

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN SW | [illeg] | 11 ||

[for message-continuation, see below]

{verso}

31 Okt.

Sehr verehrter Herr Doktor!

Entschuldigen Sie bitte sehr, daß ich so lange nichts von mir habe hören lassen. Eine Grippe und vorige Woche eine böse Zahnsache haben mich leider sehr in Anspruch in[sic] genommen und gehemmt. Augenblicklich weiß ich nicht, was ich zuerst anpacken soll, da ich mit vielem in Rückstand gekommen bin. Dr Furtw.1 sprach ich flüchtig im Konzert, er wollte mich diese Woche zu sich bitten, ich bin neugierig, was ich da erfahren werde. –2

Infolge mancher Abänderungen und Zusätze fürchte ich, daß für den Anhang (Archiv)3 kein Platz {recto} sein wird – ich muß meinen Verleger, der übrigens schon sehr, sehr ungeduldig ist, noch darüber interpellieren. Ist Herr v. Hob4 schon in Wien? Dürfte ich Sie in diesem Fall um seine Adresse bitten? Beste Grüße an Ihre werte Frau Gemahlin.

Mit allen guten Wünschen
Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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December 3, 1933

OJ 12/6, [25] : 12-3-33

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated December 3, 1933

3. Dez. 33
Sehr verehrter Herr Doktor!

Nun ist endlich der Hauptteil meiner Arbeit1 an den Verleger gegangen – nach mancherlei Umänderungen, wobei freilich der Anfang etwas gewachsen ist, hoffentlich nicht in solchem Maß, daß der Verleger es beanständet. Und doch mußte ja noch immer so vieles – vielleicht das Beste? – ungesagt bleiben. Nun es ist aber doch wenigstens so, daß man in einem neuen Band daran anknüpfen und manche Teile vertiefen kann. Bei einer wirklich erschöpfenden Darstellung wäre ja mindestens der doppelte Umfang notwendig gewesen. Nun beläuft sich das ganze doch auf ca 180 Maschinseiten und dann 250 Notenbeispiele. Ja, wenn man hier nur {2} unter etwas günstigeren Umständen arbeiten könnte, aber die Nerven sind furchtbar in Anspruch genommen und wollen nicht immer mehr recht mit. –2

Wie wohl die Verhältnisse in Wien sein mögen! Ich habe so gar keine richtige Vorstellung. –3

Dr Furtw.4 sprach ich neulich in einer Probe – er versicherte mir, daß er das Buch an Prof. Stein5 geben würde und für die Hochschule empfehlen. Im übrigen ist es zu der seit Mitte Juli (!) in Ansicht gestellten Zusammenkunft bis jetzt nicht gekommen. Trotz wiederholten Anrufen etc. Nur ganz flüchtig einmal in Probe und Konzert. Freilich muß man zugeben, daß F. sehr überbürdet ist, besonders in der Oper und mit sonstigen {3} Besprechungen etc. Aber immerhin . . . . !

An Herrn van Hoboken6 habe ich vor ca 4 Wochen geschrieben, bis heute aber keine Zeile seiner Erwiderung erhalten. Sollte er doch noch nicht nach Wien gekommen sein. Ich bin ja neugierig, wo er und doch sich zur Ruhe setzen wird. –7

Ich selbst lebe hier augenblicklich ziemlich zurückgezogen, in Konzerte bis auf einige Furtw. gehe ich überhaupt nicht, und freue mich nur um den Stunden einiger Schüler, denen man ein klein bisschen etwas geben kann. –

Wie geht es Inhen, verehrter Herr Doktor? Sind Sie mit Ihrer Gesundheit zufrieden? Wie steht es in Wien eigentlich mit Schülern? Interessieren geistige Angelegenheiten noch? Und dann: ist der freie {4} Satz8 schon in Druck gegangen?

Entschuldigen Sie bitte diese vielen Fragen. Empfehlen Sie mich bitte sehr Ihrer werten Frau Gemahlin und seien Sie selbst in aller Verehrung gegrüßt von

Ihrem ergebensten
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Grußen Sie bitte die “Seminaristen”9

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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December 8, 1933

OJ 12/6, [26] : 12-10-33

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated December 10, 1933

10 Dez. 1933
Hochverehrter Herr Doktor!

Tausend Dank für Ihren liebenswürdigen Brief.1 Umsomehr, da Sie mir darin von Ihren schlimmen Augen erzählen. Sie haben aber schon viel Dienst gemacht in Ihrem Leben! Ich wünsche Ihnen vom Herzen, daß das bald wieder vollkommen in Ordnung ist.

– An Hob.2 habe ich sofort geschrieben, wiewohl es mir nicht verständlich ist, daß er auf meinen ersten garnicht geantwortet hat. –3

Ich bin sehr froh, daß ich nun das größte4 hinter mir habe, der Rest ist nicht von Bedeutung. Bezüglich des {2} Druckes der Notenbeispiele herrscht noch keine vollkommene Klarheit. Sind die Beispiele in Jahrbuch I, II5 gestochen oder Klischée? Ersteres wäre nämlich wesentlich teurer, bei Klischées fürchte ich wieder, daß sie mehr Platz beanspruchen. Die Schwierigkeit in meinem Fall ist, daß ich es doch für ratsamer gehalten habe, die zu besprechenden Stellen auch “in natura” wiederzugeben (wie in der Harmonielehre6), sodaß noch außerdem eine erläuternde Figur notwendig ist. Ich glaube, daß gerade der praktische Zweck, der mit dem Buch verfolgt wird, dies erfordert, weil sein Gebrauch erleichtert wird. Ich {3} könnte nur dadurch nicht allzugroße Beispiele wählen, habe mir aber manchmal durch z. B. Noten | T.5 - 7 | Noten | u. s. w. geholfen. Nun wenn das Buch Leser auf zu Ihren Werken hinführt und wenn sie dann bei deren Lekture nicht mehr auf fremde Begriffe stoßen, so erscheint mir der Zweck erfüllt. Am meisten lag mir daran (bei den Zitaten aus der Harmonielehre vor allem) zu zeigen, wie die Lehre einheitlich gewachsen ist, wie die Begriffe im Keim schon in diesem ersten Werk zu finden sind (einmal “Verlängerung” für Prolongation!) u. s. w. – –

{4} Ja, wegen Lexikon: Sie scheinen die unsägliche Frechheit übersehen zu haben, die im Einstein lexikon7 nicht unter Schenker, wohl aber unter “Bach” stehen [sic]. Werkers Versuche8 und die “Urlinie Skelettierungen Schenkers”!

Alles Gute Ihnen und Ihrer werten Frau Gemahlin! In dankbarster Verehrung

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Haben Sie schon die neue Ausgabe der “Inventionen” von Landshoff8 mit Rev. Ber.?

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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December 18, 1933

OJ 12/6, [27] : 12-18-33

Typed letter from Jonas to Schenker, dated December 18, 1933

Berlin, den 18. Deze[m]ber 33.

Sehr verehrter Herr Doktor!

Herzlichen Dank für Ihren Brief1 und die Auskunft. Die Zeitschrift2 blättere ich gewöhnlich in der Bibliothek durch, mehr geht leider nicht, infolge ungenügender Kenntnis in der Sprache. Wäre Ihnen daher für die Überlassung einer Übersetzung sehr dankbar. Da möchte ich Sie auch gleich fragen, ob Sie vielleicht noch ein überflüssiges Exemplar Ihrer “Syrischen Tänze”3 besitzen, weil ich hier keins auftreiben konnte und ich sie gerne hier spielen würde.

Als Weinachtswitz folgendes aus dem jüdischen Lexikon (musikalischer Teil von Einstein4 redigiert): “H. Sch., angesehener Lehrer in Wien, bekannt und einflussreich als Herausgeber von {2} Textausgaben . . . . (folgt Aufzählung der Schriften).” Das dürfte so ziemlich der Gipfel sein, an einer Stelle, die ja eventuell widersprechenden “Fachleuten” kaum zu Gesicht kommen dürfte. Ich bemerkte sie bei der Vorarbeit zu einem grösseren Aufsatz “Die Stellung der Juden innerhalb der deutschen Musikentwicklung”, zu dem ich im Rahmen eines größeren Werkes aufgefordert worden bin. Wiewohl ich nur die Komponisten zu bearbeiten hatte - Theoretiker und Reproduzierende hatte ein anderer übernommen - konnte ich mir doch nicht versagen, Ihrer wenigstens in knapper Form zu gedenken, zumal ich in dem Punkt zu dem Inhaber des anderen Ressorts kein gerade unbegrenztes Vertrauen|5 habe. Ich lege Ihnen eine Abschrift der wenigen Zeilen bei.

Sonst gibt es hier nicht viel Neues. Der Rundfunk ist nun dauernd verschloßen. Zeitungen und Zeitschriften fast ebenso wiewohl mir Bosse6 {3} neulich sehr freundlich schrieb, daß meine bald zwei Jahre bei ihm liegenden Aufsätze nur aus Platzmangel noch nicht drangekommen wären. So ist man vorläufig auf die paar Schüler reduziert. Aber es geht zur Not.

Dr. F.7 ist jetzt überreich beschäftigt, vor allem am [sic] der Oper; Proben zu den Konzerten gibt es nun nicht mehr so viele. Von Hob.8 habe ich noch nichts gehört.

Nun wünsche ich Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin noch alles Gute zu den Feiertagen und verbleibe Ihr stets

dankbarer
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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January 19, 1934

OJ 12/6, [28] : 1-19-34

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated January 19, 1934

Postkarte

{recto}
Absender: Dr Oswald Jonas
Schönebg
Mühlenstr 2

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
in: Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN-CHARLOTTENBURG 2 | 19. I. 34 | v ||

[for message-continuation see below]

{verso}
19. I. 34

Sehr verehrter Herr Doktor!

Verzeihen Sie mir bitte, daß ich indes au mich auf Ihre Anfrage1 antworte: Dr Ludwig L.2 Blin Chbg 5 Königsweg 31. – Mein Briefwechsel mit van H.3 ist leider noch nicht abgeschloßen und so kann ich Ihnen leider noch kein Resultat mitteilen. Vielleicht lassen Sie ihm darüber nich|4 nichts verlauten, bei seiner Empfindlichkeit könnte leicht ein Mißverständnis entstehen. Ich hoffe aber, Ihnen wegen des Buches bald Endgültiges und Gutes berichten zu können. Indes versuche {recto} ich in Hamburg, wo ich bei einem Schüler zu Besuch war, eifrig zu werben. (Entschuldigen Sie bitte, die Tinte ist ausgegangen)

Mit den ergebensten

Grüßen Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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March 16, 1934

OJ 12/6, [30] : 3-16-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated March 16, 1934

[printed:] Dr. OSWALD JONAS
[handwritten:] W 30 Bambergerstr. 25

Berlin, den 16. III 34

Hochverehrter Herr Doktor!

Sie werden mein Benehmen vielleicht für etwas unverständlich gehalten haben, aber diesmal konnte ich nicht anders – ich konnte nicht schreiben, ehe nicht der letzte Rest meines Buches endgültig abgeschlossen war. Dies hatte ich mir auch vorgenommen. Nun ist gestern alles auf die Post gegangen, der noch ausständige Teil, den ich leider unter größten Schwierigkeiten aller Art hier zu Ende bringen mußte — manchmal ging es einfach nicht —, die Korrektur der bereits gedruckten Fahnen, Beispiele, etc. Es hat sich wieder das schöne Wort Nestroys bewahrheitet: “von Paris nach St. Pölten geht’s ja, aber von da an nach Wien zieht sich der Weg.”1 {2} Freilich die Hauptsache fehlt noch: d.i. ob Sie mit der Arbeit zufrieden sein werden. Vielleicht hätte manches besser werden können – unter etwas ruhigeren Verhältnissen – und zuzusammengefaßter. Hoffentlich ist mir wenigstens eines gelungen, was mir als das Wichtigste erscheint: daß ihre Lehre vom Ursatz nichts “Ausgedachtes” nichts “Errechnetes” ist, sondern daß sie gewachsen ist aus einer Ohrfähigkeit. Im Keim bereits von Anfang an da! Z.B. Harmonielehre S. 327, wo von Stufengängen “höherer Ordnung” (!) die Rede ist. Das Buch hat vier Abschnitte und 2 Anhänge, wie Sie aus beiliegendem Inhaltsverzeichnis2 ersehen können. Ursprünglich wollte ich einen eigenen ”Form” Abschnitt, mußte aber, da der verfügbare Raum schon ganz überschritten war, mich mit einem Kapitel begnügen. Auch konnten ja dann sowie überhaupt für [corr. from zum or vice versa] Abschn. IV bereits frühere Beispiele herangezogen werden.

Was mir ebenso wichtig erscheint: hoffentlich ist die Absicht gelungen, zum Studium Ihrer {3} Werke anzuregen durch Zitate, Verweise etc.

— Nun möchte ich Ihnen auch danken für Ihre wirklich liebevolle Übersendung der “Syrischen Tänze”,3 die mir unendliche Freude gemacht haben, wie überhaupt jede Zeile und jeder Gruß hier für mich einen wahren Lichtblick bedeutet.

— Ich hoffe, daß Sie mit Ihrem Gesundheitszustand zufrieden sind und sein können. Furtw.4 erkundigte sich neulich eingehend (übrigens auch sonst immer) nach Ihrem Befinden und versicherte mir, wie gerne er Ihnen schreiben möchte. Daß er augenblicklich überbelastet ist, dürfte wohl wirklich stimmen, da er ja auch in der Oper nun sehr viel zu tun hat. Und für mich? Nun ja — er hat neulich Prof. Stein,5 dem ich einen Brief geschrieben hatte, ob er mir nicht Stunden hier oder in Hambg etc. verschaffen könnte, meinethalber angerufen. Das Resultat war, daß Stein mir endlich schrieb, so leid es ihm täte, könne er mir jetzt — “Keine Stelle an der Hochschule verschaffen.” Man schlägt das Unmögliche, das {4} man garnicht im Traum verlangt hat, aus, um vom Möglichen garnicht reden zu müßen. An derlei gewöhnt man sich allmählich, aber leben kann man davon auch nicht. Die Schüler können hier immer weniger zahlen — sie sind treu und anhänglich, das macht Freude, aber davon kann man nun auch nicht leben. Nun versuche ich es seit 2 Monaten in Hamburg, wie Ihnen veilleicht Violin6 erzählt hat, unter Strapazen und Anstrengungen — vorläufig ist nicht viel mehr als die Spesen — und daß ich dort auch nun irgendetwas unversucht lasse, kann man mir nicht sagen. Die Leute staunen mich wie ein Wundertier an, daß mir auch nur das in der heutigen Zeit gelungen ist. Nun wird vielleicht ein Kurs bei Frau Michaels7 zustandekommen — es sind aber 2 Wochen seit der Besprechung und ich habe noch nichts gehört, wiewohl ich am 20. wieder umfahren soll.

— Irgendwelche persönliche Zeit hat Furtw. {5}|8 für mich nun garnicht übrig. Im letzten Konzert war ich übrigens nicht, weil ich arbeiten wollte. Daß er wirklich helfen könnte, glaube ich schon — aber ich bin nicht der einzige, der zu ihm kommt.

Eine andere Affäre hat mich ein wenig mitgenommen. Das es eines Tages zwischen mir und Bertram9 zu Konflikt kommen müßte, von dem ein Teil der Schüler bei mir Theorie lernt, war vorauszusehen. Er arbeitet schon lange gegen mich — weil er sieht, daß seine Schüler etwas erfahren, von dem er eben keine Ahnung hat — nur die Betreffenden sind eben sehr für mich, insbesonders ein Herr Oster,10 der die andern für mich zu gewinnen sucht. Nun ist sozusagen “offener Krieg” — er hat mit einer Drohung geschlossen, die Betreffenden vor eine Alternative zu stellen. Was ihm einen Brief von mir eingetrugen hat, den {6} er wohl jemand zeigen wird. Jedenfalls eine unerquickliche Situation. Umso schlimmer, da ja ein Teil der Schüler sehr von B. abhängig ist. — So gelangt man immer mehr in jene Isolierung, die heute vielleicht angebracht und erwünscht ist, aber die Lebenshaltung natürlich nicht erleichtert. Rundfunk ist ja für mich erledigt, Zeitschriften so gut wie — auch sind sie überschwemmt mit Artikeln. Im jüd. Kultusbund halte ich am 29. einen lächerlich bezahlten Vortrag über “Mendelssohn” — mit Gesang und Klavier. Nun haben Sie ein ungefähres Bild von mir. Sehr würde es mich interessieren, wie Sie die bösen Tage in Wien verbracht haben. Ob Sie irgendwie zu leiden hatten, außer den allgemeinen Schrecken. — Ist übrigens Herr van Hob.11 in Wien? Gehört habe ich seit Monaten nichts von ihm — mein letzter Brief ist ohne Antwort geblieben. {7} Jedenfalls hat er mich irgendwie aufgegeben. Warum weiß ich nicht — ich glaubte ihm genügend plausibel gemacht zu haben, daß die persönliche Kränkung, als die er mein “gebrochenes Versprechen”, dem Archiv12 einer Abschnitt zu widmen, unber aufgefaßt hat, unberechtigt sei. Auch habe ich deshalb ja die Änderung vorgenommen und ihm geschrieben, daß ich mich nun doch zu einem “Anhang” entschlossen habe. Sehr leid tut mir das vor allem deshalb, weil er mich vielleicht nun für “undankbar” hält, wozu er, weiß Gott, nicht die allergeringste Veranlaßung hat. — Nun will ich aber schließen. Ich wünsche Ihnen allerbestes Wohlergehn, ebenso Ihrer werten Frau Gemahlin. Ich verbleibe mit ergebensten

Grüßen stets Ihr
[ sign'd:] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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March 30, 1934

OJ 12/6, [29] : 3-30-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated March 30, 1934

30. III 34.
[printed letterhead:] Dr. OSWALD JONAS
W 30 Bambergerstr 25

Sehr verehrter Herr Doktor!

Zunächst möchte ich Ihnen sowie Ihrer verehrten Frau Gemahlin ein recht frohes Osterfest wünschen.1 Ich hoffe, daß Sie die Tage recht ungetrübt und in frischer Gesundheit verbringen.

Von meinem Verleger kam ein Brief, daß das Buch2 voraussichtlich am 20. April erscheint, was für mich sehr erfreulich.

Hob.3 schrieb mir, daß er am 3. in Wien und den Verleger sprechen möchte, dh. er {2} hat um seine Adresse gebeten.

Sehr schön war das letzte Furtw.4 Konzert am Montag – II, V Symph. Coriolan dasselbe Programm Freitg vorher unter ihm in Hambg habe ich gleichfalls gehört. Er erzählte mir, daß er nach Wien führe nächste Woche und Sie sehen werde.

Er war in ziemlich verzweifelter Stimmung, ob sich indes wieder etwas geändert hat, weiß ich nicht. Glauben Sie, daß es gut wäre, ihn um einen Brief für das Buch zu bitten, da wir vorhaben, dasselbe an Bibliotheken und Konserv. zu senden, was mit einem Begleitschreiben von ihm vielleicht wirkungsvoller wäre.

Sehr dankbar wäre ich Ihnen, wenn Sie bei ihm für mich ein Wort einlegen {3} wollten. – Ich selbst kann nie meine Situation so recht schildern, was soll ich auch antworten, wenn er mich fragt, wie es mir geht. Da sage ich aber, ganz gut. Er versteht wahrscheinlich nicht, daß mir mit 2 halbwegs anständig zahlenden Schülern mehr geholfen wäre als mit allem Fragen etc. An eine Stellung ist jetzt auf keinen Fall zu denken. —

Wie geht es nun bei Ihnen? Ist der Zustand der Augen erträglich? Sehr gerne erführe ich etwas von Ihrem Befinden und Ihrer Lage. Ich hoffe, daß [Sie] mir mein langes Schweigen seit5 meinem vorigen Brief nicht übel genommen haben und es mich nicht entgelten lassen.

Nochmals alles Gute Ihnen und Ihrer werten Frau Gemahlin!

Mit ergebensten Grüßen
Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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April 15, 1934

OJ 12/6, [31] : 4-15-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated April 15, 1934

[printed letterhead:] Dr. OSWALD JONAS
15. April 34

Sehr verehrter Herr Doktor!

Nun will ich Ihnen vor allem für Ihren gütigen Brief und die Karten1 danken. Inzwischen habe ich von dem Verleger einen Brief bekommen, daß Hob.2 doch erhöht3 hat unter der Bedingung, daß der Preis der gleiche bleibt. Nun über die Begleitumstände schreibe ich Ihnen noch, da ich selbst Hob geschrieben habe, worauf er noch nicht geantwortet hat. (Bitte daher vorläufige Diskretion.) Sie haben bis jetzt schon so viel von dem Buch gehört, daß ich fast fürchte, es könnte denn Ihren Erwartungen nicht entsprechen. Zu vielem war leider der Raum zu gedrängt – auch mußte viel Raum den ersten Grunddingen gewidmet werden.

Furtw.|4 sprach ich noch Mittwoch im Konzert. Er erzählte mir, daß in Wien seine Zeit zu knapp für einen Besuch war, und versprach mir, den Brief für das Buch zu schreiben. Nur ist {2} er jetzt auf vierwochentlicher Konzertreise; ich habe zwar die Absicht, das Buch sofort nach Erscheinen ihm mit der wiederholten Bitte nachzusenden, eine Verzögerung wird es aber doch dadurch erleiden. Denn für hiesige Biblioth. und Lehranstalten ist ein Begleitschreiben gerade von ihm unbedingt notwendig. Wissen Sie vielleicht die Adresse von DrWeisse?5 Er hat seinerzeit 7 Exempl. bestellt, weitere Bestellungen in Ansicht gestellt, hat aber keinen ausgefüllten Bestellschein eingewandt, noch sonst etwas. Eine Bestellung von Goos,6 Neumünster. Ich glaube, daß diese Adresse von Ihnen stammt. Was für eine Bewandtnis hat es mit diesen Leuten – vielleicht könnte ich mich mit ihnen in Verbindung setzen; Neumünster ist ja eine knappe Stunde von Hamburg.

Nun möchte ich Ihnen aber einen neuen Plan vorlegen, den ich gefaßt habe. Hat das Buch nur einigermaßen Erfolg, so wäre {3} der Verlag leicht dazu zu gewinnen, zumal es sich um eine Sache handelt, die endlich auch weiteste Kreise interessieren und erfassen könnte. Eine Reihe von Einführungen – zunächst 8-10 Hefte – in Klavierwerke (zunächst), die dann von Monat zu Monat fortgesetzt werden und mit der Zeit die häufigst gespielten Werke der Lit. umfassen könnte. Jedem Heft (oder mindestens am Anfang) vorne eine kurzgefaßte “allgemeine” Einführung und Erläuterung, mit Erklärung der Termini. Die Darstellung möglichst einfach, sehr auf das Praktische gerichtet, mit Vortragsanweisungen etc. Kein Heft stärker als 2-3 Bogen, Notenbeispiele auf Tafeln (zur Verbilligung) und sehr geringer Preis. Ich glaube bestimmt, daß ein Großtel der klavierspielenden Welt danach greifen würde, das Verlangen nach ähnlichen ist indes bestimmt vorhanden. An der Herausgabe könnten sich mehrere beteiligen – es wäre wieder ein schönes Zusammenarbeiten des Kreises (in der Öffentlichkeit) Hier ist es Usus, daß die Musikalienhändlern den bekannteren Leuten, die Neuer- {4} scheinungen ins Haus zur Ansicht senden – ich glaube, daß da große Möglichkeiten für so etwas wären. Ich denke in einem Heft entweder ein größeres Werke oder 2 kleinere Sonaten oder mehrere Klavierstücke oder ein Konzert (besonders wichtig). Ich stelle mir jedenfalls bereits einiges zusammen. Erscheinen müßte es unbedingt Oktober. Ich glaube, daß das Risiko so gering dabei wäre, daß nicht einmal eine besondere Finanzierung möglich7 wäre. Ein teures Buch kaufen sich die Leute nun einmal nicht – können es oft auch wirklich nicht, aber ein Heft zu -.60 eher, wenn der Inhalt sie reizt. Es wäre das aber gleichzeitig das beste Werbemittel auch für die größeren Werke. Ich bin neugierig, Ihre Ansicht darüber zu hören. Ich habe bis jetzt noch niemand davon Mitteilung gemacht.

Für heute verbleibe ich mit allerergebensten Grüßen an Ihr werte Frau Gemahlin und Sie

stets Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Heirs of Oswald Jonas, reproduced here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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June 11, 1934

OJ 12/6, [32] : 6-11-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated June 11, 1934

[ printed: ]Dr. OSWALD JONAS [ handwritten: ] Blin, den 11. Juni 34.

Sehr verehrter Herr Doktor!

Entschuldigen Sie bitte mein langes Schweigen – meine Unschliessigkeit bezüglich meiner Pläne, vor allem ob ich hier bleiben soll oder nicht, ist die Hauptursache davon.1

Leider hat sich der Druck des Buches infolge einiger technischer Schwierigkeiten so verzögert, daß das Erscheinen nicht gerade zum günstigsten Zeitpunkt erfolgen wird. Ich lese jetzt schon die letzten Druckkorrekturen mit den bereits eingesetzten Beispielen. Alles geht immer sofort in die Druckerei und der 22. ist nun das endgültige Datum des Erscheinens.2 Also jedenfalls gehen die Bücher noch im Omni hinaus und da ist doch noch Aussicht, daß es die Adressaten noch erreicht. {2} Kauflust wird ja augenblicklich keine große sein – denke ich mir. Aber im Herbst dann wird man ja doch schon etwas feststellen können. Das Buch ist sehr [ corr. from ja] billig! (über 300 Seiten, 240 Notenbeispiele für M 5-!) Morgen soll ich Furtw.3 anrufen, ich hoffe, daß er nicht wieder hinausschiebt und Schwierigkeiten macht, denn das ist nun einmal sehr wichtig. Haben Sie ihn in Wien jetzt gesprochen?1

Vielleicht gelingt es mir doch, den Vortrag, den mir Edwin Fischer4 für seinen Ausländerkurs in Potsdam zugesagt hat, halten zu können. Ich soll morgen mit Fischer nochmals darüber sprechen.5

Die neu orientierte Zeitschrift für Musikwiss. (jetzt Prof. Max Schneider6) teilte mir vor einigen Tagen mit, daß mein Artikel (über Beethoven Skizzen) in die Setzerei gegangen {3} ist.7 Also einige Möglichkeiten gibt es doch noch. Hat Ihnen Hob.8 vielleicht eine Mitteilung davon gemacht, daß er eventuell an eine Zusammenarbeit mit mir denkt im Anschluß an meinem Plan der Erläuterungshefte9 (event. verbunden mit seinen beabsichtigten Publikationen aus dem Archiv10)[?] Bitte jedenfalls um Diskretion ihm gegen- über – man muß da ja so vorsichtig sein. Das wäre freilich eine schöne Sache, wenn das zustande käme, denn mit den Stunden glaube ich nicht, daß es noch lange gehen wird.1

Willfort11 ist hier, wie Sie wissen – wir sind oft beisammen und musizieren fleißig. Wohin gedenken Sie im Sommer zu gehen und wie fühlen Sie sich gesundheitlich[?] Ich hoffe zum allerbesten!1

Beiliegende Karte fand ich ihn einer Brahms Biographie reproduziert und finde leider nicht, worauf {4} sie sich bezieht. Und in der op 110 auf der a2 – wollte Brahms es also nochmals angeschlagen wissen?12 Wissen Sie mir vielleicht da zu raten?

Empfehlen Sie mich bitte sehr Ihrer werten Frau Gemahlin. Ich verbleibe mit den besten Grüßen und Wünschen für den Sommer

Ihr ganz ergebenster und
dankbarer
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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June 29, 1934

OJ 12/6, [33] : 6-29-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated June 29, 1934

Blin, 29. VI 34

Hochverehrter Herr Doktor!

Tausend Dank für Ihren herzlichen Brief.1 Innigst freue ich mich, daß Sie nun endlich zur gewünschten Ruhe und Erholung kommen. Ich selbst bleibe noch eine Woche in Berlin, fahre denn zu Bekannten in die Cechoslovakei — Ende Juli bin ich allen Voraussicht nach in Bayreuth, worüber Sie sicherlich erstaunt sein werden. Ich soll dort für eine amerikanische Zeitung einen Bericht erstatten und Furtwängler2 ist so freundlich, sich um Freikarten für mich zu bemühen. August möchte ich gern in Wien sein. Schön wäre das, wenn ich Sie auf der Fahrt dorthin besuchen könnte. – Von Hoboken3 habe ich noch nichts wieder gehört; vor 4 Wochen schrieb ich ihm nach Amsterdam. {2} Ob er wohl schon in Garmisch ist?

Nach neuerlichen Verzögerungen (es waren sogar nach der Klischierung in den Noten noch Korrekturen notwendig) soll das Buch am Montag versandtbereit sein. Der Titel wurde geändert in “Das Wesen der musik. Kunstwerkes” Eine Einführung in die Lehre H. Sch.4 Furtw. liest momentan einen Probeabzug — ich hoffe, daß er noch rechtzeitig mir den Brief geben kann, da er eventuell auch für die Schleife Verwendung finden soll. An die Subskribenten wird das Buch jedenfalls sofort verschickt, eventuell noch ohne Schleife, da für sie ja eine Empfehlung nicht mehr nötig ist. Ich warte jetzt die Vorschläge des Verlegers bezüglich der Einführungen in Heftform ab.5 Übrigens wird die Annoncierung des Buches im Börsenblatt {3} und in den Zeitschriften erst im September erfolgen. – (Die U. E. hat ein Annonce Ihrer Werke abgelehnt!)6

Mein Vortrag bei Edwin Fischer7 ist also Dienstag glücklich von Stapel gegangen. Es waren die meisten seiner Schüler, auch die Teilnehmer des Potsdamer Ausländerkurses (ca 30 Leute) da. Der Abend war sehr angeregt. Die Diskussion zwar auf den üblichen banalen Fragen (“haben die Leute das gewußt”? “Warum gilt es nicht auch für Reger etc” u. s. w. – na ja!) basiert — aber jedenfalls wurde doch bei vielen großes Interesse wachgerufen und das kann ja noch weiterwirken. Im übrigen mache ich mir da schon lange keine Illusionen mehr – die Menschen sind in ihren künstlerischen Anschauungen doch zumeist auf dem Standpunkt kindlicher Dilletanten. Der Abend endete sehr fröhlich bei Bowle, Grammophon und (wirklich sehr geschickten) Tanzimprovi- {4} - sationen auf 2 Klavieren. – Vorgestern war ein Hauskonzert von Bruno Eisner8 (den ich augenblicklich mit der Lehre bekannt mache) im Hause Mendelssohn, wo ich im Herbst hoffentlich auch einen Vortrag werde halten können. Mindestens sind die Leute für mich sehr interessiert. Wenn im Verein mit all dem sich dann auch für mich bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen einstellen würden, wäre es jedenfalls sehr erfreulich. Die Aussichten sind vorläufig nicht demnach.

Ich danke Ihnen sehr für Ihre lieben Wünsche und erwidere Sie auf das allerherzlichste. Grüßen Sie sehr Ihre liebe Frau Gemahlin.

In steter Ergebenheit
Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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July 19, 1934

OJ 12/6, [34] : 7-19-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated July 19, 1934

19. Juli 1934.
Sehr verehrter Herr Doktor!

Ihre beiden, so liebenswürdigen Karten1 wurden mir bereits nach Warnsdorf in der C. S. R.2 nachgesandt, wo ich seit 2 Wochen zur Erholung auf Besuch bei Bekannten bin.

Ich danke Ihnen tausendmal für Ihre freundliche Zeilen und hoffe nun, daß Sie durch die weitere Lektüre3 nicht enttäuscht sind; ich weiß aber leider nur zu gut, wo es überall noch fehlt. – Über meine Arbeiten, die ich nun vorhabe, kann ich leider noch garnichts sagen, da mir weder der Verleger auf meine Anfragen bezüglich Kosten etc. bis jetzt präzise geantwortet hat noch van Hoboken4 bezüglich seiner Pläne – 2 Briefe und eine Karte sind seit Wochen (Monaten) ohne Antwort von ihm geblieben. Ist er überhaupt in Garmisch?

Ihre Anfrage wegen Furtw.5 kann ich leider nicht so beantworten, wie es wünschenswert wäre. Ich sehe natürlich ein, daß er in den letzten Monaten geistig wie physisch vollkommen überlastet war, aber schließlich geht das mit dem Buch schon seit etlichen Monaten: zum Schluß, nachdem ich ihn Wochen hindurch täglich – manchmal 3x )|6 anrufen mußte – wollte er doch das Buch lesen, kann dann natürlich noch weniger – und so warte ich noch heute {2} auf irgendein Schreiben von ihm. Ob es noch kommt, zweifle ich sehr, habe auch keine Lust, ihn noch und noch zu belästigen.

Samstag fahre ich nun nach Bayreuth – seltsamer Zufall, daß ich gerade in dieser Zeit zum ersten Mal im Leben dorthin komme. Nun die jüngsten Ereignisse7 werden dort der Festfreude Wahn heimlich auch einen kleinen Dämpfer aufgesetzt haben, was ja sicher nicht unvorteilhaft sein dürfte.

Wenn es nur irgendwie zu machen geht, werde ich mir erlauben auf der Reise nach Wien bei Ihnen vorzusprechen – ich hoffe sehr, daß es möglich sein wird.

Indes wünsche ich Ihnen sowie Ihrer verehrten Frau Gemahlin weiter die beste Erholung und verbleibe mit ergebensten Grüße

Ihr stets dankbarer
[ sign’d: ] Oswald Jonas

P.S. Leider sind trotz aller Sorgfalt und Mühe noch immer eine ganze Reihe Druckfehler stehen geblieben. Es erscheint aber demnächst ein Fehlerverzeichnis.

Bis 27. erreicht mich Post: Bayreuth postlagernd

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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July 25, 1934

OJ 12/6, [35] : 7-25-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated July 25, 1934

25. Juli 34.

Sehr verehrter Herr Doktor!

Tausend Dank für Ihren freundlichen Brief.1 Daß Hob.2 schon so lange nicht mehr in Garmisch ist, verwundert mich sehr. Nun weiß ich garnicht, ob er überhaupt von mir die Post und – das Buch3 bekommen hat. Da er mir seinerzeit Garmisch als seine Sommerszene angegeben hat, hätte er mich wohl von dieser Änderung verständigen können.

Ich habe mich doch entschlossen, von hier direkt am Freitag abend nach Wien zu fahren. Es tut mir sehr leid, daß auf die Art aus meinem Besuch bei Ihnen nichts wird. Wann gedenken Sie nach Wien {2} zurückzukehren?

Bayreuth ist eine entzückende alte Stadt in der schönsten Umliegung – die musikalischen Aufführungen bleiben aber durchaus hinter dem Berliner Durchschnitt zurück.

Interessant in mancherlei Beziehung ist die Wagner Austellung[sic] unter dem Titel ”Genie am Werk”. In der Abteilung ”Kämpfer für Wagner” fehlt z. B. Hermann Levi.4 Auch sonst gäbe es mancherlei zu sagen. Übrigens ist “Parsifal” neu inszeniert mit manchen sehr schönen neuen Dekorationen von Roller(!).5 Wirklich großartig und ergreifend Bockelmann6 als Hans Sachs. Vieles an der Wirkung der Wagnerischen Musik ist mir übrigens hier klarer geworden. {3} Vielleicht daß das Zeitgeschehen da etwas nachhilft. —

Anbei übersende ich Ihnen ein Verzeichnis der Druckfehler, das demnächst gesetzt und nachgeliefert wird. Wegen der Exemplare für Vrieslander7 u. Oppel8 werde ich sofort in Wien fragen. Ich hatte sie seinerzeit selbstverständlich auf die Liste gesetzt. In Wien kann ich dann endlich auch wegen der Einführungshefte9 sprechen. Freilich daß Hob. so garnichts mehr hat hören lassen, erschwert die Sache.

— Übrigens fabelhaft ist hier das alte Opernhaus aus dem [Jahre] 1743, damals als das größte Theater Deutschlands mit unglaublichem Prank erbaut. Das muß jedenfalls {4} eine theaterfreundige Welt gewesen sein, die verstanden hat, daß Schein und Illusion wesentlich zum Theater gehören. – Haben Sie noch einmal etwas von H. Roth10 gehört? Ich hatte ihn im Winter in Hamburg besucht – er arbeitete damals an der Continuoausarbeitung11 der Händel Violin Sonaten. Er ist Musikreferent der Hamburger Nachrichten und ich habe ihm jedenfalls ein Exemplar zukommen lassen.

Empfehlen Sie mich bitte Ihrer werten Frau Gemahlin. Ich verbleibe,

In steter Verehrung
Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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August 6, 1934

OJ 12/6, [36] : 8-6-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated August 6, [1934]

6. August.

Sehr verehrter Herr Doktor!1

Sie beschämen mich immer sehr durch Ihre wunderbaren Karten und vor allem den letzten Brief,2 die mir aber eine Freude ohnegleichen bedeuten. Alles andere wird daneben vollständig bedeutungslos.

Ich bin um eine Woche wieder in Wien, nachdem in Bayreuth auf die alarmierenden und verlogenen Nachrichten aus Wien3 keine Ruhe mehr hatte und den “Ring” Ring sein ließ. Diese ganze Atmosphäre dort war ja geradezu unbeschreiblich. Ich konnte von dort nicht so schreiben, wie es mir {2} eigentlich am Herzen lag. Ich hatte ja jetzt Zeit genug gehabt, die Psyche dieses Volkes und seiner “Bewegung” (Umbruch, Aufbruch - oder wie sie es schon nennen) kennen zu lernen, aber hier konnte man es sozusagen in Reinkultus betrachten. Hauptmerkmal: Dummheit und Verlogenheit. Beispiellose Kontraste zwischen Wort und Tat. Blindwütiges Rennen ins Verderben, in finsterste Barbarei. Ja, nichts schlimmeres auf der Welt als Ideenlosigkeit und noch schlimmer ebendieselbe mit dem aufgesteckten Schild einer “Idee”! Ist Wagnerkult schon eine böse, barbarische Angelegenheit, aber nicht einmal dieser ehrlich, sondern {3} selbst der noch Vorwand einer weitaus schlimmeren. Vor der Vorstellung, in den Pausen nachher – nicht Wagner war das Ziel, sondern . . . . . (wie der Teufel nicht zu Papier zu bringen!) Und die Fäden, die sich vom “Wahnfried”4 zu diesem Wahn spinnen[.] Ein schnurgerader Weg! Alles stimmt! Vor allem das Heidentum und die Maske. Ein Abfall von Gott – beides. Und die satanische Freude am Bösen, an der Zerstörung. Der einzige Unterschied: der Grad des Können bei Wagner und der blutige Dilletantismus heute.

Nun aber bin ich hier und suche, ein wenig zu mir zu kommen. Die furchtbare Verkrampfung in der ich draußen gelebt habe, jetzt kommt das erst so deutlich heraus {4} und äussert sich in einer ständigen Abspannung. Hoffentlich wird das bald besser, freilich der Gedanke, in Sept. da wieder hinaus – ich glaube, den Missionären muß es endlich zu Mute gewesen sein.

Hob.5 schrieb mir, daß er Sie in ca 10 Tagen besuchen würde und ob ich nicht auch kommen möchte. Ja, das wäre freilich sehr schön, aber geht aus sehr einfachen Gründen leider nicht. – Heute komme ich mit meinem Verleger zusammen und hoffe schon mehr wegen der “Hefte”6 zu erfahren.

Nochmals Tausend Dank für all Ihre Freundlichkeit und ergebenste Grüße Ihnen sowie Ihren werten Frau Gemahlin.

stets Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

© Heirs of Oswald Jonas, published here with kind permission.
© Transcription John Rothgeb 2006.

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August 23, 1934

OJ 12/6, [37] : 8-23-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated August 23, 1934

23. VIII 34

Sehr verehrter Herr Doktor!

Besten Dank für Ihre Zusendungen1 und bitte wollen Sie die verursachte Mühe, an der ich vollkommen schuldlos bin, entschuldigen.

Ihre Nachricht bez. Herrn v. Hob2 hat mich sehr interessiert. Leider ist [er] mir bereits auf meine zweite Anfrage bezüglich seiner Pläne und wie er sich das mit Publikationen [vorstellt] bis heute jede Antwort schuldig geblieben. Für mich peinlich, weil ich indes mit meinem Verleger hier doch die Sache wegen der “Einführungen3 in Ordnung bringen will. Dr Ungar4 hat sich entschlossen, Heft 1 in größerer Auflage auf seine Kosten herauszubringen und wir hoffen durch “Abonnements” die weitere Folge zu sichern. Was soll im ersten Heft erscheinen. Ich dachte vor allem an Chopin, wegen der Pianisten (op. 27 Des u. op 34 F5) – vielleicht kollidiert dies aber mit den Publ.-absichten Hob.? Ich möchte auch [corr. from auf] meine Ferienzeit nicht an eine Arbeit wenden, die nicht sofort für den Anfang nötig ist. {2} Oder halten Sie den Beginn mit Chopin für verfehlt? An Furtw.,6 von dem ich garnichts mehr gehört hatte, habe ich geschrieben, daß die Versendung des Buches7 also für Anfang Sept. aufgeschoben worden ist aus praktischen Gründen. Darauf bekam ich ein gedruckte Karte, daß er mit wechseldender Adresse auf Reisen ist und im Herbst erst die Briefe beantworten wird. Also eine vollkommene illusorische Angelegenheit. Soll ich einfach aus seinem seinerzeitigen Empfehlungsschreiben einen Satz für die Buchschleife verwenden? Für den Buchhandel in Deutschland halte ich das für absolut notwendig. – Hob. wollte ursprünglich Ende August hier sein, daß er erst am 5. 9. kommt, ist sehr schade. Ich bin indes zu Besuch bei einem Freund in Grinzing – der ganze Sommer mitten in der Stadt ist zu unerfreulich (XIX Trummelhofgasse 4).

Weiter alles Gute Ihnen sowie Ihrer werten Frau Gemahlin. Ihr
Dankbar ergebener
[ sign’d: ] Oswald Jonas

Ich habe bereits die Korrekturen für die engl. Übersetzung des Archiv Art.,8 sowie der Skizzen Art.9 für die Zeitschrift f. MusikW. bekommen. Beide erscheinen im Septemberheft.

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© Transcription John Rothgeb 2006.

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September 3, 1934

OC 44/20 : [9-3-34]

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated “Monday” [September 3, 1934]]

{recto}
Postkarte
Absender: Dr Oswald Jonas [illeg. word] Wien
XIX Trummelhofgasse 4

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
III
Keilgasse 8
nicht nachsenden

[postmark:] || 1 WIEN [..?] | -3.[illeg] | * 5e * ||

{verso}
Montag1

Sehr veehrter Herr Doktor!

Da ich annehme, daß Sie wegen des Wetters wahrscheinlich nicht solange in Salzburg2 bleiben werden, schreibe ich Ihnen schon heute. Ich bleibe nämlich bis ca 12.d.[M.] in Wien und wäre Ihnen sehr dankbar, wenn ich Sie noch besuchen dürften. Ich hoffe, daß Sie sich recht gut erholt haben. Von Hob.,3 dem ich zweimal geschrieben habe, auch um verschiedene Auskünfte bezüglich seines Vorhabens geboten habe, ist bis heute keine Zeile gekommen! Hat er Angst, daß er sich festlegen könnte? Na ja! – Ich bin noch unter XIX Trummelhofgasse 4 erreichbar! Alles Güte Ihnen und Ihrer lieben Frau Gemahlin

Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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September 18, 1934

OC44/21 : 9-18-34

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, dated September 18 [1934]

{recto}
Absender: Dr Oswald Jonas
Wohnort: W30 Bambergerstr [/] 25

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || BERLIN [illeg] | 18.[illeg] | 40 ||

[for message-continuation, see below]

{verso}
Sehr verehrter Herr Doktor!

Ich bin nun wieder hier gelandet und versuche weiter. Das “wie” ist vorläufig noch eine Frage. Das erste Heft1 soll nun fertig werden – ich bin aber vom 2. Stück (Walzer Form) etwas abgekommen. Wäre nicht vielleicht die a moll Ballade2 angezeigter? Auch der Titel der ganzen Sammlung macht mir noch immer Kopfzerbrechen. Glauben Sie, daß “Tongestalt” geht?

War Klemperer3 bei Ihnen? Ich habe ihm noch am selben Tag das Buch zugehen lassen. Furtw.4 dürfte morgen nach Berlin kommen. Von Landshoff5 kam ein langer Brief, worin er sich bedankt, um einen für ihn vielleicht leichteren Zugang zu Sch. gefunden zu haben. –6

Meine Vorträge in Wien sollen am 26 XI und 3 XII stattfinden (event. im Ehrbar Saal7). Ich soll schätzungsweise die Höhe des Schenker Publikums angeben, mit {recto} dem man rechnen kann. Das ist natürlich nicht so einfach.

Für heute Ihnen und Ihrer verehrten Frau die allerergebensten Grüße

Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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September 24, 1934

OC44/43 : 9-24-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, with additional note from Hans Wolf, dated September 24, 1934

24. IX.34
Sehr verehrter Herr Doktor!

Zunächst herzlichen Dank für Ihre liebe Karte.1 Oppel2 u. Vrieslander3 haben das Exemplar längst erhalten. Auch Prof. Altmann4 habe ich gleich geschrieben.

Die Hefte5 sind natürlich als eine größere Reihe gedacht (Hoffentlich!). Ich bin aber davon abgekommen, das erste Heft ausschließlich als Chopin Heft zu bringen – ich denke, “gemischte Kost” wäre doch besser. –6

Nun ein große Bitte: Soeben kommt Herr Wolf7 aus Hamburg zu mir mit der betrübenden Mitteilung, daß ihm die Einreise nach Österreich verweigert worden sei!! Er dachte, daß vielleicht Furtwängler8 da helfen könnte – für ausgeschlossen {2} halte ich es nicht; ich schreibe ihm jedenfalls sofort und hoffe am Donnerstag, wo ich ihn in der Probe sehe, schon etwas zu erfahren.

Viel eindringlicher wäre es aber vielleicht, wenn Sie selbst, verehrter Herr Doktor, Furtw. sogleich einen dementsprechenden, nachdrücklichen Brief schreiben würden, daß er sich der Sache annähme. Vor allem, daß dieses Studium für Herrn Wolf einfach unersetzlich ist! – Fur heute verbleibe ich mit besten Wünschen und herzlichtes Grüßen

Ihr ganz ergebener
[ sign’d:] Oswald Jonas

[in the hand of Hans Wolf:]

Sehr geehrter Herr Prf. Schenker!

Herr Dr. Jonas war so liebenswürdig die Sache für mich in die Hand zu nehmen, es ist nichts dazu zu ergänzen. Mir wurde der Bescheid gegeben, daß {3} ich erst wieder nach Österreich käme, wenn die Sperre aufgehoben sei. Ich wünschte ich wäre garnicht erst von Wien weggefahren. Wenn Dr. Furtwängler hier nichts erreicht, weiß ich noch nicht, wer mich darüber trösten soll. Entschuldigen Sie, daß ich Sie mit dieser Sache belästigen muß.

Mit den besten Grüßen
Ihr sehr ergebener
[ sign’d: ] Hans Wolf

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October 2, 1934

OC44/46 : 10-2-34

Handwritten postcard from Jonas to Schenker, with addenda by Agnes N. Becker, Hans Wolf, and Ernst Wolf, dated October 2, 1934

{recto}
Postkarte

[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[postmark:] || HAMBURG | 3 [illeg] | 4 [illeg] | * 1 [*] ||
[franked:] Saar- / Abstimmung / 13. Januar 1935]
[for message-continuation, see below]

{verso}
2 Okt. 34

Sehr veehrter Herr Doktor!

Vielen Dank für Ihre liebe Karte.1 Sonntags sprach ich F.,2 der nun die Sache von Herrn Wolf3 direkt weiterleiten wird. Heute fuhr ich nach Hamburg, von Herrn Wolf freundlich eingeladen und sende Ihnen von hier recht herzliche Grüße.

Empfehlen Sie mich bitte Ihrer werten Frau.
Ihr ergebenster
[ sign’d: ] Oswald Jonas

[First addendum:]

Sehr geehrter Herr Doktor!

Die herzlichsten Grüssen an Sie und Ihre Frau Gemahlin sendet Ihnen Ihren ehemalige und ergebene

[ sign’d: ] Agnes N. Becker

[Second addendum:]

Sehr verehrter Herr Prof. Schenker!

Ich hoffe, daß sich alles in Wohlgefallen auflösen wird u. ich nächste Woche wieder bei Ihnen sein kann.

{recto}
Ihr sehr [/] ergebener
[ sign’d: ] Hans Wolf

[Third addendum:]

Als Vater [illeg] Sohnes gestatte ich mir, Sie bestens zu grüßen.

Ihr sehr ergebener
[ sign’d: ] Ernst Wolf

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October 27, 1934

OC 44/9 : 10-27-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker dated October 27, 1934

27. Okt. 34.
Sehr veehrter Herr Doktor!

Zunächst meinen herzlichsten Dank für Ihre beiden freundlichen Briefe.1 Ihre Mitteilung im ersten Schreiben, daß Sie vom Ehepaar Hob.2 wenig zustimmendes über mich gehört haben, bestätigt mir nun die Richtigkeit meiner Vermutung. Schreiben ist dgl. wirklich vielleicht nicht geeignet und so will ich mir das Weitere auch aufsparen, wenn einmal wieder Gelegenheit zu mündlicher Aussprache da ist. H. hat jedenfalls keinen Ursache, sich über mein Betragen zu beklagen, da er mich grundlos belästigt und verdächtigt hat. Das müßte er wohl verstehen. Daß er jetzt mit dem Plan einer Archiv Zeitschrift3 herausrückt, mit dem ich ihm schon oft gekommen bin, ist vielleicht bezeichnend. Nun, wird etwas daraus und benötigt er mich, so wird er sich ja an mich wenden.

{2} Seine 200 Exempl. hat er seinerzeit zur Verfügung gestellt, um Persönlichkeiten, Bibliotheken und Lehranstalten zu beteiligen. Es wird auch eine ganze Reihe teils sehr netter Dankschreiben eingetroffen. (Hambg, Leipzig, Berlin, Köln etc, dann habe ich sehr nette Schreiben von Gieseking,4 den ich übrigens heute im Furtw.5 Konzert gesprochen habe, und Elly Ney,6 die mir auch für ihren heutigen Abend eine Karte geschickt hat.)

Gestern bekam ich von meinem Vetter die letzte Nummer des Käseblattes “23” – die Sie wahrscheinlich auch nun schon gesehen haben werden. Voll dummen Zeugs und schmutziger Pöbeleien. Wegen der Worte “Dr Jonas lügt bewußt” wird [illeg. word] Herr Reich7 jedenfalls wegen Ehrenbeleidigung zu verantworten haben.8 Mein Vetter9 wird sich übrigens der Klage anschließen. {3} Das Wiener Musikliteraturpack ist wohl so ziemlich das niedrigste von der Welt. Herr Reich hat sogar teilweise sein Herz für Schenker entdeckt, mindestens für die wertvollen Originalausgaben. Da dürfte das Pack wahrscheinlich sonst ein Veto der U.E. gefürchtet haben, die sich nicht gern das Geschäft mit den Beeth. Sonaten verderben lassen wird.

– Furtw. war auch zu mir heute rührend nett im Konzert und hat mich für nächste Woche eingeladen. Daß er unter allem sehr leidet, ist sicher. – Er gabe u. a. ein wunderbares Concerto grosso von Händel mit Solo Violine und Cello. –

Ich hoffe, daß in Hamburg jetzt etwas mehr zusammenkommt, 1-2 Kurse sollen jetzt eingerichtet werden und bei einer Pianistin Fromm-Michaels10 (Violin11 sehr gut bekannt) soll ich das nächste Mal einen Vortrag halten. Ich denke, daß es nun doch gehen wird.

{4} Jedenfalls lasse ich mich noch lange nicht unterkriegen!!! – Schön ist das Ihnen zugekommene Wort von Lichtenberg!12 Auch Folgendes, mir neues, fand ich unlängst:

“Wer eine Wissenschaft noch nicht so inne hat, daß der jeden Verstoß dagegen fühlt wie einen grammatikalischen Fehler in seiner Muttersprache, der hat noch viel zu lernen.”

Empfehlen Sie mich bitte Ihrer verehrten Frau Gemahlin und seien Sie ergebenst gegrußt
von Ihren stets dankbaren
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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November 28, 1934

OJ 12/6, [39] : 11-28-34

Typed letter from Jonas to Schenker, dated November 28, 1934

Berlin, den 28.XI.1934
Sehr verehrter Herr Doktor!

Nach mancherlei Überlegung habe ich dem Drängen des Verlegers nachgegeben und ihm die Vollmacht zur Klage eingesandt.1 Mein Zaudern kam aus der Erwägung, daß ich nicht in Wien und bei der Verhandlung nicht anwesend sein kann. Herr Reich könnte aber dem Richter einen “Dreh” vormachen, dem der Anwalt aus Sachunkenntnis einfach nicht gewachsen wäre. So habe ich mich entschlossen, beiliegendes “Opus”2 zu verfassen, erstens um die Nötige Materialuntergrundlage für den Anwalt zu bieten, dann aber um die Herren so zu erledigen, wie es für Schwindler paßt: satirisch und sie zu entlarven. Ob es Herr Schwers,3 den ich darum ersucht habe, bringen wird, weiß ich noch nicht. Ich zweifle noch daran, wiewohl es ihm willkommen sein könnte in Anbetracht der der [sic] bevorstehenden Aufführung der “Lulusuite” von Alban Berg!4

Jedenfalls bitte ich Sie, verehrter Herr Doktor, die Blätter indes unter Ihren Kreis zirkulieren zu lassen, ein Exemplar auch Hans Wolf5 (dessen Adresse ich verlegt habe) zu geben. Er soll es aber nicht gleich Herrn Reich unter die Nase halten – mindestens nicht vor der Verhandlung. Vielleicht gibt der Verleger ein kleines Flugblatt heraus! Halten Sie das für richtig. Sonst werden die Herren ja immer frecher.

Neulich habe ich in Hamburg bei Frau Fromm6 einen Vortrag gehalten – zunächst über die “Wiederholung”, das die Leute sich aber beschwert haben daß sie daraus noch zu wenig über den eigentlichen “Schenker” erfahren {2} haben, wird nun jedesmal bei meinem Aufenthalt dort fortgesetzt werden. Die Gemeinde wächst!

Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Sind Sie auch mit dem Fortschritt der Korrekturen7 zufrieden?

Ich hatte und habe hier leider eine böse Affäre mit dem Jüd. Verlag.8 Aus dem mir zugesandten Revisionsabzug entnahm ich, daß ohne mein Wissen und ohne meine Einwilligung von fremder Hand (ich kenne sie) ein Hymnus-abschnitt über Schönberg nebst anderen Veränderungen (auch in den Zeilen über Schenker) eingestreut worden war – unter meinem Namen. Sie können sich meinen Schreck und meine Empörung vorstellen. Zeitraubender Briefwechsel und Laufen zum Anwalt war die Folge. Und das gerade in diesem Moment der “23” Geschichte! Die Sache ist noch nicht zu Ende! Aus einer Bemerkung im letzten Brief von Wolf an mich schloß ich, daß Herr Reich darüber bereits vom Täter, Herrn Rudolf Kastner,9 der jetzt in Wien weilt, “informiert” worden ist. Eine saubere Welt!!!

Mit ergebensten Grüßen an Sie sowie Ihre werte Frau Gemahlin
stets Ihr
[ unsigned ]10

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December 19, 1934

OJ 12/6, [40] : 12-19-34

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated December 19, 1934

19. XII 34.
Sehr verehrter Herr Doktor!

Anbei sende ich Ihnen die Übersetzung eines in einer englischen Musikzeitschrift erschienen Kritik meines Buches.1 Sie können daraus entnehmen, daß sich der Schwachsinn scheinbar in Permanenz etablieren will. So armselig Dummes Zeug und Vorbeigerede und immer wieder – Schönberg. Es scheint da wieder eine starke Konjunktion zu kommen für die Herrschaften, wahrscheinlich aus dem bedenklichen Trugschluß, daß alles, was verfolgt wird, schon deshalb unschuldig sein muß. – Ja, die Wahrheit ist zwar einfacher, aber schwerer, viel schwerer!

– Am 22. d. ist die Verhandlung gegen Willi Reich2 – ich bin ja neugierig, was wir da wieder vorgetischt bekommen werden. –3

Wenn es mir nun irgendwie gelingt, bin ich im Sommer auf 1–2 Wochen in Wien und möchte dort gern {2} einige Vorträge halten, eventuell in Privatkreisen. Ich habe schon an verschiedene Leute geschrieben, glaube aber, daß es nicht anders gehen wird, als mit “Kartenausgabe”, denn sonst versprechen die Leute zu kommen und lassen mich im letzten Moment sitzen. Und ohne Ersatz der Kosten kann ich ja das leider nicht unternehmen. Hans Wolf4 meinte, daß auf der Universität größeres Interesse dafür bestünde; vielleicht könnte ich dort Vorträge halten. Und zwar vor allem über den Begriff der Klangauskomponierung. Das erscheint mir heute das Allerwichtigste. Bei zweit Vorträgen (so wie ich es jetzt in Hambg. gemacht habe) der erste über Wiederholung im allgemeinen [der] zweite über Auskomponierung als Wiederholung des Naturklanges “in der Zeit”, als Stoff der Musik und Inhalt.

Damit erledigt sich alles gerade von “Theorien” akustischen, 12 Tönen und was sonst noch. – Das wäre schön, wenn das in Wien einmal {3} zustandekäme, nur ist wie gesagt die Verläßlichkeit der meisten Menschen ja sehr zweifelhaft.

– Ich hoffe, sehr verehrter Herr Doktor, daß Sie sich gesundheitlich wohl fühlen und zufrieden sind. Kennen Sie übrigens einen Herrn Carl Johann Perl5 (er hat über das III. Jahrb.6 In der Musik seinerzeit geschrieben)? Ich bin seit sehr langer Zeit heute Abend wieder bei ihm eingeladen und hoffe, einiges Neues zu hören (auch über F.,7 von dem ich augenblicklich nichts weiß!)

So will ich Ihnen und Ihrer verehrten Frau Gemahlin recht schöne Feiertage und alles Erdenklich Gute wünschen und bleibe mit den ergebensten Grüßen

stets
Ihr
[ sign’d: ] Oswald Jonas

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January 13, 1935

OJ 12/60, [41] & [42] : 1-13-35

Handwritten letter from Jonas to Schenker, dated January 13, 1935

{envelope (= [42]) recto}
[An:] Herrn [/] Dr Heinrich Schenker
Wien III
Keilgasse 8

[in another hand in lower-left corner:]
Sonntag den [/] 13.I. geschrieben!

[postmark:] || BERLIN C2 | 14.1.35 | 7-8 | dl ||

{envelope verso}
Dr Oswald Jonas W 30 Bambergerstr 25

{letter = [41]}
13. I 35
Sehr verehrter Herr Doktor!

Lange habe ich leider nichts von Ihnen gehört. Ich hoffe, daß Sie sich der besten Gesundheit und des besten Wohlergehen erfreuen.1

Daß ich die Absicht habe, auf ein paar Tage nach Wien zu kommen, werden Sie wohl gehört haben. Leider sind die Antworten auf meine diversen Anfragen in Wien nicht sehr zufriedenstellend, ich möchte aber doch einen Versuch riskieren, schon deshalb weil ja aus der Entfernung immer das Arrangieren solcher Dinge sehr schwer ist. Wird es möglich sein, daß ich Sie besuche bin[sic]? Sehr dankbar wäre ich Ihnen für eine Mitteilung darüber. Ich fahre am Freitag den 18. weg, bin aber erst Dienstag den 22. in Wien und verbleibe dort vermutlich bis zum 28. Meine Wiener Adresse ist III Untere Weißgärberstr. 37.

{2} Neues hat hier bei mir indes nicht viel zugetragen. Ich lese jetzt zum ersten Mal den Briefwechsel Hildebrand-Fiedler,2 der mir, wie ich glaube, zu manchem Klarheit bringt. Sehr interessant und bedeutsam die Antwort Hildebrands auf den Brief Fiedlers Wagner betreffend. Ja, die musikalische ”Consequenz” von der Hildebrand spricht, sie ist, die verlorengegangen ist und allen zu schaffen macht. —

Geht der Druck des “Freien Satzes”3 gut von Statten? – Empfehlen Sie mich bitte Ihrer werten Frau Gemahlin und seien Sie sehr herzlichst gegrüßt von Ihrem stets ergebenen

[ sign’d: ] Oswald Jonas

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